Energiepflanzen liefern grunen Strom

Die Gasag investiert zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Schwedter Bio-Erdgas-Produktionsstätte in eine zweite Ausbaustufe. Während andernorts in Brandenburg wieder Braunkohle als Energieträger zur Stromerzeugung en vogue ist, hält die Gasag an ihrer Strategie fest, mit ihren Mitteln den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region voranzutreiben. Dafür hat die Gasag-Gruppe schon vor fünf Jahren in eine Biogas-Anlage in Rathenow investiert. 2011 kam eine zweite Anlage in Schwedt hinzu, in der gewonnenes Biogas zu Bio-Erdgas aufbereitet wird, das dann über das Erdgasnetz zu den Kunden beispielsweise in Berlin transportiert werden kann. Durch den Biomasseeinsatz werden auf diese Weise bei der Energieerzeugung mindestens 35 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt. Bio-Erdgas leistet also einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, denn bei seiner Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie zuvor beim Wachstum der Energiepflanzen gebunden wurde. Eine dritte Bio-Erdgas-Anlage der Gasag-Gruppe hat in Neudorf ihren Betrieb aufgenommen.

In Schwedt geht die Gasag nun einen Schritt weiter: Neben Bio-Erdgas soll hier nun auch Ökostrom erzeugt werden. Dazu wird das vor Ort erzeugte Biogas in einem Blockheizkraftwerk, das nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet, eingesetzt. So wird nicht nur Strom, sondern auch Wärme erzeugt, welche wiederum für die Anlage selbst genutzt werden kann.

Diese Technologie einer „grünen“ Kraft-Wärme-Kopplung, verbunden mit dezentraler Energieversorgung, verfolgt die Gasag seit Längerem. So wird das Bio-Erdgas aus den Bio-Erdgas-Anlagen in das örtliche Erdgasnetz eingespeist und beispielsweise dezentral in Blockheizkraftwerken in Wärme und elektrischen Strom umgewandelt.

Mittlerweile sind mit Bio-Erdgas betriebene Klimakraftwerke in Berlin und Brandenburg für Industrie, Verwaltung und Wohnungswirtschaft eine interessante Option. Die neue klimaneutrale Energieversorgung des Ullsteinhauses in Berlin kann beispielhaft als Modell für die Berliner Energiewende stehen, denn dort wird ausschließlich Bio-Erdgas eingesetzt, das in Schwedt produziert wurde.

Schwedt 2 wird Stromlieferant 

Dieses Engagement auch in Brandenburg fortzusetzen, ist für die Gasag nur folgerichtig. Deshalb ist die zweite Ausbaustufe in Schwedt ganz auf die Verstromung von nachwachsenden Rohstoffen ausgerichtet. So besteht die neue Biogasanlage aus vier Behältern und zwei Blockheizkraftwerken. Letztere erzeugen bedarfsgerecht jährlich rund 17 Gigawattstunden. Der produzierte Öko-Strom wird direkt ins örtliche Stromnetz eingespeist. Damit können 4 350 Einfamilienhäuser mit Strom versorgt werden. Das benötigte Biogas wird das ganze Jahr über aus nachwachsenden Rohstoffen produziert, sogenannte Gärsubstrate. Das sind Energiepflanzen wie Zuckerrüben, Mais, Roggenpflanzen oder sogenannte Grassilage. Um jedoch das Angebot an ertragreichen Einsatzstoffen dauerhaft zu sichern, müssen neue Pflanzenarten  angebaut werden. Beispielsweise wird mit der nordamerikanischen Silphie als Alternative geforscht. Eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler mit Wuchshöhen bis zu drei Metern. Aber auch traditionelle Kulturpflanzen wie die Zuckerrübe, die auch auf schwächeren Böden gedeiht, gewinnen für die Bio-Gasproduktion wieder an Bedeutung, denn sie versprechen hohe Biomasseerträge.  

Verträge schaffen Planungssicherheit

Sämtliche Gärsubstrate, die in der Biogas-Anlage verarbeitet werden, stammen von Landwirtschaftsbetrieben aus der unmittelbaren Umgebung. Mit ihnen schloss die Gasag langfristige Lieferverträge, schuf so Planungssicherheit und bietet den Landwirten ein mögliches zusätzliches Einkommen. Die Reststoffe aus dem Vergärungsprozess nutzen die Landwirte als Dünger für ihre Felder. Auf diese Weise ist die Biogasgewinnung auch ein Beispiel für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft. In die zweite Ausbaustufe der Schwedter Bio-Erdgas-Anlage investierte die Gasag rund zehn Millionen Euro. 

R.W.

 

60 - Herbst 2014