Die neuen Kompakten

Dass sich die neuen attraktiven Kompaktwagen wie von selbst verkaufen, ist derzeit in der Automobilbranche ein ungeschriebenes Gesetz. Kein Wunder also, wenn sie mittlerweile für viele Autohersteller unverzichtbar sind.

Für Citroën war der C4 Cactus von 2014 nicht nur eine Neuausrichtung der Marke schlechthin, sondern auch eine Art „Blaupause“ für dessen nachfolgenden Modelle. Die sollten aber nicht in Richtung DS-Linie gehen, vielmehr im bezahlbaren Kompaktwagen-Segment vor allem auch junge Käuferschichten ansprechen. So bekam der C3 in seiner 3. Generation das Gen vom Cactus eingepflanzt. 

Das ist augenscheinlich, denn er wirkt genau wie der Cactus bullig, robust und frech, dank der flankierten Luftpolster, offiziell Airbumps genannt, und der attraktiven, pfiffigen Farbgestaltung. Als Antrieb genügten den Franzosen drei Benziner von 68 bis 110 PS und zwei Dieselmodelle mit 75 und 100 PS. Umfangreiche Assistenzsysteme stan--
den freilich zunächst nicht auf der Agenda, doch Geschwindigkeitsassistent mit Verkehrszeichenerkennung, Totwinkelwarner und Spurhalteassistent bieten zumindest eine Art Grundversorgung. An Platz- und Raumgefühl mangelt es dem C3 indes nicht. Für einen Kleinwagen sind vier Türen, fünf Plätze und ein dreihundert Liter großer Kofferraum mehr als ausreichend. Herausragend sind der große Touchscreen in der Mittelkonsole und die HD-Kamera hinter dem Innenspiegel – kleine Highlights, direkt auf eine junge Käuferschicht zugeschnitten. Die vernetzte HD-Kamera, eine sogenannte ConnectedCam, ermöglicht mit einem einzigen Klick Fotos oder kurze Videosequenzen eines interessanten Roadtrips in Echtzeit, die zusammen mit den GPS-Koordinaten direkt zu den sozialen Netzwerken hochgeladen werden können. Daneben kann sie bei einem Unfall hilfreich sein, denn die Dashcam speichert ca. neunzig Sekunden lang den Unfallhergang.

Zweifellos zieht der C3 neue Kunden an und verjüngt das Image der Marke Citroën. Das soll aber erst der Anfang der C3-Offensive sein. Auf dem Genfer Autosalon wurden bereits die nächsten Modelle als Concept-Cars präsentiert: der C-Aircross, ein 4,15 Meter langer Kompakt-SUV, und die Allradversion SpaceTourer 4 × 4.

Nach unten hin hat auch Audi sein Kompaktwagen-Angebot erweitert. Den Q 2 allerdings als kleinen SUV zu bezeichnen, gliche fast einem Verdikt. Außen zwar kompakt, doch innen ein Raumwunder mit SUV-typischer Sitzposition. Die vorderen Türen öffnen weit und die Sitze sind bequem. Optional ist sogar eine dreiteilige Bank mit Durchreiche möglich. Der Kofferraum hat einen zweistufig verstellbaren Ladeboden. Ausstattung und Verarbeitung des Interieurs sind auf Topniveau. Cockpit, Navigation, Infotainment und die vielen möglichen Assistenzsysteme machen den Q 2 auch digital äußerst attraktiv. Zudem sind die beiden stärksten Diesel mit Allradantrieb und S-tronic ausgestattet. Der Zweiliter-Selbstzünder leistet beispielsweise 190 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 218 Kilometer pro Stunde.

Nahezu in fast jeder Hinsicht gleichwertig ist der kompakte Mini Countryman Cooper SD 2,0 von BMW. Ebenfalls mit 190 PS und Allradantrieb, gehört auch er zu den derzeit interessantesten neuen Kompaktwagen.

Reinhard Wahren

 

70 - Frühjahr 2017