Solarenergie für Berlin

Mit der Inbetriebnahme der Photovoltaik-Pilotanlage auf dem Gelände der Gasag in Mariendorf Ende letzten Jahres wurde der Grundstein für das größte Solarkraftwerk Berlins gelegt.

Um dem ehrgeizigen Ziel des Berliner Senats, bis 2020 den C02-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken, tatsächlich nahe zu kommen, sind erhebliche Anstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien nötig. Am Beispiel der Sonnenenergienutzung wird das besonders deutlich. In Berlin sind derzeit 2000 Photovoltaikanlagen mit einer Leis-tung von 15 Megawatt in Betrieb.
In ganz Deutschland kommen immerhin bereits 9000 Megawatt aus Solaranlagen, was einer Leistung von eineinhalb Kohlekraftwerken entspricht. Für Berlin also eine enorme Herausforderung, den Aufbruch ins Solarzeitalter intensiv voranzutreiben. So ist die Politik vor allem auf die Unterstützung engagierter und kompetenter Industriepartner angewiesen. Die Gasag hat schon in den 1990er Jahren als erstes Unternehmen die Klimaschutzvereinbarung unterzeichnet und ist gemeinsam mit Solon, einem der größten Solarunternehmen in Deutschland,  Gründungspartner im Berliner Klimabündnis, das vom Berliner Senat und 13 Berliner Unternehmen getragen wird. Darin hat sich jedes einzelne Unternehmen zu konkreten Projekten verpflichtet. Ein respektables Solarprojekt war beispielsweise der „Solarstrompark Berliner Schulen“ der Firma 30°-Solar GmbH mit Photovoltaikanlagen auf 23 Dächern mit einer Gesamtleistung von 1100 kW in fünf Berliner Bezirken, ans Netz gegangen im Juli 2009.
Ende vergangenen Jahres hat nun die Gasag gemeinsam mit Solon auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes Mariendorf eine Photovoltaikanlage eingeweiht, die nach weiterem Ausbau sogar zwei Megawatt Stromleis-tung erbringen soll. Damit wäre sie das größte Solarkraftwerk Berlins. Zunächst sind auf dem Gelände zehn Einheiten, sogenannte Mover, installiert. Sie haben eine Leistung von 100 kWp je Einheit und speisen am Standort Berlin-Mariendorf 110 Tausend Kilowattstunden pro Jahr ins Versorgungsnetz ein. Die Gasag und Solon prüfen derzeit die Möglichkeit einer Erweiterung der Anlage auf 190 weitere Mover. Damit könnte das Solarkraftwerk mit  2200 Megawattstunden jährlich etwa 800 Berliner Haushalte mit Strom versorgen. Das würde einer C02-Einsparung von 2200 Tonnen entsprechen.
Auf ihren runden Betonfundamenten gelagert, gleichen die blauschimmernden Solarflächen riesigen Flachbildschirmen. Jeder einzelne Solon-Mover ist ein Photovoltaik-Komplettsystem, das Gleichstrom aus dem Sonnenlicht erzeugt, in Wechselstrom umwandelt und diesen dann ins Stromnetz einspeist. Dabei richten sich die Mover nach dem Sonnenstand aus, verändern also etwa alle fünf Minuten ihre Position, um stets im idealen Ertragswinkel zu stehen. Das bringt einen Mehrertrag von 23 Prozent gegenüber einer fest aufgeständerten Anlage. Die Module sind selbstreinigend, das heißt, nachts stellen sich die Moverflächen flach, und morgens übernimmt das abfließende Tauwasser deren Reinigung.
Weil die Nutzung der Hausdächer für Photovoltaikanlagen trotz der Fördermaßnahmen, wie beispielsweise auf öffentlichen Gebäuden im Rahmen der „Solardachbörse“, im allgemeinen auf Grenzen stößt, sind es vor allem ungenutzte Freiflächen, die sich für größere Solarkraftwerke eignen. Auf dem Gelände des alten Gaswerkes in Mariendorf haben nun Gasag und Solon in strategischer Partnerschaft mit Kreativität und innovativer Solartechnik ein nachahmenswertes Beispiel geschaffen.
Reinhard Wahren

42 - Frühjahr 2010