60 Jahre Fiat 500

Als Fiat am 4. Juli 1957 einen neuen Kleinwagen der Öffentlichkeit präsentierte, war das die Geburt des italienischen Volkswagens. Der „Nuova Cinquecento“, wie die Italiener den Fiat 500 nannten, hatte einen erschwinglichen Preis und markierte damit den Beginn der Massenmotorisierung auch in Italien. Für umgerechnet rund dreitausend D-Mark war er zu haben und füllte in idealer Weise die Lücke, die zwischen dem bis dahin winzigen „Topolino“ und dem zu teuren Fiat 600 bestand.

Auf so etwas wie Komfort mussten allerdings die neuen Autobesitzer gänzlich verzichten. Die ersten Modelle hatten lediglich Ausstellfenster in den Türen und Luftschlitze im Frontbereich. Als hintere Sitzbank diente eine mit Teppich verkleidete Abstufung, und mit einem Messstab musste man prüfen, wie viel Benzin noch im Tank war. Das Auto selbst war zwar kaum drei Meter lang und nur 1,32 Meter breit, doch für vier Personen zugelassen. Mit 13 PS fuhren so Kleinfamilien wie Studenten sogar über die Alpen. Zum echten Kultauto wurde der Fiat 500 aber erst, als die Konstrukteure und Designer den Wünschen der Käufer in den folgenden Jahren nachkamen. Größere Geschwindigkeiten und mehr Komfort erforderten sowohl Verbesserungen in der Ausstattung, für die zuvor Aufpreise nötig waren, als auch mehr Leistung. So erweiterte sich die Modellpalette stetig. Bereits 1958 kam bereits die erste Sportversion mit 21,5 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 105 Kilometer pro Stunde auf den Markt. Zwei Jahre später ein Kombi, 1968 gar eine Luxusvariante. Am Ende präsentierte Fiat ein Modell mit Tempo 140, bis 1972 das Aus für den 500er kam. Insgesamt wurden rund 4 Millionen Autos gebaut. Heute sollen noch 600 000 Cinquecento fahrbereit sein. So hatte die Legende des italienischen VW offenbar kein Verfallsdatum, was Fiat 2007 bewog, die nostalgischen Reminiszenzen für eine Neuauflage des 500er zu nutzen. Tatsächlich ähnelt die moderne Version im Design seinem berühmten Vorbild. Sicher auch ein Grund für die mittlerweile recht erfolgreiche Modellfamilie.

 

Französische Leichtigkeit


Der neue Peugeot 5008 [© Copyright PEUGEOT DEUTSCHLAND GMBH]

Dass Peugeot den neuen 5008 als SUV präsentiert, verwundert kaum, angesichts der immer noch ausgeprägten Nachfrage nach den sportlichen Groß-Pkws mit erhöhter Sitzposition und Allradantrieb fürs Gelände. Doch ein waschechter SUVs ist der 5008 nicht. Abgesehen davon, dass der Allradantrieb fehlt, ist dessen ursprünglicher Van-Charakter weitgehend erhalten geblieben. Die Verantwortlichen bei Peugeot verorten ihn denn auch im Segment der Adventure-SUV’s. Der Vorteil: Es gibt viel Platz für die Insassen und der 5008 SUV wird mit bis zu sieben Sitzen angeboten. Die mittlere Sitzreihe besteht aus drei verstell- und versenkbaren Einzelsitzen, die dritte Reihe hat zwei versenkbare Einzelsitze, die sich allerdings herausnehmen lassen. Um dennoch dem SUV-Charakter auch unter der Karosserie nahezukommen, bietet Peugeot das neue System „Advanced Grip Control“ an, eine Art Traktionshilfe bei schlechten Straßenverhältnissen, etwa bei Matsch und Schnee, und in weniger anspruchsvollem Gelände. Ansonsten überzeugt beim neuen 5008 SUV das sportliche Design mit gestreckter Linienführung und hoher Gürtellinie. Prägend auch der vertikal ausgerichtete Kühlergrill mit horizontalen Zierleisten und Chromfacetten in Verbindung mit den großen Lufteinlässen. Beim Interieur offenbart sich allerdings ein weites Feld, denn sehr unterschiedlich ambitioniert sind die Ausstattungsvarianten. Bei rund 25 000 Euro beginnen die Preise, klettern aber schnell höher: für den 5008 BlueHDi 150 beispielsweise in der Ausstattungsvariante Allure auf 34 000 Euro. In jedem Fall überzeugt das neue, perfekt durchgestaltete Hightech i-Cockpit mit dem individuell einstellbaren Kombiinstrument und dem 8-Zoll-Touchscreen (20,32 cm Bildschirmdiagonale). Drei Benziner und vier Diesel bietet Peugeot zur Auswahl. Alle Motoren sind sparsam – und kraftvoll genug für den neuen SUV-Auftritt des Peugeot 5008.

 

Luxus auf die Spitze getrieben


Der Gipfel: Rolls-Roys Phantom VIII [Foto: James Lipman / jameslipman.com]

Tesla und Rolls-Royce sagten ihre Teilnahme an der IAA 2017 ab, wie viele andere Hersteller auch. Tesla sei nicht auf Branchenevents fixiert, hieß es, und wenn man Autoexperten glauben darf, sei ein schleichender Bedeutungsverlust für einstige Messebesucher festzustellen, weil sich dieses Messekonzept überlebt habe. Wohl auch zu hohe Kosten veranlassten so manche Hersteller, auf ihren Messeauftritt zu verzichten. Warum auch Rolls-Royce in diesem Jahr ferngeblieben ist, lag sicher nicht an den Kosten. Mit ihrem neuen Flaggschiff Phantom VIII hätte die Luxusmarke sicher für Furore gesorgt, denn der Ruf, bestes Automobil der Welt zu sein, hat noch immer seine eigene Anziehungskraft. Mit dem neuen Phantom VIII hat sich allerdings Rolls- Royce selbst übertroffen. Von einem Generationswechsel ist die Rede, doch Luxus auf die Spitze getrieben, wäre eine bessere Beschreibung nach bislang fünf Modellwechseln seit 1925. Denn mit dem neue Phantom VIII könne man angeblich nicht von einem Fahrgefühl sprechen, sondern eher von einem schwebenden Dahingleiten. Dafür sorge die Luftfederung, die mittels Kamera Fahrbahnunebenheiten erfasst und automatisch ausgleicht. Und natürlich könne man im Fond auch klimatisiert liegen. Das Interieur ist aus feinsten Materialien, die Bedienelemente kunstvoll gefertigt, Künstler gestalten die Vertäfelung auf Wunsch individuell und auch unter dem Blech in der neuen Aluminium-Spaceframe-Architektur arbeitet ein V12-Motor mit 570 PS. Dass der Phantom VIII im Übrigen nicht unter 300 000 zu haben sein wird, ist sicher eine Marginalie für die potenziellen Käufer.

 

Neuer Mitspieler aus China


Innerhalb eines Jahres haben sich die Zulassungszahlen von Elektroautos auf dem chinesischen Markt verdreifacht [Abb.: Chery Automobile Co., Ltd]

Der chinesische Autobauer Chery kündigte auf der IAA als Weltpremiere eine neue Modellreihe an, die in Europa in den nächsten Jahren auf den Markt kommen soll. Es handele sich ausschließlich um Modelle mit Elektroantrieb. Das gezeigte erste Kompakt-SUV der neuen Modellfamilie macht die Designausrichtung deutlich, die der „Life in Motion“-Philosophie des Unternehmens folgt. Das neue Modell wird auch in Deutschland mit drei Antriebsvarianten verfügbar sein: hybridelektrisch, als Plug-in-Hybrid und batterieelektrisch. Interessant erscheint das hybridelektrische Modell. Es beschleunige von Null auf Tempo 100 in sechs Sekunden und erreiche eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometer pro Stunde. Dabei liege der Kraftstoffverbrauch bei nur 1,8 Litern. Die Batterie lasse sich an einer normalen Steckdose aufladen. Das neue SUV bietet zudem alles, was derzeit der Automobilbau an intelligenter Technik, Konnektivität und Komfort sowie umfassender Sicherheit bietet. Dazu trugen renommierte Unternehmen bei, die Chery als Entwicklungspartner gewinnen konnte, unter anderen auch Bosch, Hella und Continental. So präsentiert sich Chery als zukünftig neuer ernst zu nehmender Player auf dem europäischen Automobilmarkt. In China ist das 1997 gegründete Unternehmen bereits der erfolgreichste Fahrzeugexporteur.

 

Alternative Antriebe


Honda Clarity FCV [Abb.: Honda]

Während es in der Automobilbranche regelmäßig um Fortschritte und neue Modelle im Bereich der Elektromobilität und speziell um leistungsfähigere Akkus sowie den Ausbau der Stromtankstellen geht, setzen die japanischen Autohersteller auch weiterhin auf den Brennstoffzellenantrieb als vielleicht zukunftsträchtigere Variante einer abgasfreien Antriebstechnik.

So haben sich die Autobauer Toyota, Nissan, Honda und etliche Energie- und Gaskonzerne zusammengeschlossen, um die Entwicklung von Brennstoffzellenautos voranzutreiben. Bis 2020 sollen 40 000 Autos auf japanischen Straßen fahren und an 160 Tankstellen Wasserstoff tanken können.

Die Vorteile eines Brennstoffzellenfahrzeugs sind überzeugend und weisen damit in eine alternative Richtung auf dem Weg zur Elektromobilität: Das Auftanken mit Wasserstoff dauert nur zwei bis fünf Minuten, es gibt kein Reichweitenproblem, die Batterie ist relativ klein und verschleißfrei, der Antrieb arbeitet völlig emissionsfrei. Natürlich stehen den Vorteilen auch Nachteile gegenüber: Die Brennstoffzelle ist wegen ihres Platinanteils teuer, es sind hochfeste Tanks nötig und eine Wasserstofftankstelle auf­zubauen, kostet doppelt so viel wie eine normale Tankstelle. Im Übrigen ist die Herstellung von Wasserstoff energieintensiv.

Derzeit sind in Deutschland nur zwei Kleinserienmodelle auf dem Markt, der Toyota Mirai und der Hyundai ix35 FCV. Honda punktet mit einem günstigen Preis für den neuen Clarity FCV, der bereits in Japan fährt und auch nach Europa kommen wird. Und auch für Mercedes hat das Zeitalter der Brennstoffzelle begonnen. Obwohl die fast fünf Kilo Wasserstoff einer Tankfüllung für rund 500 Kilometer ausreichen, wollte aber Mercedes bei seinem ersten Serienmodell auf Nummer sicher gehen und präsentierte den neuen GLC F-Cell auf der IAA als Plug-in-Hybrid. Reicht der Wasserstoff einmal tatsächlich nicht bis zur nächsten Tankstelle, hilft der Strom aus der Batterie, um etwa 50 Kilometer weiter zu fahren. In diesem Fahrmodus fährt der GLC rein batterie-elektrisch, die Brennstoffzelle ist nicht aktiv. Vorausgesetzt natürlich, die Batterie wurde zuvor an einer Steckdose aufgeladen.

So sind Brennstoffzellen-Autos zwar durchaus marktreif, allein die Zahl der wenigen Wasserstofftankstellen animiert nicht gerade zum Kauf eines solchen Modells. Derzeit existieren in Deutschland nur 34 Wasserstofftankstellen. Im nächsten Jahr sollen weitere folgen und 2023 deren Zahl auf 400 gestiegen sein. In Japan gibt es bislang 90, im Jahr 2020 wollen die dortigen Autobauer im Zusammenwirken mit ihren Partnerunternehmen das Wasserstoff-Tankstellennetz auf mindestens 160 erweitert haben.

Reinhard Wahren

 

 

72 - Herbst 2017