Küchen-Intelligenz

Die Küche spiegelt das Leben und die unterschiedlichen Ansprüche ihrer Benutzer und Bewohner wider. Sie kann traditionell oder minimalistisch sein, Treffpunkt für die Familie, Partyzone, Experimentierfeld oder Luxus pur. Was sie gemeinsam haben, sind Geräte und Materialien, die helfen, die eigene Philosophie umzusetzen und das Zubereiten von Speisen einfacher, zeitsparender, nachhaltiger und schöner zu machen.

Das Märchen kennt wohl jeder, in dem am frühen Morgen die gesamte Arbeit schon in der Nacht durch die Heinzelmännchen erledigt worden ist. Alles ist geputzt und aufgeräumt, die Suppe kocht und der Kuchen steht fertig auf dem Tisch. Oder noch besser: Einmal in die Hände klatschen und rufen „Tischlein deck dich“ und schon stehen die köstlichsten Speisen bereit. Küchenhelfer gibt es auch im wirklichen Leben. Zwar ist es noch nicht soweit, dass Heinzelmännchen in Form von Robotern alle Arbeit erledigen, aber in so manchen Küchen gleiten sie bereits heute als Saug- oder Saug-Wischroboter herum.

Krümelfreie Böden

Die neueste Generation der Saug- bzw. Saug-Wischroboter sind App/Alexa-kompatibel, haben eine Zeitsteuerung und können per Smartphone gesteuert und darauf programmiert werden, wann sie arbeiten sollen. Sie sind mit Allergiefilter und Anti-Stoß-Kontrollen ausgestattet. Es lassen sich Teppiche mit kurzem Flor gut absaugen und auch Tierhaare werden gründlich entfernt. Für Küchen sind diese Roboter besonders geeignet, weil diese meist einen glatten Boden haben und hier viel gekrümelt wird. iRobot, ILIFE, Vorwerk sind Spezialisten auf diesem Gebiet.

Kochendheiß aus dem Hahn

Kochendes Wasser nach Bedarf und ohne Wartezeit aus dem Wasserhahn liefert eine neue Technologie, bei der 100 Grad heißes Wasser direkt aus der Armatur sprudelt. Das System dahinter ist ein integrierter Boiler. Bei der neuesten Armatur von Grohe reicht ein Knopfdruck, um heißes Wasser für die Zubereitung von Pasta oder Tee, zum Tomaten passieren, für die Wärmflasche oder zum Auskochen eines Behälters zu erhalten. Das ist zeit- und energiesparend und schick, inklusive einer zertifizierten Kindersicherung. Ein Wasserhahn von Quooker kann neben normalem und kochendem auch gekühltes, gefiltertes sprudelndes Wasser erzeugen.

Freiheit auf der Arbeitsfläche

Egal, ob in der Küche gekocht wird oder Schulbrote bereitet werden, wichtig ist, dass alles dafür griffbereit und genügend Platz zum Arbeiten vorhanden ist. Küchenbauer verblüffen immer wieder mit innovativen Lösungen auf diesem Gebiet. Selbst die kleinen Flächen um ein Spülbecken herum können für eine Schublade genutzt werden. An der Wand hinter der Arbeitsfläche ist Platz für raffinierte Module, die mehr als Messer in sich aufnehmen: Gewürze, Flaschen, Ablagen für Tablets und Handys inklusive der Lademöglichkeit. Selbst die neuen Kühlschränke von Samsung basieren auf Modulen. Sie können individuell zusammengestellt und erweitert werden. In unterschiedlichen Farben und Oberflächen erhältlich, mit einem Display für Musik und Heimautomatisierung ausstattbar, machen sie jede Küche zum Kunstwerk der eigenen Lebenssituation.

Hightech am Herd

Wenn Männer in der Küche stehen, ist das Thema Technik oft im Spiel: Grill, Kaffeeautomaten, Barmixer und smarte Küche. Das Licht geht beim Betreten der Küche automatisch an und wieder aus beim Verlassen des Raumes. Der Kaffee brüht per App wie von selbst und der Kühlschrank kann nicht nur Eiswürfel herstellen, sondern auch Nachrichten senden. Aber so einfach ist es mit dem technischen Fortschritt auch wieder nicht, denn alle gewünschten Funktionen müsse digital eingerichtet bzw. programmiert werden. Außerdem sollte eine smarte Küche dann auch für die weniger technikaffinen Familienmitglieder nutzbar sein. Aber auch am Herd passiert viel. „Die Hersteller arbeiten am Backofen der Zukunft“, hieß es auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung in Berlin. Die neuen Backöfen sind mit Sensoren bzw. mit Kameras ausgestattet, mit denen das Koch-, Brat- oder Backergebnis automatisch geregelt und überwacht wird. Siemens hat bei den neuen Backöfen clevere Funktion eingebaut: In einigen Modellen gibt es zwei Garräume mit Türen, die sich per Sprachkommando öffnen lassen. Als Schaltzentrale wird, wie bei vielen anderen Küchengeräten die Home-Connect-App verwendet.

Der eigene Komposter

Nicht jeder wohnt in einem Haus mit einem Garten, in dem die frischen Küchenkräuter gedeihen und die schönsten Salatköpfe nur darauf warten, gepflückt zu werden. Lieferanten, Küchenhersteller und Städtebauer nehmen sich zunehmend der Frage nach der gesunden, frischen Küche für immer mehr Menschen an. Weltweit wird am Vertical Farming, der Landwirtschaft in Hochhäusern, geforscht. Außerdem gibt es Stadtgärten in den Ballungsräumen und Imker auf den Dächern. Frisches Obst und Gemüse kann direkt vom Erzeuger nach Hause geordert werden. Manche Anbieter bringen schon fertig portionierte Zutaten zu dem vorher ausgesuchten Wunschgericht an die Haustür. Aber auch in der eigenen Küche ist viel los. Neben ganzen Veggie-Küchen und Kühlschränken, an die man nur klopfen muss, um zu sehen, was darin ist und die sich als wahre Energiemanager entpuppen, ist der eigene Komposter in die vier Wände eingezogen. Er wandelt kinderleicht Küchenabfälle in Pflanzendünger um, das spart Geld und Wege und sieht auch noch schick aus.

Barbara Sommerer

 

80 - Herbst 2019