Von See zu See – Hausboottour im Rheinsberger Seengebiet

Lob der Langsamkeit. Gemächlich tuckert das Hausboot durch die idyllische Landschaft. So ein schwimmendes Wochenendhaus hat schon einen besonderen Charme. Ihm können über weite Strecken der mecklenburgischen beziehungsweise brandenburgischen Seenlandschaft auch Freizeitkapitäne ohne Bootsführerschein erlegen sein. Alles, was man zum Leben  braucht, ist an Bord. Eine voll ausgestattete Küche und sogar eine warme Dusche. In den größten Booten haben bis zu zehn ­Personen Platz.

Nach einer ausführlichen Einweisung durch den Vercharterer ist Start in Rechlin, gelegen am südlichen Ende der Müritz. Das Fahrziel Rheinsberg in Brandenburg. Der Weg führt über die Müritz-Havel-Wasserstraße vorbei am mecklenburgischen Mirow, durch Kanäle und Seenketten.

Breite Schilfgürtel und saftig grüne Wiesen säumen überall die Strecke. Zahlreiche Wasservögel kreuzen den Weg. Wer Glück hat, sieht für einen kurzen Moment das Blau des Eisvogels aufleuchten. Jetzt lässt sich erahnen, warum nicht alle Gewässer der Gegend für Motorboote zugelassen sind. Wer ein Paddelboot an Bord hat – sie werden von einigen Vermietern mit angeboten – hat logistische Vorteile.

Einen Hasenfuß sollte die Hausbootcrew allerdings nicht zum Kapitän machen. Eine gehörige Portion Augenmaß und Couragiertheit gehört schon dazu, mit dem großen Hausboot anzulegen und die engen Brücken zu unterqueren. Ebenso sind die Schleusen für maritime Anfänger immer wieder eine Herausforderung. Beim Festmachen sind die Mitreisenden gefragt und Ruhe ist erste Seemannspflicht.
Bootsanlegestellen für die Nacht sind an Campingplätzen, Häfen und Gaststätten ausreichend vorhanden.
Ziel ist das märkische Residenzstädtchen Rheinsberg. Am Kleinen Pälitzsee zweigt man von der Müritz-Havel-Wasserstraße ab und fährt noch etwa 13 Kilometer Wasserstraße. Unterwegs wird die blaugrüne Grenze zwischen den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg passiert. Hin und zurück ist die Strecke bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa acht Kilometern in der Stunde bequem an einem verlängerten Wochenende zu schaffen. In der Hochsaison sind allerdings oft lange Schleusenzeiten einzuplanen, weshalb sich dafür unbedingt die Nebensaison als beste Hausbootzeit anbietet. So erstrebenswert der Aufenthalt auf dem Sonnendeck ist, ein solcher Törn ist auch noch in der kühleren Jahreszeit reizvoll. Außerdem sind die Boote beheizbar.

Rheinsberg, das Schmuckkästchen Brandenburgs, liegt allerdings nicht, wie man vielleicht erwarten würde, am See gleichen Namens, sondern am dahinter gelegenen Grienericksee.
Es ist schon ein besonderes Erlebnis, das Barockschloss und den Park von der Wasserseite an sich vorbeiziehen zu lassen. Hatte sich doch einst auch der preußische Kronprinz Friedrich zum Tee ans andere Ufer des Sees oder zur romantischen Remusinsel schippern lassen. Wenn man das Ganze dann noch an Deck des eigenen Hausboots erleben kann, wird die Geschichte beinahe königlich. Frisch restauriert präsentieren sich Schloss und Schlosstheater dem Betrachter. Sehenswert auch die Kurt-Tucholsky-Gedenkstätte. Ein Landgang lohnt sich. Ebenso wie den übrigen Teil der Rheinsberger Seenkette zu erkunden. Sie besteht aus verschiedenen glasklaren, durch schmale Kanäle verbundenen Gewässern. Schilfbewachsene Buchten laden zum Schwimmen und Ankern ein. Der Zootzensee, der Große Zechliner See und der Schwarze See, von Kiefern und Buchen gesäumt, versprechen ein wahres Naturerlebnis. Der Ort Flecken Zechlin ist einen Abstecher wert. Schon seit 100 Jahren ist er ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner. Hier lädt direkt am Wasser die rustikale „Fischerhütte“ zu einer Mahlzeit  ein.

Karen Schröder

 

Information
Maritime Infrastruktur bieten zwei bei Rheinsberg gelegene Hafendörfer an. Zum einen das Hafendorf Rheinsberg mit seinem rot-weißen Leuchtturm und zum anderen die Marina Wolfsbruch, im skandinavischen Stil errichtet. Beide Anlagen verfügen über einen großen Gästehafen sowie Restaurants und Hotels mit Wellnessangeboten.

 

74 – Frühjahr 2018