Der Kunstbaumeister

In nur zwanzig Jahren verwandelte er das mittelalterliche Berlin in eine barocke Residenz. Das Bode-Museum holt den für die Stadt wohl bedeutendsten Baumeister und Bildhauer Andreas Schlüter mit einer großen Ausstellung in die Gegenwart zurück.

Mit der Sprengung des Berliner Stadtschlosses 1950 verschwand nicht nur ein historisch wichtiges Gebäude, auch der Name seines bis dahin berühmten Baumeisters schien mit in den Trümmern untergegangen zu sein. Lediglich eine letzte Ausstellung mit geretteten Bruchstücken 1964 im Bode-Museum hielt noch einmal die Erinnerung an Andreas Schlüter wach. Das Künstlergenie, dem es zu verdanken ist, dass die Doppelstadt Berlin-Cölln zu einer barocken Residenz wurde, ähnlich den europäischen Vorbildern und damaligen Kunstzentren wie Rom oder Paris, schien vergessen zu sein. Nun zu seinem 300. Todestag unternimmt das Bode-Museum den Versuch, die Bedeutung des Baumeisters für Berlin mit einer imposanten Ausstellung wieder zu beleben. Tatsächlich hat Schlüter in nur zwanzig Jahren der Stadt ein völlig neues Gesicht gegeben, nicht nur als Schlossbaumeister und mit bildhauerischen Meisterwerken, auch mit neuer Stadtplanung. Eingedenk dieser Bedeutung erklärt sich der enorme Aufwand der Ausstellungsmacher: Großen Raum nimmt Schlüters Hauptwerk, der Umbau des Berliner Schlosses ein, das um 1700 als das modernste Europas galt. Doch darüber hinaus beleuchtet die Ausstellung sein gesamtes künstlerisches Umfeld, die Auftraggeber, Vorbilder sowie die Rezeption durch andere Künstler. Für Zeitgenossen war er der „Michelangelo des Nordens“. Dabei kopierte er nicht etwa die Stile seiner italienischen und französischen Vorbilder, sondern interpretierte sie neu. Die Köpfe der sterbenden Krieger am Zeughaus sind der eindrucksvollste Beweis seiner herausragenden Bauplastik. Im Dienste des Kurfürsten Friedrich III. als Schlossbaumeister und Hofbildhauer schuf Schlüter Skulpturen, Standbilder und entwarf Innendekorationen. So war er der ideale Künstler, der das Repräsentationsbedürfnis des nach der Königskrone greifenden Kurfürsten befriedigen konnte. Der Ausstellungsrundgang vermittelt alle Stationen von Schlüters Berliner Schaffenszeit. 

Persönliches über Andreas Schlüter ist allerdings kaum zu erfahren. Hierzu gibt es keine verlässlichen Quellen. Schließlich scheiterte er am Bau des Münzturms an der Nordwestecke des Schlosses und legte 1706 die Bauleitung nieder. Später ging er nach St. Petersburg, nachdem er 1713 endgültig aus dem Hofdienst entlassen worden war. Dort starb er ein Jahr später. Ein Grab existiert nicht. Die Ausstellung ist ein Muss für jeden Berliner. 

Reinhard Wahren 

 

Informationen: 

Ausstellung im Bode-Museum
bis 13. Juli 2014

 

58 - Frühjahr 2014
Kultur