Mode aus der Mottenkiste

Der Berliner Designer Frank Leder ist ein ungewöhnlicher Modemacher, der schon immer Experimente auf klassischer Basis betrieb.

Er sucht ständig nach neuen Optiken und neuartigen „Bildern“ in der Mode. So ließ er von Motten Löcher in Cashmere-Pullover fressen oder nähte auch mal die Hosenträger direkt auf das Hemd. Seine Sommerkollektion 2005 ließ er Blinden in Paris vorführen, Motto: „Blinds leading Blinds“. Nicht zuletzt erfuhr er selbst dabei viel über die Wirkung und Wichtigkeit der Haptik (Tastsinn), die neben der Optik den Konsumenten beim Kauf von Kleidung maßgeblich beeinflusst.
Nach seinem Studium auf der St. Martin School in London heiratete er die Japanerin Haki Inagaki und ging nach Berlin – „Die Stadt inspiriert mich.“ Dort kreierte er zuerst Männermode, Hemden, Gürtel und Schuhe eingeschlossen, und hat nun auch die komplette Damenmode im Programm.

Seine Entwürfe sind sehr zurückhaltend und simpel. Doch gerade die kleinen Details oder Brüche, wie ein besonderer Schnitt, speziell behandelte Stoffe, bestimmte Waschungen oder Färbungen machen den Unterschied zu anderen Kollektionen aus. „Mode ist meine künstlerische Ausdrucksform“, sagt der Designer, der seine Inspiration aus seiner Heimat Deutschland schöpft. Authentizität mit einem Schuss Selbstironie ist das Kennzeichen bei seiner Kleidung „für Leute aus dem Leben“.

Die Japaner sind verrückt nach seinem Stil. Seine Mode ist dort in 35 hochmodischen Shops zu haben. Nun wurde die Gründerin und Chefdesignerin von Comme des Garçons, Reik Kawakubo, auf ihn aufmerksam. Es kam zu einer Zusammenarbeit mit einer eigenen Linie: „Frank Leder für Comme des Garçons“. Diese wird vorerst nur in Japan verkauft, in einem Spezial-Shop des japanischen Labels im Kaufhaus ISETAN in Tokio. Bereits innerhalb eines Monats war die Kollektion ausverkauft. Auf Grund des sensationellen Erfolges gibt es Überlegungen, diese Kollektion in absehbarer Zeit auch in Europa anzubieten. K.G.

38 - Frühjahr 2009