Akupunktur kann bei verschiedenen Augenleiden helfen.
Die meisten haben bereits eine Odyssee von Augenarzt zu Augenarzt hinter sich, wenn sie sich naturheilkundlichen Verfahren öffnen. Sie gelten als schulmedizinisch austherapiert. Erst in dieser scheinbar aussichtslosen Situation kommen für viele die verschiedenen Naturheilverfahren ins Spiel.
Dabei bietet gerade die Akupunktur bei verschiedenen Augenkrankheiten gute bis sehr gute Heilungserfolge. Dr. Achim Kürten, Chefarzt am Zentrum für Traditionelle Chinesische und Integrative Medizin des St. Hedwig-Krankenhauses Berlin erläutert: „Sehr gute Erfahrungen haben wir bei uns im Haus mit der Akupunktur beim Glaukom, also dem Grünen Star sowie dem Grauen Star gemacht. Darüber hinaus auch bei Krankheitsbildern, die die Makula betreffen, insbesondere der Makuladegeneration und der Retinitis pigmentosa.“ Dabei werden neben der klassischen chinesischen Akupunkturmethode auch neuere Akupunkturverfahren erfolgreich angewandt. Sowohl das Verfahren des Dänen John Boel als auch die vom Chinesen Prof. Yingqing Zhang entwickelte Eciwo-Methode beziehen sich auf bestimmte, die Augengesundheit fördernde Mikrosysteme. Das heißt, es werden speziell ermittelte Punkte am menschlichen Körper genadelt, die mit den Augen korrespondieren. Solche Akupunkturpunkte können in Augennähe, an Stirn, Ohren oder an den Händen und Füßen angesiedelt sein. Keine Angst, es wird bei der Augen-Akupunktur natürlich nicht in die Augen gestochen. Elemente aus der klassischen chinesischen Akupunktur werden gern auch mit den verschiedenen neuen Akupunktur-Mikrosystemen verbunden und so variiert. Jeder Therapeut entscheidet von Fall zu Fall, welche der Methoden er wann einsetzt.
Gerade diese speziellen Akupunkturverfahren lassen bei Makuladegeneration, sowohl in der trockenen als auch der feuchten Form, Hoffnung aufkommen. In den Medien wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder spektakuläre Fälle von Heilungen vorgestellt. Doch Ärzte und Heilpraktiker beeilen sich zu erklären, dass diese „Wunder“ die Ausnahmen sind. „Das Erreichen eines Stillstandes einer degenerativen Augenerkrankung ist schon als Erfolg zu sehen“, sagt Holger Zier, ein in Berlin und Konstanz praktizierender Heilpraktiker. Er ist auf Augenleiden spezialisiert und fügt an, dass die Einstellung des Patienten der Therapie gegenüber von enormer Wichtigkeit sei. So müssten beispielsweise Raucher mit dem Rauchen aufhören. Neben der Akupunktur arbeitet er zusätzlich auch mit speziellen Tees, einem Ernährungsplan und Mineralstoffen. „Etwa 80 Prozent der Patienten, welche sich an das Behandlungsprogramm halten, können einen Erfolg erzielen“, ergänzt der Therapeut. Vielfach wird heute in der Praxis die Form der Augen-Akupunktur angewandt, die vom Dänen John Boel in den späten 1980er Jahren entwickelt wurde. Holger Zier beschreibt den Ablauf der Behandlung: „Erst einmal untersuche ich den Patienten und mache einen Behandlungstest mit feinsten Akupunkturnadeln in bestimmte Körperpunkte. Je nach Reaktion kann ich feststellen, ob eine Akupunkturbehandlung überhaupt geeignet ist.“ Wenn sich der Patient dafür entscheidet, folgt eine sieben- bis zehntägige Intensivbehandlung. Zweimal täglich werden jeweils 30 Minuten Nadeln gesetzt. „Anschließend kommt die Stabilisierungsphase mit dem Ziel, sich später drei bis vier Mal pro Jahr zur Nachbehandlung zu sehen, je nach Behandlungsfortschritt“, sagt Holger Zier. Während viele Schulmediziner der Augen-Akupunktur gegenüber skeptisch sind, weil aussagefähige Langzeitstudien fehlen, sprechen die Erfolge von Therapeuten wie Holger Zier für sich. Eine nicht repräsentative Anwendungsstudie des Kieler Arztes Hans-Peter Wutta konnte ebenfalls die positiven Wirkungen der Akupunktur in Sachen Makuladegeneration nachweisen, wobei das Alter des Patienten keinen Einfluss hatte. Grundlagenforschung haben auf diesem Gebiet vor einigen Jahren Wissenschaftler der Medizinischen Universität Graz/Österreich betrieben. In Untersuchungen mit gesunden Probanden konnten sie nachweisen, dass eine Akupunktur-Behandlung tendenziell die Durchblutung des Auges fördert. Ebenso gibt es in diesem Zusammenhang deutliche Hinweise, dass eine Verbesserung des vertikalen und horizontalen Gesichtsfelddurchmessers erzielt werden kann. Doch bevor man sich in die Obhut eines Akupunktur-Spezialisten begibt, sollte an Diagnostik und Therapie schulmedizinisch das Notwendige getan worden sein. Gerade bei der feuchten Form der Makuladegeneration sei das besonders wichtig, betonen Augenärzte immer wieder. Verfahren wie die Augen-Akupunktur können gegebenenfalls auch ergänzend eingesetzt werden, so die Verfechter der Naturheilkunde.
Karen Schröder
Information
Erkundigen Sie sich beim Therapeuten danach, wie oft und mit welchem Erfolg er die Augen-Akupunktur schon durchgeführt hat. Die Kosten für die Augen-Akupunktur übernehmen die Kassen in der Regel nicht. Sie variieren von Therapeut zu Therapeut: Von 150 bis 300,– EUR für einen Behandlungstag mit zweimaliger Akupunktur, evtl. mit Vitamin- und Mineralstoffspritzen. Auffrischungsbehandlungen kosten 35 bis 50 EUR. Das St. Hedwig-Krankenhaus Berlin bietet eine Sozialsprechstunde an.