Noch mehr Fernsehen

Home Entertainment, mit intelligenten Funktionen, brillanten Fernsehbildern, einfacher Bedienung und umfassend vernetzt, ist Hoffnung und Zukunftsmarkt der Unterhaltungselektronik. Doch die Begeisterung dafür hält sich in Deutschland noch in Grenzen.

Dass im Fernsehgerät viel mehr Potenzial steckt, als vor wenigen Jahren noch angenommen, ist mit einem Label verbunden, das mittlerweile aus der Unterhaltungselektronik nicht mehr wegzudenken ist: smart. Dank internetfähiger Fernseher, der Smart-TVs, sowie mit Hilfe von Smartphones, Tablet Computer und Digitalkameras können Filme, Bilder, Musik und Texte beliebig hin- und hergeschoben, getauscht und wiedergegeben werden. Und smarter Fernsehen bedeutet auch, Mediatheken, Video on Demand, Videotelefonie per Skype und Plattformen wie Facebook direkt über das Fernsehgerät nutzen zu können. Markterhebungen zufolge werden Ende dieses Jahres drei von vier verkauften Fernsehern das Smart-Label tragen. Der Internetanschluss werde für Fernseher bald so selbstverständlich wie der Kabel- oder Satellitenempfang, heißt es aus Branchenkreisen. Klagte die gesamte Unterhaltungselektronik im ers­ten Halbjahr noch über schleppenden Absatz, erwartet sie zum Jahresende, auch dank der auf der IFA präsentierten neuen Geräte, einen Umsatzschub. 

So vielversprechend allerdings Smart-TV auch sein mag, in Deutschland ist das Interesse daran nicht so ausgeprägt wie anderswo. Nach einer Umfrage der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik in neun Ländern sind nur 35 Prozent der deutschen Haushalte mit einem Smart-TV tatsächlich mit dem Internet verbunden. Und nur 13 Prozent besitzen Geräte, die sie über Smartphone oder Tablets steuern. Damit liege Deutschland im europäischen Vergleich zurück. Zwar prognostiziert das Markforschungsinstitut GfK bis zum Jahresende den Verkauf von 70 Prozent Fernsehern mit Online-Zugang, doch besteht offensichtlich in Bezug auf Nutzen und Mehrwert von Smart-TV ein Nachholbedarf. Hersteller und Handel haben daraufhin mit der Kampagne „Smarter Fernsehen“ reagiert, die sie zur diesjährigen IFA präsentierten. Die Brancheninitiative soll vor allem für mehr Begeisterung sorgen, soll – besonders den älteren Zielgruppen – den konkreten Nutzen und das Erlebnis der neuen TV-Geräte-Generation nahebringen, markiert auch durch ein spezielles Gütesiegel auf den Smart-TVs. Fachgeschäfte und Elektronik­märkte in ganz Deutschland beteiligen sich an der Kampagne.

Neben dem Zukunftsmarkt Smart-TV, mit all seinen vernetzten Produkten und Möglichkeiten, soll der relativ stagnierende Markt der Unterhaltungselektronik zukünftig von einem weiteren Megatrend profitieren: Ultra HD. Auf der IFA wurden die ersten extrem hochauflösenden Bildschirme vorgestellt. Ein solcher Bildschirm stellt vier Mal so viele Pixel dar wie ein Full-HD-Gerät. Dadurch entstehe beim Betrachter das Gefühl, vor allem auf großen Bildschirmen sehr nahe am Geschehen zu sein, prophezeien Hersteller. Zudem könnten beispielsweise Filme noch emotionaler erzählt werden.

Reinhard Wahren

 

56 - Herbst 2013