Chi Chi, Tjen Tjen, und Bao Bao – Drei Pandas machten Politik

Tierisches im Kalten Krieg. Ein neues Buch erzählt Geschichten aus den beiden Berliner Zoos. Die Pandabärin Chi Chi war zwar nur auf der Durchreise und konnte lediglich drei Wochen bleiben, aber mehr als 400 000 Besucher strömten im Sommer 1958 in den Tierpark nach Friedrichsfelde. Viele von ihnen aus dem Westteil der Stadt. Ein Riesenerfolg für den im Osten Berlins so beliebten Tierparkdirektor Heinrich Dathe. Von seinem West-Berliner Kollegen wurde dessen Coup nicht ohne Neid zur Kenntnis genommen, versuchten die beiden Zoo-Direktoren doch immer wieder, sich gegenseitig den Rang abzulaufen. 

Im Jahr des Kriegsbeginns, nämlich 1939, war zuletzt ein Panda in Berlin zu sehen gewesen, eine Sensation damals. Dann herrschte pandatechnisch fast zwanzig Jahre Flaute in Berlin. Die Stadt hatte wahrlich andere Probleme, am Ende lag sie in Trümmern. Doch die Berliner waren immer „tierverrückt“, so die Überzeugung des Autors Jan Mohnhaupt. 1958 also, drei Jahre nach Eröffnung des Ost-Berliner Tierparks, gelang es Direktor Dathe, eine Pandabärin für seinen Zoo zu bekommen. Bis die jüngeren Berlinerinnen und Berliner einen Panda zu Gesicht bekamen, sollte es mindestens bis zum Jahre 1980 dauern. Die beiden Pandas Bao Bao und Tjen Tjen trafen im November desselben Jahres in West-Berlin ein. Der chinesische Staatschef Hua Guofeng hatte die Tiere 1979 dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt als Staatsgeschenk versprochen. Weil Loki Schmidt mit der Gattin des Zoodirektors Heinz-Georg Klös befreundet war, kamen die Pandas nach Berlin. Prompt gab es Protest von offizieller Seite der DDR, West-Berlin sei nicht Teil der Bundesrepublik und deshalb die Pandas hier fehl am Platze. Als 1989 die Mauer fiel, sahen viele Ost-Berliner erstmals in ihrem Leben einen Panda und erlebten auch hierdurch ein Stück weite Welt. 

Karen Schröder

 

70 - Frühjahr 2017
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