Pracht aus Seide

Die Bulgari-Krawatte ist eine Spezialität aus Como. Ihr faltenreiches Innenleben macht sie zum Schmuckstück.

So eine Krawatte verlangt den ganzen Mann. Sie Schlips zu nennen, wäre viel zu schnöde. Siebenfach gefaltet und sorgsam aus feinster Saglione-Seide handgenäht, ist sie ein echtes Schmuckstück für Männer von Welt. Asiaten können gar nicht genug bekommen vom edlen Luxusbinder, gefolgt von den eleganten Europäern, den smarten Amerikanern. Für Italiens Männer ist Mode ganz selbst­verständlich ein Teil ihrer Kultur. Lebensgefühl pur. Abhängige haben eine ganze Batterie feinster Bulgaris in ihrer begehbaren Kleiderkammer. Ob als Four-in-Hand, Cavendish oder halber Windsorknoten gebunden, man sieht sich, erkennt sich. Kenner schwören auf ihre Bulgari-Preziose.

Ein Meter Seide im Quadrat, woraus andere Unternehmen glatt vier Krawatten machen, das reicht bei Bulgari gerade mal für zwei. In traditionsreichen aus solider Handwerkskunst gewachsenen Seiden-Unternehmen erwächst im schönen Como am gleichnamigen See aus dem seidenen Faden des Kokons der chinesischen Raupen traumhafte Saglione-Seide, Seiden-Twill oder Jaquard. In Como wird gewebt, gefärbt, gedruckt und sorgfältig von Hand jede einzelne Krawatte vollendet.

Mehrlagig wird der Stoff fixiert und mit der Hand zugeschnitten, von den Näherinnen Stich für Stich aneinander gefügt, naturfarbene Baumwolle eingelegt und ganze sieben Mal bis zur vollen Opulenz gefaltet. So kunstvoll ist sonst nur Origami. Wie das geht, das bleibt ein Geheimnis. Sette Pieghe (sieben Faltungen) heißt die alte Schneiderkunst in Italien, deren Besonderheit Bulgari 1997 mit der Fertigung seiner allerersten Krawatten für sich entdeckte. Dabei wird dieselbe Seide sowohl für die Vorderseite als auch für das Innenfutter des feinen Accessoires verwendet. Das Logo ist gleich eingewebt. Da bleibt nichts hängen am Hemd, lugt gar als hässlicher Schnipsel hervor. Das Prachtstück ist am Ende 1,45 Meter lang. An seiner breitesten Stelle misst der Klassiker 9,5 Zentimeter. Die schlanke trendige Version begnügt sich mit acht Zentimetern.

Unvorstellbare acht Millionen Meter Seide lässt Bulgari jedes Jahr in Como ausschließlich für Krawatten weben. Die sind in diesem Winter ­bordeauxrot, altrosa, grau oder beige, haben geometrische Muster oder ­spielen mit den klassischen Schmuckmotiven im eigenen Unternehmen. Mit Schmuck ist das Luxusunter­nehmen schließlich berühmt geworden in mehr als 100 Jahren Firmengeschichte. Unverwechselbar.

Von weitem erscheint manches der in der römischen Firmenzentrale entwickelten Dessins nur als grafisches Muster. Von nahem betrachtet ent­faltet sich der Humor der einfallsreichen Zeichner. Was für ein Augenspiel: ­Baciami/Küss mich, fordern freche Frösche auf bordeauxrotem Fond. Schnecken­häuser, kleine Fische und feurig-rote Pepperoni (Piccante) auf Dunkelblau machen Stimmung auf dem feinen Binder.

Inge Ahrens

 

37 - Winter 2008