Klimaschutz macht Schule – Ein Wettbewerb mit Nachhaltigkeitseffekt

Der Klimawandel gehört zu den größten globalen Herausforderungen. Die Probleme, die auf uns zukommen, scheinen kaum lösbar und erfordern eine permanente Auseinandersetzung mit dem Thema sowie sinnvolle Maßnahmen. Fest steht schon lange, dass jeder einen Beitrag leisten kann: Mit welchen Verkehrsmitteln bewegen wir uns, wie gehen wir mit Strom und Wasser um, wie konsumieren, leben und arbeiten wir? Klimaschutz fängt im Kleinen an und jeder kann im Alltag mitmachen. Aber ganz so einfach ist es nicht, denn die wenigsten von uns sind bereit, Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen. Kreative Ideen müssen her, die Spaß machen und den Nachwuchs für dieses Thema interessieren.

Das Land Berlin, die Gasag, die gern den Nachwuchs fördert, und der BUND Berlin e.V. haben Berlins größten Schulwettbewerb „Berliner Klima Schulen“ ins Leben gerufen. Schon zum siebenten Mal waren die Schülerinnen und Schüler der Berliner Schulen aus allen Altersstufen in diesem Jahr eingeladen mitzumachen. Erlaubt war alles rund um das Thema Klima und Klimaschutz, von der Meinungsumfrage bis zum Comic, vom Theaterstück bis zum Energiesparprojekt.

Und die Rechnung ging auf. Zahlreiche Schulen beteiligten sich und entwickelten vielversprechende Ideen. Anfang Juni war die feierliche Preisverleihung; die Schülerinnen und Schüler konnten kaum erwarten, ihre vielfältigen Arbeiten zu präsentieren.

Der erste Preis ging nach Pankow an die Brillat-Savarin-Schule. Mit ihrer Projektreihe „Gastfreundschaft mit Köpfchen – Auszubildende auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften im Gastgewerbe“ konnten die Azubis die Jury auf ganzer Linie beeindrucken und bekamen den Gewinnerbeitrag von 5 000 Euro überreicht.

Den Auszubildenden ist es ein Anliegen, Management, Mitarbeiter und Gäste für den Energie- und Ressourcenverbrauch zu sensibilisieren, sie zu entsprechendem Handeln zu motivieren und am betrieblichen Nachhaltigkeitsprofil mitzuarbeiten. Dazu gehören so einfache Dinge wie Mülltrennung und Wassersparen, aber auch Energierückgewinnung, Kräuteranbau, faire Kleidung, Nachhaltigkeit in Bildung, Tourismus und einem Liefersystem für Lebensmittel. Kein Wunder, dass die Jury den Beitrag einstimmig als herausragend bewertete und beeindruckt war von der Kooperationsbereitschaft und der Vernetzungswirkung des Projekts in weitere Oberstufenzentren. 

Die „Nachhaltigkeitstrainees“ werden ihre Ergebnisse auf verschiedenen Veranstaltungen vorstellen. In Zusammenarbeit mit den betrieblichen Partnern erfolgt eine außenwirksame Präsentation der verschiedenen Projektergebnisse über Social Media, Internet, Presseberichte und andere Medien.

Mit dem Projekt „Klimakiller und Klimaschutz im Alltagshandeln“ erreichte das Rheingau-Gymnasium aus Tempelhof-Schöneberg den 2. Platz. Die Schule durfte sich über ein Preisgeld im Wert von 3 000 Euro freuen.

Hier fanden die Themen Mobilität, Bauen und Wohnen, Fleischkonsum und Kleidung Platz in einer umfangreichen Ausstellung, darüber hinaus realisierte die Schülergruppe unter anderem ein Hausmodell zur Wärmedämmung mit erklärenden Videoclips. Sie wusste die Jury aber auch mit breitenwirksamen Überlegungen zu überzeugen. Die Veröffentlichung eines Kochbuchs, Comics in der Schülerzeitung und auf einer Website sind in Planung.

Die diesjährige Preisverleihung sorgte aber auch für Überraschungen. Erstmals wurden zwei dritte Preise im Wert von jeweils 2 000 Euro vergeben. 

Dass schon die ganz Kleinen umweltbewusst agieren können, zeigte der umfangreiche Beitrag der Klasse 4b der Gustav-Falke-Schule aus Mitte. Sie stellte die Frage in den Raum, ob „ein Auto eigentlich umweltfreundlich sein kann“. Die Schüler waren aber nicht nur gekommen, um ihren Preis zu empfangen. Sie rappten ihren selbst geschriebenen Song „Ja Mann – Ich will Fahrrad fahren“. Mobilität und Klima standen in beeindruckender Vielfalt und Tiefe auf dem Stundenplan: Antriebstechniken, CO2 und Treibhauseffekt, Beweggründe für den Autokauf, Mobilitätsvisionen, fossile und alternative Energieträger. Mit großer Kreativität setzte der Nachwuchs seine Erkenntnisse in unterschiedlichsten Arbeiten um, entwickelte z. B. ein Quartettspiel, bei dem es um klimafreundliche Mobilität geht – und meistens das Fahrrad gewinnt.

Die Jury bewertete nicht nur die Themenvielfalt und Arbeitsweise der Klasse im Projekt als besonders überzeugend, sondern die Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler erkennbar viel Neues über die Zusammensetzung der Luft und die Funktionsweise von Brennstoffen gelernt und auch verstanden hatten. Und dass sie ihr Wissen in verschiedener Form auch an ihre Mitschüler weitergaben.

Der zweite dritte Preis ging an die Robert-Havemann-Schule in Pankow für das Projekt „Elektromobilität zum Anfassen“. Zur besseren Anschauung hatten die Zwölftklässler ihr eigens gebautes E-Kettcar aus dem Oberstufenkurs „Energie und Umwelt im Experiment“ zur Preisverleihung gleich mitgebracht. 

In enger Verbindung von Theorie und Praxis – unter anderem wurden verschiedene Antriebsformen und Möglichkeiten der Energiespeicherung diskutiert – entstand mit dem E-Mobil ein beeindruckendes Übungsmodell, das in Zukunft für den Unterricht an der Schule sowie im Energielabor auch anderen Schulen zur Verfügung stehen wird. Die Jury stellte in ihrer Bewertung neben der systematischen Arbeitsweise der Schülerinnen und Schüler insbesondere die gelungene Verknüpfung von Theorie und Praxis heraus.

Wegen der vielen guten Ideen lobte die Jury noch vierte Preise im Wert von jeweils 500 Euro aus.

Diese gingen an Projekte mit zum Teil kreativen Projektnamen wie „Füll das Füllet – Ist abfallfreies Catering in der Großstadt möglich?“ vom Humboldt-Gymnasium in Reinickendorf oder „Jonny by bike“ vom John-Lennon-Gymnasium in Mitte. Bei der Online-Abstimmung über die beste Projektidee punktete das Wilhelmstadt Gymnasium mit „Das Schicksal der Welt liegt auch in unserer Hand“ erfolgreich. Die Schülerinnen und Schüler freuten sich über vier Gruppen-Übernachtungen, gestiftet von A&O Hotels and Hostels.

 

 

63 - Sommer 2015