Opel setzt auf Emotionen

Die 120 Jahre währende Opel-Geschichte hätte fast ihr Ende gefunden, wäre da nicht der französische PSA-Konzern als Retter erschienen. Und nicht nur das: Bereits 2018 wies der ehemals amerikanische Autobauer das beste Ergebnis seiner gesamten Firmengeschichte aus. So geht es bei Opel mit riesigen Schritten voran. Bis 2024 wollen die Rüsselsheimer jedes Modell auch als elektrifizierte Ausführung, wie aktuell die allradgetriebene Plug-In-Hybrid-Variante des Grandland X zum Ende des Jahres, oder rein elektrisch den neuen Opel Corsa-e, anbieten. Bis Ende 2020 sollen acht komplett neue oder überarbeitete Modelle auf dem Markt sein. Doch ist man sich in der Führungsetage bewusst, auch die sportlich orientierte Klientel nicht aus den Augen zu lassen, und, wie es heißt, emotionale Angebote, zu entwickeln.

Was lag da näher, als in der Historie nach Modellen mit entsprechender DNA zu suchen. Große Chancen für eine Wiederbelebung scheint dabei das einstige „Männer-Auto“, der Opel Manta zu haben. 1970 am „Timmendorfer Strand“ vorgestellt, verkörperte das Coupé damals mit niedriger Gürtellinie, langer Motorhaube und kurzem Heck ‚sportliche Männlichkeit‘ schlechthin und galt lange Zeit in eingeschworenen Fankreisen als Kultauto. In zwei bundesweit erfolgreichen Actionkomödien hatte der Opel Manta 1991 seinen spektakulärsten Auftritt. Mit einer Neuauflage ist 2022 zu rechnen.

 

Hauptsache Emissionsfrei H-Alternative


Mercedes GLC F-Cell, ein Wasserstoffauto aus deutscher Serienproduktion [Foto: © Daimler AG]

Für VW ist die Zukunft klar: Der Autokonzern will bis 2023 dreißig Milliarden Euro in die Entwicklung von Elektroautos investieren. Er plant sogar, in Salzgitter eine eigene Fabrik für Batteriezellen bauen zu lassen. Auch Porsche und Audi setzen auf den Strom aus der Ladesäule und hybridisieren zumindest schon mal ihre Oberklasse-SUVs. Es scheint, als sei die Entscheidung für den Batterieantrieb bei wichtigen deutschen Marken endgültig gefallen, Alternativen ausgeschlossen. Nicht so beim wichtigen Autozulieferer Bosch. Dort plädiert man eher für eine technologieoffene Strategie. Das heißt, auch den Wasserstoffantrieb mittels Brennstoffzelle im Blick zu haben und prognostiziert, dass in zehn Jahren ein Fünftel aller Elektrofahrzeuge weltweit Wasserstoff tanken werden. Damit steht Bosch keineswegs allein. Wasserstoff sei der Schlüssel für einen emissionsfreien Autoverkehr, ist vielerorts zu hören, Brandenburg veranstalte eine Wasserstoffkonferenz und in Hamburg entstehe ein norddeutsches Wasserstoffnetzwerk. Die Gründe für eine H-Alternative seien überzeugend: Ein flächendeckendes Strom-Tankstellennetz verschlinge Milliarden. Demgegenüber sei Wasserstoff eine hundertprozentig saubere Energie, aus dem Auspuff komme nur Wasser und Wasserstoff könne in wenigen Minuten nachgedankt werden. Die Reichweite sei deutlich höher als bei E-Autos und die bestehenden Tankstellen müssten nur geringfügig und kostenarm angepasst werden. Autokonzerne, wie Toyota oder Hyundai, haben zwar längst die Alltagstauglichkeit des Brennstoffzellenantriebs mit Reichweiten bis 700 Kilometern bewiesen, doch die meisten Autobauer favorisieren derzeit die Batterietechnik. Aber sie versuchen genauso, als eventuell zukünftige Alternative den Brennstoffzellenantrieb weiterzuentwickeln. Wie zum Beispiel Mercedes mit dem GLC F-Cell, das als erstes Wasserstoffauto aus deutscher Serienproduktion gefeiert wird. So stellt sich in der Autobranche aber nicht etwa grundsätzlich die Frage, Batterie oder Brennstoffzelle? Vielmehr werden zukünftig die Fahrzeugart und -klasse darüber entscheiden, ob ein Batterie- oder ein Wasserstoffantrieb das Mittel der Wahl ist.

 

Der letzte seiner Art


Der 911 Speedster Concept ist die fahrbereite Studie eines aufregenden Sportwagens,
angelehnt an den legendären Porsche 356 Nr 1 Roadster von 1948 [Foto: © 2019 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG]

Als im Frühjahr auf der New York Auto Show der Porsche 911 Speedster als limitiertes Serienmodell vorgestellt wurde, war das Staunen der Besucher unübersehbar. Ein neuer Speedster, der achte der alten Baureihe 991 mit einem 4 Liter großen Boxermotor? Seit 1952 vereint der offene Sportwagen Purismus und Geschwindigkeit wie kein anderer Elfer. Jetzt allerdings noch einmal mit einem neuen Speedster die Modellhistorie aufleben zu lassen, ist eher ein Geschenk an den harten Kern der Porschegemeinde. Denn eingefleischte Porsche-Fahrer haben das Speedster-Gen so verinnerlicht, dass die auf 1948 Exemplare begrenzte Kleinserie bereits ausverkauft ist. Der Letzte seiner Art, mit einem 510 PS starken Boxermotor aus dem GT3 ausgestattet, ist wiederum eine kraftstrotzende Antriebsmaschine, die in 3,8 Sekunden von Null auf Tempo 100 beschleunigt und eine Höchstgeschwindigkeit von 310 Kilometer pro Stunde erreicht – und das offen oder nur mit einer kleinen Stoffmütze. Wer diesen Sportwagen fährt, ist nicht nur seiner Soundkulisse unweigerlich verfallen. Auf die bloße Geschwindigkeit reduziert, vermittelt der Speedster den einzigartigen und offenbar süchtig machenden Fahrspaß. Für Porsche verkörpere er die Ur-Tugenden der Marke: Purismus, Leichtbau, Effizienz und ungefiltertes Fahrvergnügen. Zum Preis von 270 Tausend Euro war der neue Speedster ab Mai zu haben.

 

Rasante Roller


E-Bike und Motorrad in einem. Das eRockit lässt sich auch ohne
Motorrad-Führerschein fahren [Foto: © 2019 eROCKIT® Systems GmbH]

Neben der Formel E fand am ehemaligen Flughafen Tempelhof im Mai das erste Greentech Festival statt: mit dem Anspruch, das große Potenzial grüner Technologien einem breiten Publikum erlebbar zu machen, und mit dem Ziel, „alle Akteure an einem Ort zusammenzubringen: vom Start-up bis zum Big Player, vom Umweltaktivisten bis zum Politiker, vom Forscher bis zum Konzernchef und vom Kronprinzen bis zum Otto Normalverbraucher“, so Marco Voigt, Mitbegründer des Greentech Festivals. Im Mittelpunkt des Publikuminteresses standen die umweltfreundlichen Fortbewegungsmittel, vor allem die Elektrofahrzeuge: E-Autos, E-Bikes, Elektroroller. Für Aufsehen sorgte das pedalbetriebene Elektro-Zweirad eROCKIT, entwickelt von der eROCKIT Systems GmbH, ein Start-up aus Hennigsdorf bei Berlin. Es unterscheidet sich von anderen vergleichbaren E-Fahrzeugen durch wesentlich mehr Flexibilität und größere Einsatzmöglichkeiten, sowohl in der Stadt als auch im ländlichen Bereich. Das eROCKIT hat fast die Leistung eines Motorrades, ist aber zu bedienen und zu fahren wie ein normales Fahrrad. So besitzt es eine intuitive Pedalsteuerung, überrascht aber mit der Beschleunigung eines Leicht-Motorrads. Mit der Höchstgeschwindigkeit von etwa 80 Kilometer pro Stunde und einer Akku-Reichweite von 120 Kilometern ist es flexibel eisetzbar.

 

REINHARD WAHREN

 

79 - Sommer 2019