Der Coup mit Schiff

Das Event-Center-Berlin scheut keine Mühen, wenn es um große Ereignisse geht. Wenn man Christian Dettmer nach dem spektakulärsten Event fragt, das er bislang organisiert hat, zögert er keinen Augenblick: „Die Einweihung des DomAquarées 2004 – mit der Alinghi.“ 

Das DomAquarée befindet sich an der Ecke Karl-Liebknecht-Straße/Spandauer Straße – ein  großer Komplex mit Hotel, Einkaufspassagen, einem Meeresmuseum und einem zylindrisch freistehenden Aquarium, in dem exotische Fische leben. Letzteres soll das größte seiner Art in der Welt sein. Und die Alinghi ist die Schweizer Yacht, die 2003 als erstes europäisches Schiff den renommierten America’s Cup gewann. „Diese Eröffnung war schon etwas ganz Besonderes“, sagt Christian Dettmer, Geschäftsführer des Event-Center-Berlin. Besonders und dennoch typisch für die Arbeitsweise des Unternehmens: Immer auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem für den Auftraggeber. Christian Dettmer hatte den mehrfachen Olympiasieger und Sportdirektor der Alinghi, Jochen Schümann, bei einer Veranstaltung kennengelernt. Warum nicht das Segelschiff nach Berlin holen und damit der Eröffnung des DomAquarées eine ganz besondere Note geben, dachte sich Dettmer. Wasser zu Wasser im weitesten Sinne – passte doch irgendwie. Mit dieser Idee stellte das Event-Center-Berlin alle anderen in den Schatten und gewann die  internationale Ausschreibung für die Eröffnung des DomAquarées, an der sich 700 Firmen beteiligt hatten.  Nach so  mancher Hürde – schließlich war die Alinghi noch nicht ausgemustert – stand das Schiff mitten in Berlin.  Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnete das gläserne Aquarium, das erst zwei Tage zuvor befüllt worden war. 4 000 Ehrengäste applaudierten. Dettmer nahm ein kleines Stück Applaus auch ganz bescheiden für sich. Am Morgen hatte er noch mit seinen Kollegen die letzten Bauzäune weggeräumt und nun stand er im Smoking in den hinteren Reihen. Die Alinghi blieb eine ganze Woche in Berlin, zum Anschauen und Anfassen für alle. Einen Routine-Teil gab es für die Eventagentur bei dieser Veranstaltung dennoch: Tische, Stühle, Blumen, Licht und Ton etc. so  zu arrangieren, dass es perfekt in den Rahmen passte. 

Dettmer wirkt nicht eitel, eher wie einer, der sich freut, wenn andere sich freuen, wenn wirklich etwas gelungen ist. So wie man sich einen Dienstleister wünscht. Angesichts dieser Geschichte ist der Slogan der Firma „Ihr Event – unsere Mission“  in der Tat Programm. Jede Veranstaltung braucht ihre eigene Dramaturgie und spezifische Ideen, die zum Ereignis und zum Kunden passen. Circa 60 größere und kleinere Events werden von Dettmer und seinen Kollegen im Jahr ausgerichtet: Hochzeiten, Praxiseinweihungen, Neujahrsempfänge, Sommerfeste, Golfturniere, Hoteleinweihungen. Auch die Ausstattung für den Tag der offenen Tür im Bundeskanzleramt gehört in diese Aufzählung, ebenso wie der Aufbau von Messeständen. Jeder, der etwas zu feiern hat oder sich öffentlich präsentieren möchte, kann beim  Event-Center-Berlin anklopfen. Rund 500 Stühle, ein 1000-Quadratmeter-Festzelt, 18 Zeltpagoden, 15 Gartenpavillons, Kronleuchter etc.  sind im Depot. Die Firma vermittelt Künstler, schreibt Einladungen, sorgt für jedwede Dekoration, Beschallung, Licht und vieles mehr. Was nicht angeboten wird, ist Kochen. Aber gute Caterer gehören zum Netzwerk.  Bei solch einem breiten Angebotsspektrum verwundert es schon, dass die Agentur nur 15 Mitarbeiter hat, und diese sitzen nicht in einem Büro, sondern arbeiten von zu Hause und sind via Server miteinander verbunden.  So lässt sich vieles effektiver handhaben.  Eine moderne Arbeitsstruktur, die über die Jahre gewachsen ist und sich bewährt hat. Natürlich gab es auch Höhen und Tiefen.  Aber ans Aufgeben dachte Christian Dettmer nie seit der Gründung 1990.  Derzeit freut er sich über ein geschäftliches Hoch. Denn ebenso wie das Event-Center sind viele Betriebe in diesen Jahren rund ein Vierteljahrhundert am Markt. Oft wird das groß gefeiert – und zwar auf dem jeweiligen Betriebsgelände. Dettmer weiß, die Firmen wollen zeigen, was sie können und was sie haben. Und das geht am besten auf dem eigenen Gelände. Das ist eine besondere Herausforderung, einen Betrieb in einen Festsaal umzugestalten, ohne die Betriebsanlagen gänzlich zu verstecken. „Alles muss so arrangiert sein, dass man mit vielen Leuten ins Gespräch kommen kann“, sagt Dettmer. Vermutlich ist der umtriebige Geschäftsführer auch auf diese Weise mit Jochen Schümann, dem Sportdirektor der Alinghi, ins Gespräch gekommen. Er weiß also, wie es geht. Denn all diese Feste sind in erster Linie dazu da, Kontakte zu knüpfen, Freundschaften zu erneuern. Dettmer nennt es Marketing-Pool. Und seine Firma schafft den passenden Rahmen.  Die Erfolge sind auf der Internet-Seite der Firma in persönlichen Danksagungen nachzulesen. Das Bundeskanzleramt hat geschrieben, der Regierende Bürgermeister sich für die Organisation eines Hoffestes bedankt, die Organisatoren der Langen Nacht der Wissenschaften waren des Lobes voll oder ein Konzert am Stelenfeld des Holocaust-Denkmals wäre ohne die Unterstützung vom Event-Center niemals möglich gewesen, schrieb Lea Rosh. 

Aber immer schön nach vorn blicken, heißt es bei Dettmer. Es stehen aktuell eine große Hoteleinweihung, das Pyro-World-Championat, ein Familientag für eine Postfirma im Kalender.  Der Event-Alltag ist eben auch eine ständige Herausforderung. 

Martina Krüger

 

70 - Frühjahr 2017