Die Kunst, Räume zu gestalten

Ein Sprichwort besagt, dass man nur das vermissen sollte, was einen umarmen kann. Und dazu gehören nicht nur Menschen. Der Fünfziger-Jahre-Sessel der Familie kann das genauso wie der kleine historische Hocker, vielleicht ein Fundstück aus dem letzten Sommerurlaub. Oder die frisch restaurierten Sitze des Oldtimers, mit dem man auf Brandenburger Alleen unterwegs ist. Und manchmal sind es ganze Räume, die uns umarmen, das eigene Zuhause oder ein Konzertsaal. Es sind die Dinge und Orte, die etwas bedeuten, die eine Geschichte haben und die unsere erzählen. Damit sie unvergessen bleiben, dafür sorgen Raumausstatter.

Einer von ihnen ist der Raumausstatter Busch in Pankow, durch dessen Hände seit 42 Jahren unendlich viele Raritäten mit Liebe zum Detail, Respekt und Handwerkskunst aufgearbeitet und restauriert wurden und so erhalten bleiben. Das Sofa, das der Architekt Peter Behrens entworfen hat und das 1910 auf der Brüssler Weltausstellung im Deutschen Pavillon stand, war dabei; die Wandbespannung im Arbeits- und Schlafzimmer Friedrich des Großen im Schloss Sanssouci ebenso wie eine Altardecke für eine private Kapelle.

1976 wurde das Unternehmen von Busch senior als Polsterei gegründet. Heute gibt es den Beruf des Polsterers als Ausbildungsberuf nicht mehr. Er ist Teil der Ausbildung zum Raumausstatter geworden, genauso wie Dekoration, Bodenbearbeitung und Wandgestaltung. Ein weites Betätigungsfeld also, mit viel Kreativität, und Nähe zu den Kunden und deren Wünschen an den unterschiedlichsten Einsatzorten. Das ganze Spektrum der Raumausstattung und -gestaltung bietet das Familienunternehmen an. Die Polsterwerkstatt arbeitet mit traditionellen und modernen Techniken. Böden können designt und verlegt werden und Wände gestaltet, einschließlich Fenster.

Im März dieses Jahres wurde das neue Atelier und Ladengeschäft in der Wollankstraße unweit des Rathauses Pankow eröffnet. Tapeten und Stoffmuster sind hier zu finden und ab und zu auch einer der Söhne, die ebenfalls dieses Handwerk beherrschen und an Showtagen vor Ort vorführen können.

Alles in einer Hand oder besser gesagt in einer Familie. Wie klappt das? „Einfach die Stärken des anderen zulassen“, sagt Heike Busch, die im eigenen Nähatelier Gardinen, Rollos, Vorhänge und Tagesdecken nach Kundenwünschen anfertigt. Ihr geht es besonders um das persönliche Wohngefühl. Zusammen mit ihren Kunden findet sie deren Stil heraus und gestaltet in den passenden Farben und Materialien die Räume. „Man kommt nicht einfach so nach Hause. Der wichtigste Ort im Leben sollte behaglich sein“, sagt sie. „Die Trends sind zur Zeit Blüten und Muster, Türkistöne in allen Varianten, gelb und kräftige Farben. Man traut sich wieder was. Und Vorhänge rücken wieder ins Bewusstsein, denn die machen einen Raum erst perfekt.“

Wenn man Dirk Busch fragt, wie man am besten Werte für sich schafft, ist die Antwort ganz einfach: „Fangen Sie mit einem Stück an. Einem, das Ihnen am Herzen liegt. Ich verspreche Ihnen, Sie werden süchtig werden.“ Schon wegen der Qualität. Als 1989 die Mauer fiel und die Aufträge plötzlich weg waren, hat er in einem Möbelkaufhaus angefangen zu arbeiten und nach zwei Tagen wieder aufgehört. Damals wie heute tut es ihm in der Seele weh, wenn Ledersofas zum Schleuderpreis angeboten werden. Als Sachverständiger weiß er, wie dieser Preis zustande kommt, wie damit Leder hergestellt wird und wo und wer letztendlich den Preis dafür bezahlt. Wenn er ein Stück aufarbeitet, ist es nicht nur schön sondern wird sehr lange schön sein. „Und  ich werde es deshalb wohl in meinem Leben nicht mehr wiedersehen“, sagt Dirk Busch fast wehmütig. Und hofft, dass sich Menschen, und auch junge Leute, für das Handwerk begeistern können.

Barbara Sommerer

 

Information
www.raumausstattung-busch.de

 

74 – Frühjahr 2018