Paradestück des Impressionismus

Die Ausstellung „Die Papageienallee am Wannsee“ versammelt erstmals in Berlin die Hauptwerke der Bremer Liebermann-Sammlung.

Dass Bilder aus Museen und Sammlungen wieder an ihren Entstehungsort zurückkehren, ist sicher selten, aber es ist mit einem besonderen Reiz verbunden. So auch derzeit in die Liebermann-Villa, dem ehemaligen Sommersitz des großen Impressionisten. Zu danken ist das der Kunsthalle Bremen, die mit ihrer bedeutenden Sammlung an den Wannsee gekommen ist, wo einige der Bilder entstanden sind. Damit ist auch eine alte Verbindung wiederhergestellt, denn die Kunsthalle Bremen ist mit Max Liebermann auf das Engste verbunden.

Es war Gustav Pauli, der Sohn des Bremer Bürgermeisters Alfred Pauli, der vor allem als Direktor der Kunsthalle während seiner Amtszeit französische Impressionisten und zeitgenössische deutsche Maler ankaufte und förderte. Wie sein Freund Alfred Lichtwark in Hamburg, der seit 1886 der dortigen Kunsthalle vorstand und mit den Impressionisten der damaligen Avantgarde zum Durchbruch verhalf, versuchte auch Pauli in Bremen ein neues Kunstklima zu befördern. Entgegen dem konservativen Kunstverständnis der Kaiserzeit und dem offiziellen Akademismus, der die neuen Bilder gar als „Farborgien“ verhöhnte, stellte er Bilder von Malern wie Courbet, Monet, Manet, Pissarro, van Gogh, Corinth und Slevogt aus und finanzierte Ankäufe durch Spenden von Bremer Sammlern für die Bremer Kunsthalle. Um die Jahrhundertwende legte er auch den Grundstein für die Liebermann-Sammlung.

Mit Max Liebermann hatte er einen Maler und Freund gefunden, der wie kein anderer zu jener Zeit die moderne Malerei in Deutschland verkörperte. Beginnend mit der großen internationalen Ausstellung 1906 in der Bremer Kunsthalle, waren Bilder von Liebermann selbst, aber auch Leihgaben von engagierten Bremer Kunstsammlern in den dann folgenden Ausstellungen nicht mehr wegzudenken.
Das erste Bild der Liebermann-Sammlung war 1907 ein Geschenk des Kunstvereins, der bereits 1823 gegründet wurde und mit rund 7000 Mitgliedern noch heute gemeinnütziger Träger der Kunsthalle ist. Ein Jahr später folgte die „Kuhhirtin“, ein Geschenk aus privater Hand, was die örtliche Presse als „unerwartete, außergewöhnliche Bereicherung“ pries.

Das berühmteste Bild allerdings, dessen Stellenwert bereits im Titel der Ausstellung in der Liebermann-Villa zum Ausdruck kommt, ist die „Papageienallee“, von Liebermann 1902 gemalt und 1955 für die Sammlung angekauft. Es zeigt das Entree des Amsterdamer Zoos und „ist ein harmonischer Zusammenklang aus Licht und Farbe, ein Paradestück des Impressionismus. Liebermann entwirft darin die Vision eines irdischen Paradieses, in dem die Begegnung des Menschen mit sich selbst und der Natur zusammenklingt mit der Heiterkeit eines sonnigen Sommertages“, so Martin Faass, Museumsleiter der Liebermann-Villa am Wannsee.

Die Ausstellung umfasst insgesamt vierzig Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und Druckgrafiken und versammelt erstmals in Berlin die Hauptwerke der Bremer Sammlung, die selten ausgeliehen werden. Geschuldet sicher auch der Tatsache, dass die Bremer Kunsthalle vorerst wegen Modernisierung und Erweiterung geschlossen bleibt. Auch bietet sich die einmalige Gelegenheit, Bilder, die in den zwanziger Jahren im Atelier der Villa entstanden sind, an ihrem Entstehungsort zu sehen. An dem Ort, den Liebermann sein „Klein-Versailles“ nannte.

Reinhard Wahren

 


Ausstellung
Die Papageienallee am Wannsee

Bis 4. Mai 2009

Liebermann-Villa am Wannsee
Colomierstraße 3, 14109 Berlin

38 - Frühjahr 2009