Auf ins Gelände

Derzeit schlägt die SUV-Welle so hohe Wellen, dass 2017 zum Jahr der Geländewagen ausgerufen werden könnte. Nahezu jeder Hersteller ist mit neuen Modellen vertreten. Um die Gunst der zahlreichen potenziellen Käufer muss keine Marke buhlen: Die sportlichen und luxuriösen Modelle sowie die Familien-SUVs liegen in diesem Jahr mehr denn je im Trend und werden wohl weiterhin für hohe Umsatzzahlen sorgen. Wenn also rund fünfzig Premieren in diesem Jahr anstehen, dann liegt die Wende in der Automobilproduktion, hin zum Elektroantrieb, noch in weiter Ferne. Vielleicht markiert dieser SUV-Boom aber auch Höhe- und Schlusspunkt gleichermaßen – einer automobilen Ära, deren Ende zwar irgendwann erwartet, aber noch nicht wirklich akzeptiert wird. Frei nach dem Lindy Effect: Je länger eine Technologie Bestand hat, desto länger wird sie geliebt. Die große SUV-Offensive leitete Audi im Januar mit dem Q5 ein. Aber beispielsweise auch Jeep und Ford schickten gleich zu Beginn des Jahres neue Modelle ins Rennen. Im Februar folgte Bentley mit dem luxuriösen Bentayga V8 D und damit erstmals und ausgerechnet mit einem Diesel. Der gilt mit 270 Kilometern pro Stunde als schnellster Diesel-SUV der Welt. Ebenfalls hatte der BMW Mini Countryman Verkaufsstart, er ist  größer als sein Vorgänger, verfügt über einen neu entwickelten Allradantrieb und eine Plug-in-Hybrid-Version.

Der März hält beispielsweise den CX-5 von Mazda und den GLA von Mercedes bereit. Ab Juni wird Audi den starken SQ5 anbieten und im Herbst werden die Marken VW mit dem Touareg, Citroën mit dem DS X, BMW mit dem X3 und Porsche mit dem Cayenne von sich reden machen.

Die größte Nachfrage erfahren allerdings nicht die Platzhirsche mit ihren besonders sportlichen oder luxuriösen Modellen, sondern die Hersteller der sogenannten Familien-SUVs. Deshalb sind sie es vor allem, die vom SUV-Boom profitieren. Mehr Platz für die Kleinfamilie ist das Hauptargument, das diese Mini-SUVs so attraktiv macht. Besondere Hingucker, wie beispielsweise der C-HR von Toyota, der bereits im letzten Jahr für Aufsehen sorgte, werden noch länger die Begeisterung für die Outdoorautos aufrechterhalten.

 

Der Peugeot 3008 als SUV


Geräumiger trotz Gewichtseinbuße [Foto: © Peugeot]

Die 2. Generation des Peugeot 3008 ist nun ein echter SUV mit all seinen Stilelementen. Damit folgt seit Ende des vergangenen Jahres auch Peugeot konsequent dem weltweiten SUV-Trend. Denn die Vorgänger waren eher zwischen Van und Crossover angesiedelt. So ist der neue 3008 geräumiger dimensioniert, außen wie innen und verfügt über einen größeren Kofferraum, obwohl er insgesamt 100 kg abgespeckt hat. Die SUV-Attitüde steht ihm gut zu Gesicht. Dass er auch im Gelände gut vorankommt, dafür sorgt „Grip Control“, ein spezielles Traktionssystem. 

Innen beeindruckt das serienmäßige, weiterentwickelte i-Cockpit mit seinem wirklich innovativen Konzept, mit 8-Zoll-großem Touchscreen, hochauflösendem 12,3-Zoll-Bildschirm und dem „i-Cockpit Amplify“, ein Instrument, das in besonderer Weise Seh-, Tast- und Gehörsinn anspricht.

Die Motorisierung des neuen Peugeot 3008 reicht vom 130 PS starken Dreizylinder-Turbobenziner bis zum 180-PS-Diesel in der GT-Ausstattung.  

 

Gepflegte sportlichkeit


Volvo V90 R-Design [Foto: © 2017 Volvo Car Corporation]

Volvos neue 90er-Familie wurde längst wohlwollend aufgenommen mit ihrer eigenständigen und harmonischen Ausstrahlung. Eine durch und durch gelungene Limousine, hieß es beispielsweise, ganz im Gegensatz zu ihren speziellen und eigenwilligen Vorgängermodellen. Aber dieser Qualitätssprung reichte den Schweden offenbar noch nicht. Limousine und Kombi sollten auch eine sportliche Attitüde bekommen. So bieten die Volvo-Händler seit Dezember sowohl den S90, als auch den V90 in der sogenannten dynamischen Ausstattungsvariante R-Design an. Was sich dahinter verbirgt, reicht vom Sportfahrwerk über zahlreiche Features und außergewöhnliche Design-Details außen wie innen bis hin zur leistungsstarken Motorisierung. Letztere lässt sich sogar noch steigern durch die Polestar Leistungsoptimierung, anwendbar für die beiden stärksten Motorisierungen T6 AWD und D5 AWD, mit 334 PS für den Benziner und 240 PS für den Diesel. So steht die R-Design-Version von Volvo für sportliche und elegante Top-Modelle gleichermaßen.

Mit sportlicher Optik beeindruckt auch der Genesis G80 Sport von Hyundai. Die südkoreanischen Ingenieure haben ihre neue Sportlimousine nicht nur mit einem Sportfahrwerk ausgestattet, sondern auch Front und Heck sowie dem Innenraum sportlichen Glanz verliehen. Neu ist auch der 3,3-Liter-V6-Biturbo; der Direkteinspritzer leistet 365 PS. In diesem Jahr soll der Genesis G80 Sport auch auf dem deutschen Markt angeboten werden. 

Im März feiert Opel die Weltpremiere des neuen Insignia Grand Sport auf dem Genfer Automobilsalon. Mit „unserem neuen Flaggschiff“, wie es bei Opel heißt, „ist uns wieder ein großer Wurf gelungen“. Das klang nach Zweckoptimismus, denn die vergangenen Jahre waren für die schwer angeschlagene Tochterfirma von GM eher Jahre der Stagnation und Negativbilanz. Aber sicher sollen und müssen die zukünftigen Modelle wieder einen Aufschwung bringen – und der neue Insignia als vielversprechender Katalysator fungieren.  

Tatsächlich steht der neue Insignia Grand Sport für eine völlig neue Opel-Qualität, und das in jeder Hinsicht. Dafür sorgten sowohl die Designer als auch die Motorenentwickler. In Sachen Ausstrahlung ist es ein wahrer Neuanfang, geschuldet der beeindruckenden Studie Monza Concept, die die Designer wohl ständig vor Augen hatten. So wirkt der neue Insignia länger, flacher und breiter, als er in Wirklichkeit ist. Das trägt entscheidend zu einer gewissen Eleganz, aber ebenso zu sportlicher Anmutung bei. Denn betonte Sportlichkeit gehörte gemäß Monza-Studie zum Gestaltungskonzept. Dem folgten zwangsläufig auch Fahrzeugarchitektur und Motorisierung. Zudem wiegt der neue Insignia Grand Sport gegenüber seinem Vorgänger 175 Kilogramm weniger. Das kommt dem Allradantrieb mit Torque-Vectoring zugute, also der gezielten Abgabe des Antriebsmoments an die einzelnen Räder, und trägt zu merklicher Verbesserung der Fahrzeugstabilität bei. Zahlreiche Features machen den neuen Insignia im Übrigen sicherer und komfortabler. 

Zum Marktstart nach dem Genfer Automobilsalon wird der Insignia Grand Sport mit einer Vielzahl turboaufgeladener Motoren angeboten, und zwar als Fließhecklimousine, Kombiversion und als Kombi-Crossover.

 

Neue Turbos


Foto: © 2017 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Porsches Elfer-Baureihe auf Turbo-Motoren umzustellen, schreitet weiter voran. Ab März werden die neuen GTS-Modelle als Coupé oder Cabrio mit Heck- oder Allradantrieb sowie als Targa 4 GTS angeboten. Alle fünf Versionen leisten jetzt 450 PS, das sind 30 PS mehr gegenüber dem alten GTS-Modell. Je nach Getriebe-, Antriebs- und Aufbauvariante beschleunigt der neue GTS-Elfer im besten Fall von Null auf Tempo 100 in 3,6 Sekunden und erreicht maximal 312 Kilometer pro Stunde.

Neben den neuen Turboladern gibt es noch Veränderungen im Design, geschuldet der betont sportlich gestalteten GTS-Version. So bewegen sich die Preise zwischen 124 451 und 144 919 Euro und liegen damit um rund zehn Prozent über dem 911er S-Modell.

 

Generation Schick –der neue BMW 5er


Hingucker: Der neue 5er BMW, aber auch Scott Eastwood. Mit dem Sohn von Schauspieler-Legende Clint Eastwood startete BMW eine neue Kampagne [Foto: BMW Group]

Generationen unterscheiden sich gewöhnlich und das ist gut so. Die neue Generation des 5er BMW, mittlerweile ist es die siebente, macht da keine Ausnahme, obwohl das schnelle Auge kaum einen wesentlichen Unterschied zum Vorgänger erkennen kann. Doch der Blick von vorn offenbart, dass die neue Limousine an Ausstrahlung und Schick dazugewonnen hat. Alles wirkt breiter und ist es auch, nicht nur wegen der breiteren Scheinwerfer, und der neue 5er ist auch etwas länger als sein Vorgänger, um zehn Liter größer der Kofferraum. 

Ein ganz wichtiger Unterschied zum Vorgänger ist indes nicht zu sehen, aber folgenreich. Dank Alu-Stahl-Mischbauweise – die Türen sind beispielsweise aus Aluminium – ist der 5er 100 kg leichter und im Verbund mit den hervorragenden aerodynamischen Werten der gut geschnittenen Karosserie deshalb sparsamer im Verbrauch. Weitere Detailverbesserungen: veränderte Luftklappensteuerung mit schwarzen oder verchromten Nierenstäben, bessere Start-Stopp-Automatik, bis 20 Zoll große Räder, schlankeres Cockpit, verbesserte Ges-ten- und Sprachsteuerung, beispielsweise mehr Kommandos per Hand, verbesserte Klimatisierung, programmierbare Sitz- und Lenkradheizung, Assistenz und Infotainment aus dem 7er Modell, wie beispielsweise Warnung vor Einbahnstraßen und Autobahnauffahrten in die falsche Richtung.

Die neue 5er Limousine kommt mit unterschiedlichen Motorvarianten im Februar und März zu den Händlern: zwei Benziner mit 252 und 340 PS, zwei Diesel mit 190 und 265 PS sowie der sehr sparsame Benziner 530e iPerformance als Plug-in-Hybrid – er verbraucht 2,1 Liter auf 100 Kilometer –, und dem M550i M Performance mit Allradantrieb als Top-Modell der 5er Baureihe. Die Preise des neuen BMW 5er beginnen bei 45 200 Euro für das Basismodell. Im Sommer soll der neue BMW 5er Touring die Baureihe komplettieren.  

 

Neue Elektropioniere


Der Faraday Future schlägt Tesla und Ferrari: in 2,4 Sekunden von Null auf 100 [Fotos: © 2016 Faraday & Future Inc.]

Neben dem Vorzeigeunternehmen Tesla wird es zukünftig noch weitere aufsehenerregende Anbieter geben, die auf dem Elektromobilitätsmarkt entscheidend mitreden wollen – und sich außerdem als ernst zu nehmende Mitbewerber verstehen. Denn Lucid Motors und Faraday Future, so die Namen der neuen Superfirmen, zielen zunächst auf die Luxus-Mittelklasse, genau wie die Modelle S oder X von Konkurrent Tesla. 

Lucid Motors Air will zunächst eine viertürige Oberklasse-Limousine unter dem Namen Lucid Air anbieten. Sie soll in 2,5 Sekunden von Null auf Tempo 100 sprinten. Dafür stehen angeblich 1000 PS zur Verfügung. Den Strom für die Elektromotoren liefert eine 130 kWh starke Lithium-Ionen-Batterie. So wäre eine Reichweite von fast 650 Kilometern möglich. Die Produktion dieses Super-Stromers beginnt 2018, anfänglich in einer kleineren Auflage, später in einer neu geplanten Fabrik umfänglicher. 

Noch spektakulärer tritt derzeit der Auto-Newcomer Faraday Futures auf. Bei seinem FF91 ist gar von einem „Wunderauto“ die Rede. Auf der CES in Las Vegas präsentierte die Firma diesen außergewöhnlichen SUV als Nonplusultra derzeitiger Supersportwagen: Faraday Futures schlägt Ferrari und Tesla. Dass dies nicht nur Verlautbarung zu sein scheint, beweisen die Daten eindrucksvoll. Der FF91 beschleunigt von Null auf Tempo 100 in 2,4 Sekunden und erzeugt dabei eine Leistung von unglaublichen 1060 PS. Den Antriebsstrom erzeugen Akkus mit einer Kapazität von 130 kWh. Damit würde der FF91 fast 700 Kilometer weit kommen bis zur nächsten Ladesäule.

Reinhard Wahren

 

69 - Winter 2017