Camper-Ikone California – AUTO NEWS von Reinhard Wahren

In diesem Jahr verließ der 100 000ste California das VW-Werk in Hannover-Limmer. Ein Produktionsjubiläum, das auf eine dreißigjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken kann. Ursprünglich gemeinsam mit „Westfalia“ auf Basis der dritten Transportergeneration entwickelt, wurde er zur Camper-Ikone, dem beliebtesten und meistverkauften Reisemobil.

Mit ihm unterwegs zu sein, bedeutet für viele bis heute Reisespaß, Abenteuer, Freiheit und Unabhängigkeit. Das Jubiläumsmodell in Hannover-Limmer war ein California „Ocean“ mit der Zweifarblackierung Candyweiß-Bluemetalic, dazu blauer Faltenbalg sowie Markise und Fahrradträger. Das serienmäßige Aufstelldach lässt sich beim „Ocean“ elektrohydraulisch hochstellen. Als leistungsstark und verbrauchsarm erweist sich der 2,0-Liter-TDI-Motor mit 150 kW und einem Kraftstoffverbrauch in Litern pro 100 Kilometer: innerorts zwischen 9,5 und 8,7, außerorts zwischen 6,9 und 6,4. Bei schwierigen Verhältnissen, etwa bei Fahrten in den Bergen, sorgt der Allradantrieb 4MOTION für bestmögliche Traktion, die Übertragung der Antriebskraft des Motors auf unebenes oder unwegsames Gelände.

Ursprünglich wurde der California auf Basis des VW-Busses T3 gemeinsam mit „Westfalia“ in Rheda-Wiedenbrück entwickelt und 1988 erstmals auf der Messe Caravan Salon vorgestellt. Für Individualurlauber war er das ideale Reisefahrzeug, um unbekannte Landstriche zu erkunden. Seine Ausstattung war dementsprechend recht komfortabel: mit schmaler Küchenzeile, Gaskocher, aufklappbarem Tisch, Staufächern, einer zum Doppelbett ausklappbaren Sitzbank sowie Aufstelldach bzw. festem Hochdach. Seit 2004, auf Basis des T5, wird der California allein von VW in Hannover-Limmer in Eigenregie entwickelt und hergestellt. Die Basisfahrzeuge kommen aus dem Stammwerk und werden im Werk Limmer nach Kundenwünschen ausgebaut. Erst kürzlich wurde der California als beliebtester Kompakt-Campingbus mit dem Award „Reisemobil des Jahres 2018“ ausgezeichnet.

 

Land Rover forever


Anspruchsvolle Tests sind Konzept der unverwüstlichen Ikone [Foto: Jaguar Land Rover Deutschland GmbH]

In diesem Jahr feierte noch eine andere Autolegende Jubiläum, die seit sieben Jahrzehnten schon wegen ihrer Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit praktisch jeden Winkel des Globus erobert hat: am 30. April 1948 war auf der Amsterdamer Motor Show der erste Land Rover zu sehen. Die Resonanz bei den Messebesuchern überstieg alle Erwartungen der Rover Company. Bereits im ersten Jahr produzierte die Firma über 3 000 Modelle dieses offensichtlich sehr praktischen Fahrzeuges. Vor allem Landwirte begeisterten sich, denn der erste Land Rover war auch geeignet, damit verschiedene landwirtschaftliche Geräte anzutreiben. Die Idee für ein solches Fahrzeug geht auf den Chefingenieur von Rover, Maurice Wilks, zurück, der als Vater des Geländewagens gilt. Er hatte die Idee, die Chassis ausrangierter amerikanischer Jeeps auf seinem Anwesen auf der Insel Anglesey zu nutzen, um ein neues, robustes Allroundfahrzeug zu kreieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand ein großer Bedarf an Motorisierung vor allem in ländlichen Gegenden. Der erste Prototyp besaß zwar weder Dach noch Türen, wurde aber bereits 1947 zugelassen und für 450 Pfund verkauft. Ein Jahr später begann die Erfolgsgeschichte des Land Rover, der anfangs nicht nur in der Landwirtschaft, sondern ob seiner Robustheit für alle möglichen Zwecke einsetzbar war, beispielsweise auch für mobiles Kino. Die erste Serie wurde ein Jahrzehnt lang produziert, bis 1963 über 310 000 Exemplare verkauft. Heute ist aus den Anfängen eine weltberühmte Marke erwachsen mit einer der breitesten und vielfältigsten Angebotspaletten des gesamten Geländewagen- und SUV-Marktes. In Großbritannien hat das Image des Land Rover eine ähnliche Bedeutung wie die Marke Mercedes in Deutschland. Aktuell existieren sechs Modellreihen für praktisch jeden Bedarf und Anspruch. Mehr als sieben Millionen Kunden in aller Welt haben sich in den zurückliegenden sieben Jahrzehnten für einen Land Rover oder Range Rover entschieden. Die Modellpalette umfasst sechs Baureihen: Discovery Sport, Discovery, Range Rover Evoque, Range Rover Velar, Range Rover Sport und Range Rover, seit dem Modelljahr 2018 gehört auch ein neu entwickelter Plug-in-Hybridantrieb (PHEV) aus Benzin- und Elektromotor für Range Rover und Range Rover Sport dazu. Rund 80 Prozent der Land Rover-Produktion gehen in den Export in mehr als 100 Länder, für Großbritannien ein wichtiger Devisenbringer.

 

Jaguar jagt Tesla


Ein voll aufgeladener Akku reicht bis zu 480 Kilometer [Foto:  © Jaguar Land Rover Deutschland GmbH]

Mit dem I-Pace, im Sommer vorgestellt, ist Jaguar ein großer Wurf gelungen. Schrieb man noch Tesla mit dem Model S die absolute Vorreiterrolle in Sachen Elektromobilität zu, zeigt sich der I-Pace als ernst zu nehmender Konkurrent.

Dabei sah man für die traditionsreiche Marke Jaguar unter Führung des Ford-Konzerns von 1989 bis 2008 kaum Überlebenschancen. Dies hatte sich mit der Übernahme durch den Tata-Konzern nachhaltig geändert. Seitdem, gemeinsam mit Land Rover unter einem Dach als JLR firmiert, hat Jaguar seinen Absatz nur allein in Deutschland verdreifacht. Nicht verwunderlich, dass die Ankündigung eines elektrisch angetriebenen Modells große Erwartungen in der Fangemeinde hervorgerufen hat.

Äußerlich fällt er durch die großen Leichtmetallräder auf. Zwischen den Achsen ist der 600 Kilogramm schwere Akku angeordnet, daher beträgt das Gesamtgewichts des I-Pace über zwei Tonnen. Bezüglich Straßenlage und Fahrgefühl ist dies aber eher von Vorteil. Ein voll aufgeladener Akku – Ladezeit 45 bis 60 Minuten – reicht bis zu 480 Kilometer. Allerdings nur, weil die Höchstgeschwindigkeit elektronisch auf Tempo 200 begrenzt ist. Die Beschleunigung des I-Pace, mit beeindruckenden geräuschlosen Schnellstarts, überzeugt allerdings mit Sicherheit auch sportlich ambitionierte Neukunden. Dass die Bestellungen für das erste rein elektrische Modell nicht abreißen wollen, spricht deutlich für den Weg, den Jaguar mit dem I-Pace eingeschlagen hat. So will die Doppelmarke, also auch Land Rover, in allen Baureihen bis 2022 ein E- Modell anbieten. Einen Vorgeschmack gab auch Land Rover pünktlich zum Jubiläumsjahr mit dem Luxus-SUV als Plug-in-Hybrid, eine Kombination aus 300 PS-starkem Vierzylinder-Turbobenziner und 115 PS-starkem Elektromotor als Basisversion. Rein elektrisch angetrieben, reicht eine Akkuladung bis maximal 50 Kilometer. Offroad helfen Untersetzung für Kriechgeschwindigkeit, Regulierung zur Erhöhung der Bodenfreiheit und Allradantrieb, um überall im Gelände, auf Sand, Matsch oder felsigem Untergrund problemlos unterwegs zu sein. Den Geländespaß kann man aber besonders rein elektrisch genießen, denn auf extremen Untergrund arbeitet das Hybridsystem erstaunlich ausgewogen. Auf der Straße spielt es keine Rolle und der Range Rover überzeugt eher mit guter Beschleunigung bei 220 Kilometer pro Stunde Höchstgeschwindigkeit.

 

Rolls-Royce mit Waffenfach


Rolls-Royce Cullinan [Foto: © BMW AG]

Man wollte dem Wunsch bestimmter Kunden nach einem luxuriösen All-Terrain-Fahrzeug entgegenkommen, heißt es bei Rolls-Royce, deshalb kreierte die Luxusmarke ihr erstes SUV. Damit folgte man natürlich auch anderen Luxusmarken, die bereits die Klientel der Superreichen bedienen. Und weil Luxus bei Rolls-Royce nochmal ganz anders definiert wird, musste das bereits im Namen seinen Niederschlag finden. So heißt das SUV Cullinan. Benannt nach dem 1905 in einer südafrikanischen Mine entdeckten Cullinan-Diamant. Mit 3 106 Karat ist er der größte jemals gefundene Diamant. Aufgespalten und geschliffen, gehören seine beiden größten Teile zu den britischen Kronjuwelen. Alles ist am Cullinan außergewöhnlich sowie für einen Rolls-Royce erstmalig: die Größe mit 6,76 Metern Länge, ein Stufenheck, Allradantrieb mit Allradlenkung, Heckklappe, umklappbare Rückbank, Gepäckraum bis 1930 Liter, elektrisch ausfahrbare Lounge-Liegen und zwei Klappsessel, ein Waffenfach für Jäger und spezielle Halterungen für Angel-, Film- und Fotoausrüstung. Zudem soll auch im Cullinan das für Rolls-Royce legendäre „schwebende Fahrgefühl“ nicht fehlen. Mit derartigem Komfort in der Wüste oder in Bergregionen unterwegs zu sein, pervertiert zwar den Abenteuergedanken, erfüllt aber die Träume von Superreichen. 

 

75 – Sommer 2018