Soziale Rendite mit Hotels

Ein leichtes Stolpern – und es ist geschehen: der Kaffee landet auf der Hose des Hotelgastes. „Das kann immer mal passieren“, kommentiert Dirk Feid diese Szene, und ergänzt: „Ebenso wichtig wie die Ursache ist der Umgang mit diesem Fauxpas. Wird eine Reinigung angeboten? Wird der Gast mit dem schmutzigen Lappen abgetrocknet oder holt der Kellner eine saubere Serviette?“ Dirk Feid kennt die Antwort, schließlich hat er selbst vor Jahrzehnten in der Gastronomie gearbeitet, bevor er sich nach Jahren in einer großen Hotelberatung mit der FFF Hospitality Consult GmbH als Hotelberater und der FFF Hospitality Management GmbH als Hotelbetreiber selbstständig gemacht hat.

Der Endvierziger aus Schwaben beschäftigt in seiner neuen Heimat Falkensee acht Mitarbeiter und betreibt aus dem Berliner Speckgürtel heraus ein Hotel in Wedel bei Hamburg und eins in Dresden. Ein drittes Haus, betrieben für die renommierte InterContinental Hotels Group, soll in seiner „alten“ Heimat Villingen-Schwenningen bald dazukommen, bis 2020 sollen es zehn Häuser werden. Schon die Konstellation der beiden FFF-Unternehmen verwundert: Beratung fremder und Betrieb eigener Häuser, wie passt das zusammen? „Wir nutzen unsere Erkenntnisse aus der Beratung für unsere eigenen Betriebe und umgekehrt, das erhöht die Glaubwürdigkeit enorm“, schmunzelt Feid. Wer sich für seine Hotelberatung interessiert, landet nicht selten zuerst in dem 482 Jahre alten Hotel Freihof am Roland in Schleswig-Holstein, um sich dort die von Dirk Feid umgesetzten Maßnahmen zeigen zu lassen. „Wir haben für unser Hotel ein nordisch-maritimes Konzept ausgearbeitet und mit einer neuen, skandinavischen Möblierung umgesetzt“, sagt der Hotelbetreiber. Wichtig sind ihm auch die Details: So gibt es statt der Minibar im Zimmer einen großen, zentralen Kühlschrank mit großen Flaschen. Das spart die Abrechnung der einzelnen Minibars, Abfall, Reparaturkosten und auch Strom. „Wir haben außerdem in neue Bettwäsche und Handtücher, energiesparende Flachbildfernseher, ein umweltfreundliches Reinigungssystem, kostenloses WLAN und gratis Telefonate investiert – alles Maßnahmen, die der Gast schnell wahrnimmt, weil sie entweder eng zu seinem Tagesablauf gehören oder sich wortwörtlich gut anfühlen.“ Mit dieser Vorgehensweise erlebt der Gast das Haus mit einem ganz neuen Gefühl, obwohl es am Gebäude keinerlei Veränderungen gab, und Umwelt sowie Geldbeutel werden ebenfalls entlastet. 

Kein Verständnis hat Dirk Feid für das „Hire & Fire“ in seiner Branche. Die FFF Group hat sich vielmehr als Gegenkonzept die Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben – in ökologischer, aber vor allem in sozialer Hinsicht. „Wir investieren viel in die Fortbildung unserer Mitarbeiter und versuchen, das Personal auch bei Übernahmen zu behalten und mit auf die Reise zu nehmen“, erläutert Feid. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, reicht das aber nicht aus. Der Falkenseer will daher auch bisher unterrepräsentierte Gesellschaftsschichten für den Hospitality-Bereich gewinnen. In Kooperation mit einem Hotelbetreiber plant er die Errichtung eines Frauenhauses auf Helgoland, in dem gewaltbedrohte Frauen mit ihren Kindern unterkommen können. Für Jobs sorgt der Hotelpartner auf der Insel. „Unser Konzept verhilft den Frauen dazu, wieder ein eigenes Leben führen zu können und ihren eigenen Unterhalt zu verdienen, die Betriebe freuen sich gleichzeitig über neue, gut qualifizierbare Mitarbeiter“, listet Feid die Vorteile auf. Um der Stigmatisierung Behinderter zu begegnen, möchte der Hospitality-Experte zudem in Berlin ein Integrationshotel errichten. „Wir haben herausgefunden, dass ein Drei-Sterne-Tagungshotel von seinen standardisierten Abläufen her ideal auf die Bedürfnisse behinderter Mitarbeiter zugeschnitten ist.“ Da die Besucher von Integrationshotels oft aus einem sozial affinen Umfeld stammen, hofft Feid zudem, so die Integrationshotellerie auch für breitere, „nicht-betroffene“ Schichten öffnen zu können. Die Standortsuche läuft bereits auf Hochtouren.

Welche ungewöhnlichen Konzepte Dirk Feid in Zukunft noch umsetzen möchte, zeigt sich derzeit auch in Berlin. Dort hat der Falkenseer in Kooperation mit der Berliner integra GmbH das Konzept zum neuen Gästehaus der Landesmusikakademie geliefert. Neben Einzelzimmern für die Musiklehrer ist das Kernstück ein „Indoor-Campingplatz“, der es den Klassen ermöglicht, sich separate Bereiche für die ganze Gruppe abzutrennen. Mit diesem Konzept sind nicht nur spannende Nächte in der „Campinghalle“, sondern auch sozial verträgliche Preise garantiert.   

 

Information 
FFF Hospitality Consult GmbH, Geschäftsresidenz Kolonie am See, Kantstraße 53, 14612 Falkensee (bei Berlin)
www.fff-consult.com 

 

61 - Winter 2015