Mit Biss und Schlagkraft

Ikram Kerwat ist auf dem Weg zur Weltmeisterschaft im Leichtgewicht der Profiboxerinnen. In der Potsdamer MBS Arena stand sie mit der Ungarin Gina Chamie im Ring.

Es war das erste Mal, dass internationales Flair rund um einen Kampf von Ikram Kerwat zu spüren war. Reichlich Fans sind gekommen, junge Frauen in schwarzen Shirts mit oranger Aufschrift: „I’m an Ikimiky Girl“ stehen am Ring und feuern die 32-jährige Profiboxerin an zu ihrem Kampf um den „International Lightweight Title“ des WBC, der einer der wichtigsten Weltverbände des Boxsports ist. Ihre Gegnerin ist keine geringere als die Ungarin Gina Chamie, 26, die bis dahin von ihren 18 Kämpfen 13-mal einen Sieg errungen hat.  

Wie alle Boxer es beschreiben, nimmt auch Kerwat die übrige Welt nicht mehr wahr, als sie in den Ring tritt. Seit Wochen ist sie von ihrem Trainer Sven Ottke auf genau diesen Moment vorbereitet worden. Der Ex-Boxweltmeister hat die Leichtgewichtlerin im September 2015 unter seine Fittiche genommen, weil sie „talentiert ist, Biss hat und bereit ist, sich zu quälen“, wie er sagt. Auch Kerwats Manager Andreas Greiner, der die Boxerin seit einem Jahr unter Vertrag hat, sieht „ganz großes Potenzial“ bei seinem Schützling. 

Als der Gong ertönt, marschiert Kerwat auf die Gegnerin zu. Eine Links-rechts-Kombination nach der anderen trifft die Ungarin hart. Sie verschanzt sich regelrecht hinter ihrer Doppeldeckung. Schon nach anderthalb Minuten geht der Ringrichter dazwischen. Er beendet den Kampf, um die Ungarin vor Verletzungen zu schützen. Jubel für Ikram Kerwat. Mit ihrem Sieg durch technisches K. o. in der ersten Runde hat sie sich den Titel „International female lightweight Champion“ verdient. Eine Leistung, auf die sie stolz sein kann. Und Coach Ottke ist überzeugt, dass seine Boxerin alle Voraussetzungen mitbringt, um das Frauenboxen in Deutschland wieder populär zu machen. Der ungeschlagene Ex-Weltmeis-ter wird mit seiner Erfahrung aus 34 Profikämpfen hilfreich in der Ringecke von Kerwat stehen. Mit diesem Sieg in Potsdam ist die Athletin ihrem großen Traum eines Weltmeistertitels einen Schritt näher gekommen und auch Ottke ist sich sicher: „Wir sind auf dem Weg zur WM!“

Knud Kohr

 

Steckbrief

Am 27. Februar 2015 gab Ikram Kerwat in der Berliner Universal Hall ihr Profidebüt. Hier traf sie in der ersten Runde die Gegnerin Sandy Weber aus Leipzig so schwer, dass der Ringrichter den Kampf abbrechen musste.

Im Juni 2015 wurde Enno Werle als Trainer verpflichtet. Am 1. August 2015 fand der Boxkampf in der Metropolis-Halle in Potsdam-Babelsberg gegen Danka Kruczek (Polen) statt. Kerwat dominierte den Kampf und siegte durch TKO in der ersten Runde. Seit September 2015 steht Sven Ottke in Ikrams Ringecke. Am 19. September 2015 Sieg  gegen Bojana Libiszewska.  Am 17. November Sieg in einem sehr schnellen Gefecht mit Laznar Catalinia bereits nach 18 Sekunden in der ersten Runde durch TKO. Am 12. Dezember 2015 wurde Ikram im Dessauer Glaspalast Internationale Deutsche Meisterin im Leichtgewicht durch einen Sieg gegen Zsofia Bedo in der zweiten Runde. Ihren bisher größten Erfolg feierte Ikram am 9. April 2016, als sie in der ausverkauften MBS Arena in Potsdam den WBC-Female International Lightweight Championship-Titel gewann.

 

66 - Frühjahr 2016
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