Sauber

Alles picobello – beim Bundestag, im Supermarkt und im Deutschen Fußballmuseum. „Fenster putzen, da trau ich mich nicht ran,“ sagt Heiko Winkler.  Ansonsten ist der 46-Jährige ein Profi, was das Putzen anbetrifft, hat in den ersten Jahren in seiner Firma Clean Garant selbst mit Hand angelegt. „Anderer Leute Schmutz wegmachen“, wie er sagt,  ist sein Leben.  Die Dienstleistungsgruppe, die von der Glas- und Fassadenreinigung über die Reinigung von Supermärkten und Büros bis hin zum Winterdienst alles anbietet, beschäftigt 3 000 Mitarbeiter. In ganz Deutschland sorgen sie dafür, meist in den späten Abend- oder frühen Morgenstunden, dass Mitarbeiter in Büros oder Kunden in Einkaufszentren alles frisch und sauber zu ihrem Arbeitsbeginn vorfinden.

Eine Dimension, die beeindruckt, denn Familie Winkler  hat 1994 eine kleine Firma übernommen, die gerade mal 13 Mitarbeiter zählte.  Es war der Schwiegervater Dr. Kurt Winkler, Zahnarzt von Beruf, der es seinen Kindern mit einem Startkapital ermöglichte, die Firma richtig in Schwung zu bringen.  

Heiko Winkler, gelernter Elektromaschinenbauer, war immer davon überzeugt, dass Dienstleistungen ein wichtiger, lukrativer und wachsender Markt sind. Anfang der 1990er-Jahre begannen viele Unternehmen und die öffentliche Hand, als Sparmaßnahme Reinigungskräfte und Hausmeister auszugliedern, um alle verfügbaren finanziellen Ressourcen für ihr Kerngeschäft nutzen zu können. Aber sauber gemacht werden musste trotzdem. Winkler, gerade mal Mitte 20, packte die Chance und schuf nach und nach ein Unternehmen, das gute Dienste ganz nach Kundenwünschen leistet. Trotz der Größe ist es ein Familienunternehmen geblieben mit Bruder, Schwägerin und Ehefrau, die für die Finanzen zuständig ist. Flache Hierarchien und kurze Wege gehörten von Anfang an zum Konzept für ein Höchstmaß an Flexibilität. Mit Springerteams und einer 24-Stunden-Hotline. Schnell auf einen Kundenwunsch reagieren zu können, schafft auch Vertrauen. Heiko Winkler schwört auf seine Mitarbeiter. Reinigen, egal wo, ist immer noch zuerst persönliche, individuelle Arbeit. Simples Beispiel: Staub wischen geht nur mit der Hand. So gut moderne Staubsauger auch sind, sie brauchen jemanden, der sie bedient und damit auch in die Ecken kommt. „Die Arbeit besteht sozusagen aus 98 Prozent Mensch und 2 Prozent Material“, sagt er. 

Mit Förderungen durch Weiterbildung, Mitarbeiterschulungen und Qualitätskontrollen drückt Heiko Winkler seine Wertschätzung für diese Arbeit aus. Er ist überzeugt davon, dass ein gutes Arbeitsklima die Arbeit fördert.  2014 und 2015 wurde Clean Garant als „Berlins bester Arbeitgeber“ ausgezeichnet. Darauf ist Heiko Winkler stolz.  Gerade weil es in der Branche schwarze Schafe gibt, die Grauzonen ausnutzen, setzt Clean Garant seine offene Firmenphilosophie dagegen. Die Kunden schätzen das. Dafür, dass Mitarbeiter zum Beispiel angemessen bezahlt werden, gibt es DIN-Normen. Clean Garant ist im Besitz solcher Zertifikate. Sonst würde das Unternehmen nicht für die Reinigung der Bundestagsgebäude zuständig sein. 200 fest angestellte Kollegen sorgen für Sauberkeit in den Häusern von Regierung und Parteien.  Sogar beim Bürgerfest des Bundespräsidenten stellte Clean Garant den Reinigungsservice. Ein Gruppenbild erinnert daran.  Zur Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund sorgte ebenfalls eine Clean Garant-Putzkolonne für den ersten Glanz. 

In Bezirksämtern Berlins, bei Penny und Rewe: In über 1 000 Filialen deutschlandweit sind Kollegen und Kolleginnen gleichermaßen am Werk.  Das Geschlechterverhältnis ist pari-pari, Putzen ist längst nicht mehr reine Frauenarbeit. Überhaupt habe sich viel getan in der Branche. Einen hohen Stellenwert haben biologisch abbaubare Reinigungsmittel bekommen. Das Selbstverständnis des Berufs hat sich geändert, ihm wird mehr Anerkennung zuteil.  Und vor allem ist die Technik effektiver geworden. Man nehme nur das Fensterputzen an großen Fassaden. Mit Osmoseanlagen zum Filtern des Wassers wird praktisch kalkfrei gereinigt, es bleiben keinerlei Rückstände. „Damit könnte ich mich auch noch mal ans Fensterputzen wagen“, sagt Heiko Winkler. 

Martina Krüger

 

66 - Frühjahr 2016