Der Begriff „smart“ ist mittlerweile vielfach besetzt. Zahlreiche technische Geräte und Anlagen sind mit dem Smart-Label versehen, als Zeichen für modernste, intelligente, zumeist vernetzte Technik: smarte Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen im smart home, bis hin zu smarten Energienetzen.
Dabei stammt der Begriff, dem Englischen entlehnt, aus einer Zeit, als das Internet in seinen Anfängen steckte und von vernetzter, intelligenter Technik noch keine Rede war. Vielmehr gab es lediglich die Idee, einen Kleinwagen zu bauen, fernab von althergebrachten automobilen Vorstellungen. Dem Erfinder der Swatch-Uhr, Nicolas Hayek, schwebte ein Stadtauto vor, das klein, superkompakt, einfach zu bedienen, spritsparend, teilweise elektrisch angetrieben, in pfiffigem Design und auch noch preiswert sein sollte. Er fand mit Daimler-Benz den idealen Partner und die Zusammenarbeit führte zu einem bis dahin völlig neuartigen Fahrzeugkonzept und zur neuen Automobilmarke smart, eine Kombination aus swatch, mercedes und art. Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt 1997 feierte das smart city coupé, das spätere smart fortwo, seine Weltpremiere. Wegen zu hoher Entwicklungskosten kündigte Swatch allerdings ein Jahr später das Joint Venture mit Mercedes-Benz auf. Die Stuttgarter Daimler-Benz AG übernahm die Anteile. Der Verkauf des smart startete schließlich in neun Ländern. Das neue Stadtauto sollte von Beginn an ein europäisches sein. Alle folgenden Modelle, beispielsweise smart fortwo coupé und fortwo cabrio, sind Zweisitzer mit Heckmotor. Bis man 2004 erstmals von diesem Grundprinzip abwich und den smart forfour präsentierte, einen Fünftürer mit größeren Abmessungen, die Produktion aber wieder einstellte.
Nach zehn Jahren war es offenkundig Zeit, mit dem doppeldeutigen Slogan „Alles bleibt anders“ eine neue smartGeneration auf den Markt zu bringen. Denn die Verkaufszahlen erwiesen sich in den letzten Jahren als unzureichend. Tatsächlich sind die neuen Modelle äußerlich eindeutig als smarte Familienmitglieder zu erkennen. Doch unter dem Blech ist es dann doch neu und „anders“, mit enormen Auswirkungen auf die Fahr- und besonders auf die Lenkeigenschaften. Abgesehen davon, dass die neuen Modelle smart fortwo und der Viersitzer smart forfour in fast jede Parklücke und um jede Ecke kommen, benötigen sie noch geringere Wendekreise als ihre Vorgänger: der smart fortwo von Bordstein zu Bordstein 6,95 Meter und der forfour 8,65 Meter. Die enorme Wendigkeit ist nur ein Highlight der neuen Generation. Im Grunde wurden die beiden Modelle in sämtlichen Bereichen verbessert und deutlich komfortabler gestaltet. Bisher liefen etwa 1,6 Millionen smart fortwo vom Band, mit einem durchschnittlichen Jahresabsatz in den letzten Jahren von einhunderttausend. Eine elektrische Variante, der smart electric drive, war 2013 Marktführer in Deutschland. Mit den neuen Modellen will Mercedes auch das chinesische Interesse an Kleinwagen erwärmen.
Auf dem Sprung: die neue Jaguar-Offensive
Jaguar XE [Fotos: Jaguar Land Rover Limited]
Es ist nicht verwunderlich, wenn wiederbelebte Raubkatzen auch wieder angreifen. So wie die fast tot gesagte englische Autoikone Jaguar Land Rover. Denn noch 2010 stand die britische Nobelmarke kurz vor der Pleite mit einer Milliarde Pfund Schulden. Tata Motors aus Indien griff der Traditionsmarke finanziell unter die Arme, kaufte die Ford-Anteile ab und ebnete so den Weg, den Jahre zuvor auch andere Luxusmarken wie Rolls Royce, Mini oder Bentley mit Hilfe deutscher Autofirmen gingen. Die Bestandteile der Überlebensrezeptur: neues Management, Leichtbau mit Aluminium, neues Design, hoher Anteil wichtiger Zulieferer – was schließlich aktuell zum neuen XE führte. Damit wird Jaguar wieder angriffslustiger im Mittelklasse-Premium-Segment, vor allem gegenüber Mercedes, Audi und BMW. Mitte 2015 ist die Markteinführung vorgesehen. Da ein Nachfolger für den legendären XK den Briten wenig erfolgversprechend erschien – nur eine letzte Abschlussedition lief noch vom Band –, setzen sie nun neben dem F-Type ganz auf die moderne XE-Limousine, die auch höhere Stückzahlen zulässt. Außerdem profitiert Jaguar Land Rover vom allgemeinen SUV-Trend. Die Nachfrage nach allradgetriebenen Geländewagen ging auch an den englischen Modellen nicht vorbei.
Land Rover Discovery Sport [Fotos: Jaguar Land Rover Limited]
So werden der neue Land Rover Discovery Sport sowie die kleinere SUV-Variante namens Evoque mit zum anhaltenden Erfolg der wiederbelebten Traditionsmarke beitragen. Eigens für die XE-Modelle hat Jaguar ein neues Werk gebaut, wo auch die Land-Rover-Modelle von Robotern zusammengesetzt werden. Und eine neue Motorenfabrik ist im Entstehen. Ob die modernen Jaguar-Modelle noch als very british wahrgenommen werden, entscheidet sicher mit über die weitere Erfolgsgeschichte.
Pop-Star oder Multimillionär?
Mercedes-AMG GT (C 190) 2014; Edition 1 in selenitgrau [Foto: http://media.daimler.com]
Studien zeigen, welche Berufsgruppen welche Automarke bevorzugen. Lehrer wählen häufig französische Marken, wie zum Beispiel Citroën, Ärzte sind BMW-affin, Manager und Unternehmungsberater fahren meist mit einem Mercedes vor. Die Berufe der Aston-Martin-, Ferrari- oder Porschefahrer werden in den Statistiken nicht erwähnt. Wer ist schon Pop-Star, Fußball-Nationalspieler oder Multimillionär. Genau aber auf dieses Klientel zielt nun auch Mercedes mit seinem neuen AMG GT, der sich anschickt, beispielsweise gegen den Porsche 911 Carrera GTS anzutreten. Vergleicht man deren Leistungsparameter, sind auf den ersten Blick tatsächlich nur kleine Unterschiede festzustellen: Der Porsche GTS, mit 430 PS, erreicht Tempo 100 in 4,2 Sekunden. Dagegen stehen 4 Sekunden und 462 PS für den Mercedes GT. Dafür entwickelten die Ingenieure bei AMG allerdings einen neuen V8-Motor mit Biturboaufladung, der weltweit erste Sportwagenmotor mit sogenanntem heißen Innen-V. Wie wichtig dieser völlig neue Motor für die AMG Rennstrecken-Performance ist, beweist auch dessen Herstellung nach besonderen Qualitätsstandards. Deshalb werden die Motoren in Handarbeit nach dem Prinzip „One man, one engine“ produziert. Aber auch im Preis sind zwischen dem Porsche 911 Carrera GTS und dem Mercedes AMG GT nur geringe Unterschiede auszumachen. Die Höchstgeschwindigkeiten sind mit 304 Kilometern pro Stunde sogar identisch. Hat also Mercedes AMG sein Ziel erreicht, sich mit dem AMG GT als gleichwertige Alternative zum 911er zu etablieren? Die Sportwagen-Legende verdrängen zu wollen, verbietet sich fast von selbst, aber mit dem neuen AMG GT hat sich Mercedes selbst erstmals und erfolgreich die höheren Weihen in der anspruchsvollen Sportwagen-Sphäre gegeben. Die Markteinführung der Baureihe startet im ersten Quartal, zu der auch der AMG GT-S gehört, die noch höherwertigere und noch sportlichere Variante.
Intelligente Betriebsstrategie
Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars präsentiert den S 500 PLUG-IN HYBRID am Vorabend der „Mondial de l´Automobile Paris 2014“ [Fotos: http://media.daimler.com]
Nach dem S 400 Hybrid und dem S 300 BlueTec Hybrid präsentiert Mercedes nun mit dem S 500 Plug-in-Hybrid das dritte Hybridmodell in der neuen S-Klasse. Es ist nach Angabe des Herstellers die erste Luxuslimousine mit den Fahrleistungen eines V8 und dem Verbrauch eines Kompaktmodells. Ein Hybridmodell derart effizient auf die Straße zu bringen, erfordert natürlich ein entsprechendes Energiemanagement, eine „intelligente Betriebsstrategie“, wie es bei Mercedes heißt. Beim S 500 Plug-in-Hybrid setzt sie sich aus drei Komponenten zusammen: streckenbasiert über vier Betriebsarten oder automatisch, fahrerbasiert über drei Fahrprogramme oder verkehrsbasiert mithilfe von Radar. So verhilft die intelligente Betriebsstrategie dem Fahrer zu einer effizienten Fahrweise, indem sie stets die ideale Kombination zwischen E-Maschine und Verbrennungsmotor wählt und sich vorausschauend dem Verkehr oder der Strecke anpasst. In das Hybrid-Zusammenspiel kann selbstverständlich der Fahrer auch manuell eingreifen.
In der Praxis wird beispielsweise die Batterie am Ende einer Bergfahrt fast leer sein, damit sie bergab wieder per Rekuperation aufgeladen werden kann. Ist andererseits eine Stadt in Sicht, wird elektrisches Fahren im Stop-and-go mit voller Batterie häufiger möglich sein. Für den Autofahrer ist mit dieser sehr neuartigen Plug-in-Antriebstechnologie ein Umdenken verbunden. Doch will Mercedes das Vertrauen der Kunden mit einem Leistungsversprechen gewinnen: Jede technische Fehlfunktion am Elektromotor oder der Leistungselektronik wird anstandslos behoben. Das gilt innerhalb eines Zeitraumes von sechs Jahren oder bis zu einer Laufleistung von 100 000 Kilometern.
Reinhard Wahren