Die Goldene Iffland-Medaille

Auf Klaus Wowereits Schlagfertigkeit ist nach wie vor Verlass. Als er im September im Berliner Renaissance-Theater bei einer festlichen Sonntagsmatinee mit der „Goldenen Iffland-Medaille“ ausgezeichnet wurde, fragte ihn ein Bekannter „Wieso bekommst du diesen Preis? Den kriegen doch nur Schauspieler!“ Wowis knappe Antwort: „Ja! Deshalb!“ 

Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister ist sich seines Showtalents zwar bewusst, aber trotzdem nicht willens, in einen neuen Beruf zu wechseln. Dazu genießt er zu sehr seinen Ruhestand. 

Tatsächlich stimmt jedoch die Annahme nicht, dass die begehrte Auszeichnung, die nach einem deutschen  Theatermacher benannt ist, ausschließlich an Schauspieler verliehen werde. Otfried Laur, der unermüdliche Künstlermäzen und Chef des Berliner Theaterclubs, vergibt den von ihm ins Leben gerufenen und verliehenen Preis vielmehr an Kulturschaffende im weitesten Sinne, also auch an Regisseure, Autoren, Theaterleiter, Tänzer, Sänger, Kritiker und Politiker, kurz: an Persönlichkeiten, die sich um das Berliner Kulturleben verdient gemacht haben. Das eben hat Klaus Wowereit in seiner Amtszeit als „Regierender“ und gleichzeitig Kultursenator in einer Person ausgiebig getan.

Künstlerisch gestaltet wurde der Festakt durch Hans-Jürgen Schatz, selbst schon im Besitz einer „Goldenen Iffland-Medaille“, der moderierte und Tucholsky-Texte vortrug sowie im Duett mit Felix Martin sogar Gesangstalent erkennen ließ. Judy Winter hielt die Laudatio, und zwar im Schmuck einer neuen Lockenperücke, die sie extra noch schnell in New York erstanden hatte, wie sie lachend erzählte. Katharine Mehrling und Felix Martin sorgten für weitere gesangliche Highlights. 

Gudrun Gloth

 

64 - Herbst 2015
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