AUTO NEWS von Reinhard Wahren – Der Mittelklassen-68er

Markiert das Jahr 1968 den Beginn eines gesellschaftlichen Umbruchs, der bis heute nachwirkt, glich der Mercedes-Benz /8 vor 50 Jahren einer kleinen Revolution und prägte eine ganze Auto-Generation.

Die von Mercedes stilistisch und technisch neu entwickelten Limousinen der oberen Mittelklasse wurden ob ihres klaren und harmonisch überzeugenden Designs und der verbesserten Fahreigenschaften sogar als „Die wohlkalkulierte Perfektion“ bezeichnet. Im Autojargon sind die zwischen 1968 und 1976 gebauten Fahrzeuge als Mercedes-Benz Strich-Acht bekannt, abgeleitet vom Kürzel /8 der 1968er-Typen des Modellprogramms. Offiziell sind es die Baureihen W 114 und W 115. Mit 1,8 Millionen Fahrzeugen einer einzigen Baureihenfamilie hatte Mercedes damit erstmals die Millionengrenze weit überschritten. Das entsprach etwa der gleichen Stückzahl aller Nachkriegsmodelle von Mercedes. So war der Strich-Acht auch zeitweise mit über 140 000 Einheiten der meistverkaufte Pkw in der Bundesrepublik. Der zweimillionste seit 1946 produzierte Mercedes-Benz war ebenfalls ein Strich-Acht, eine Limousine des Typs 220 D. Sie lief im Mai 1968 in Sindelfingen vom Band. Besondere Bedeutung erhielt der Mercedes-Benz /8 dadurch, dass in der Folgezeit verschiedene Karosserieformen und Motorisierungen in die obere Mittelklasse einflossen, die schließlich 1993 in der E-Klasse aufgingen.

 

Himmlische Kuriere


Luftpost: Flugdrohnen für Transportzwecke [Foto: © 2018. Daimler AG]

Drohnen sind keine neue Erfindung, die kleinen unbemannten Flugkörper haben unter dieser Bezeichnung aber Popularität erlangt. In drei Jahren soll ihre private Nutzung die Fünfmillionengrenze überschritten haben. Grund für die schnelle Verbreitung ist deren Fähigkeit, mithilfe von Smartphone und App automatisch Flugmanöver auszuführen und beispielsweise aus ungewöhnlicher Perspektive Fotos oder Videos zu machen.

Doch neben der privaten Nutzung von Flugdrohnen in der Freizeit, experimentieren längst auch Transport- und Logistikfirmen mit den Flugkörpern. In Zusammenarbeit mit dem Drohnenhersteller Matternet arbeitet auch die Transporter-Abteilung von Daimler an einem Projekt, das unter dem Namen „Vans & Drones“ bereits für Aufmerksamkeit sorgte. Dabei dient der Van oder Transporter als Landeplatz für die Drohne, die dem Zusteller oder Handwerker dringend benötigte Post oder vergessenes Werkzeug „nachholt“. Vorerst allerdings nur bis zu einem Gewicht von 2 Kilogramm. Drohnengestützte Logistiknetzwerke sehen Experten zwar noch in weiter Ferne, auch wegen rechtlicher Hürden, doch durchaus mit Entwicklungspotenzial für spezielle Dienste und wohl kaum für Massenware oder Sperrgut.

 

Unterwegssein statt Fahren


Der China-Newcomer elektrisch und voll vernetzt [Foto: © BYTON 2018]

Eine neue Automarke als Start-up zu etablieren, erscheint so kühn wie fragwürdig. Eine solche Gründung setzt ein hochinnovatives, möglichst digital geprägtes Geschäftsmodell mit Wachstumscharakter voraus. Dies ausgerechnet in der krisengeschüttelten Autobranche zu versuchen, grenzt an Übermut. Zurückhaltung und Abwarten scheinen allerdings für das chinesische Start-up Byton nicht zu gelten: Ein Byton soll für die Generation sein, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist, ganz auf deren Lebensstil zugeschnitten. So leitet sich das Kunstwort Byton folgerichtig auch von „Bytes on Wheels“ ab, womit die Grundidee klar wird: Nicht das Fahren steht im Vordergrund, sondern wie das Unterwegssein, die Zeit im Auto, am besten genutzt werden kann. Äußerlich ganz unspektakulär und auf 180 Kilometer pro Stunde begrenzte Höchstgeschwindigkeit, scheint der Byton ein automobiles Leichtgewicht zu sein, negiert er doch all das, was für die Faszination Auto immer stand: Designqualität, PS-Zahl und Geschwindigkeit. Stattdessen gleicht sein Interieur einem digitalen Cockpit, in dem jegliche Kommunikation und Unterhaltung stattfinden kann. Zentrale Einheit ist ein Bildschirm über die gesamte Breite des Armaturenbretts, zu bedienen mittels Touchpads in der Lenkradnabe, Gesten- und Sprachsteuerung inbegriffen. Sonst gibt es weder Schalter noch Regler, auch Handys sind überflüssig. Doch so ganz ist die klassische Automobiltechnik nicht zurückgebaut. Immerhin hat das Basismodell noch 272 PS, bei einer Reichweite des Elektro-SUVs von 400 Kilometern. Die chinesischen Investoren sehen den Byton als Prototyp, allerdings vorbereitet für autonomes Fahren bereits ab 2019 mit zunächst automatischem Bremsen und Lenken bis Tempo 60. Die Plätze für die entsprechenden Sensoren und die interne Kommunikationsstruktur sollen bis dahin ausgefüllt sein.

 

Weiter wie bisher – Genfer Autosalon


Der Jaguar I-Pace (2018) – präsentiert als das erste vollelektrische Auto des britischen Autobauers [Foto: Jaguar Land Rover Deutschland GmbH]


(links) Die Porsche-Vision der Elektromobilität von morgen: Mission E [Foto: © 2018 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG]
(rechts) Mit Straßenzulassung: Der Ferrari 488 Pistai istder stärkste V8 des italienischen Sportwagenherstellers [Foto: Ferrari S.p.A.]


(links) Aston Martin will mit dem Lagonda den Rolls-Royce für die Generation Smartphone bauen [Foto: © Aston Martin]
(rechts) Der Lamborghini Urus kommt im Frühjahr 2018 mit 650 PS [Foto: 2017 Automobili Lamborghini S.p.A.]

Auf dem diesjährigen Genfer Autosalon zeigte sich wieder einmal, dass der Umbruch einer etablierten Technologie einen langen Atem braucht. Zwar präsentierten sogar auch hochkarätige Hersteller Elektrofahrzeuge, wie z. B. Jaguar den Elektro-Crossover I-Pace und Porsche den Geländekombi Mission E, oder sie stellten, wie VW, zukunftsweisende Konzepte für die urbane Mobilität in Ballungsräumen vor, doch dominierten nach wie vor die Modelle mit Verbrennungsmotoren und PS-starke Sportler. So geriet auch die Dieseldiskussion nicht zum beherrschenden Thema: Diesel zu verbessern sei besser, als ihn zu verbannen, war von Daimler zu hören und VW wolle von Hardware-Nachrüstungen nichts wissen. Exemplarisch für „weiter so wie bisher“ zeigte sich Volvo. Bei den Schweden sind die Diesel preiswerter als die Benziner und erst 2020 bringen sie ihren ersten Stromer auf den Markt. Nach  ihrem Einstieg in das kompakte SUV-Segment mit den Modellen XC 40 und XC 60 hatte ihr neuer Kombi V90 in Genf Publikumspremiere. Er kommt im Sommer in den Handel. Aber in diesem Jahr soll es auch noch zwei Plug-in-Hybride mit Benzinmotor geben. Premiere hatte auch das neue Flaggschiff 508 von Peugeot. Im Vergleich zur Vorgängerin ist die Limousine sportlicher und wird im Oktober ausgeliefert.

Die Genfer Autoschau würde ihre Attraktivität verlieren, wäre sie nicht auch ein Schaufenster für die Supersportwagen, beispielsweise von Aston Martin, Lamborghini oder McLaren. Die spektakulären Autoschmieden standen auch in Genf einmal mehr für Leistung, Geschwindigkeit und außergewöhnliches Design. McLaren präsentierte mit dem Modell Senna ein Coupé, das als schnellstes, auch als teuerstes Straßenmodell der Unternehmensgeschichte gilt. Sein V8-Motor leistet 800 PS und beschleunigt den Sportwagen von Null auf Tempo 100 in 2,8 Sekunden. Wer damit, wo auch immer, dessen Höchstgeschwindigkeit von 340 Kilometern pro Stunde ausreizen wird, hat bereits fast eine Million Euro überwiesen, denn die auf 500 Exemplare limitierte Kleinserie ist bereits ausverkauft. Ebenso schnell ist der Ferrari 488 Pista. Er kommt auf 720 PS und ob der Gewichtsreduktion von 90 Kilogramm schafft er Tempo 100 in 2,9 Sekunden.

Demgegenüber nimmt sich Porsches neuer 911 GT3 RS fast bescheiden aus, obwohl mit 520 PS der stärkste Elfer in der Modellgeschichte. Der Vierliter-Sechszylinder-Saugmotor leistet 20 PS mehr als sein Vorgänger und beschleunigt von Null auf Tempo 100 in 3,2 Sekunden, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 312 Kilometern pro Stunde. Wirklich bescheiden, zumindest gegenüber dem McLaren Senna, ist sein Preis von rund 200 000 Euro.

In Genf war auch der neue Urus von Lamborghini zu sehen, angeblich derzeit das schnellste SUV. Den Namen Urus hatte Lamborghini 2012 dem Konzeptfahrzeug ausgerechnet in Anlehnung an den Auerochsen gegeben. Erst vor einem Jahr wurde das Sport-SUV als Serienfahrzeug vorgestellt. Seine Kraft erzeugt ein V8-Benziner mit 650 PS. In 3,6 Sekunden wird Tempo 100 erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Lamborghini mit 305 Kilometern pro Stunde an.

Aber auch bei den Supersportlern mit Straßenzulassung ist Elektromobilität kein Fremdwort mehr. Das bewies Aston Martin mit dem Konzeptauto Lagonda. Es stehe für das zukünftige Elektromodell, hieß es bei dem britischen Luxusauto-Hersteller. Zudem sind Design und Fahrzeugaufbau für autonomes Fahren entwickelt worden. Die Marktreife von entsprechenden Modellen der Elektromarke Lagonda sieht Aston Martin allerdings erst ab 2021.

 

Ausbau des Handelsnetzes


DS Automobiles wurde am 1. Juni 2014 in Paris offiziell gegründet und lässt dieTradition des französischen Premium-Automobils wieder aufleben. Jetzt hat auchBerlin einen DS-Salon Foto: PSA RETAIL – Niederlassung BERLIN]

Die Premiere des DS 7 Crossback im März war gleichzeitig mit der Ankündigung verbunden, das Handelsnetz von DS Automobiles in Deutschland schrittweise auszubauen. „Mit der Eröffnung eines DS-Salons in der Hauptstadt pünktlich zur Markteinführung des DS 7 Crossback setzen wir ein starkes Zeichen. Denn mit unserem Premium-SUV wollen wir den deutschen Markt erobern. Dazu bauen wir unsere Präsenz sukzessive aus. Ziel ist es, bis Ende dieses Jahres das Handelsnetz auf 61 eigenständige DS-Partner zu vergrößern“, so Patrick Dinger, Direktor DS Automobiles in Deutschland. So geriet die Eröffnung des ersten Salons in Berlin-Weißensee am 17. März zum feierlichen Auftakt. Im neuen, rund 150 Quadratmeter großen, lichtdurchfluteten Showroom stand natürlich das Premium-SUV DS 7 Crossback mit seinem charismatischen Design im Mittelpunkt des Interesses. „Wir freuen uns, dass zahlreiche Gäste unserer Einladung gefolgt sind. Bei der feierlichen Eröffnung des ersten Berliner DS-Salons konnten wir dem Hauptstadtpublikum den DS 7 Crossback in den strahlenden Räumlichkeiten des neuen Showrooms live vorstellen. In den kommenden Monaten wird ein weiterer DS-Standort in Berlin eröffnen und die Welt von DS Automobiles bereichern“, so Alexander Seidel, Niederlassungsleiter DS Automobiles in Berlin.

 

74 – Frühjahr 2018