Berlin unter freiem Himmel

Die Liebe zum Grünen liegt dem Berliner im Blut. Und die Zugezogenen haben sich offensichtlich anstecken lassen. Schon bei zaghaftem Frühlingserwachen gibt es kein Halten mehr. Doch es muss nicht immer Umland sein. Der Berliner übt sich in Bescheidenheit: Das Grüne steckt im Kübel und dekoriert zwei Meter Balkon im Quadrat oder den wackligen Platz auf abschüssigem Gehsteig. Das Leben scheint süßer unter freiem Himmel. Gute Aussichten bei schönem Wetter.

Südliche Leichtigkeit befällt mufflige Berliner. Frauen zeigen Bein, Männer Muskeln. Mütter nippen genießerisch an Kaffeebechern. Raucher fühlen sich nicht mehr so einsam ausgesperrt. Auch den Hundehaltern geht es besser. Der Grill wird entstaubt und das Spreeufer zum gesuchten Platz. Am künstlichen Lido - es werden jedes Jahr mehr - bohren Kinder Schippen und junge Menschen Flipflops in den Sand. Lange Nächte im Liegestuhl oder unter alten Kastanien oder für Freizeitmatrosen auf wankenden Pontons. Zum Glück: Alle Jahre wieder Sommer in Berlin, und an ihn wird man sich während vieler grauer Monate erinnern müssen. Schöne Orte für sonnige Tage und laue Nächte in der Stadt:

  • Frühstücken im Café Schoenbrunn am Schwanenteich im Volkspark Friedrichshain, danach ein Schäferstündchen am Märchenbrunnen.
  • Bei Annamaria, Husemannstraße 14 (Prenzlauer Berg), das beste Eis und die charmanteste Verkäuferin der Stadt erleben.
  • Das Café Max in der Liebermann-Villa am Wannsee, Colomierstraße 3 (Zehlendorf), offeriert Biotorten, Terrasse mit Wannseeblick und dazu Kulturprogramm.
  • Auf der Hoppetosse, Restaurantschiff, Eichenstraße 4 (Treptow), vom Oberdeck den Blick auf die Spree genießen, nachts wird das Schiff zum Club. Ganz in der Nähe: der Club der Visionäre, Am Flutgraben 1 (Treptow), und ihm gegenüber der Freischwimmer, Vor dem Schlesischen Tor 2a (Kreuzberg), ein ehemaliger Bootsverleih, näher ans Wasser geht es nicht.
  • Der Tipp für Romantiker ist das Café am Neuen See, Lichtensteinallee 2 (Tiergarten), mit Ruderbootverleih.
  • Im Prater Biergarten mit Restaurant und Hecht Klub, Kastanienallee 7-9 (Prenzlauer Berg), geht man seit 1852 Bier trinken, eine Institution.
  • Für den klassischen Sonntagsspaziergang ist das historische Wirtshaus Moorlake, Restaurant und Biergarten, Moorlakeweg 6 (Zehlendorf), ein schönes Ziel.
  • Im Sommergarten vor Clärchens Ballhaus, Auguststraße 24 (Mitte), unter der Pergola von Italien träumen.
  • Auf der Tribüne vor der Pony Bar, Alte Schönhauser Straße 44 (Mitte), hockt man mittendrin.
  • Mit dem Dampfer durch das Regierungsviertel und vor dem Kongresshallen-Restaurant Schwangere Auster am Spreeufer ankern.
  • Bei Nola’s am Weinberg, dem Schweizer Berg in Mitte, kann man verlässlich gut Rast machen auf der großen Terrasse des Fünfziger-Jahre-Pavillon-Chalets.
  • Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Mitte) geht vor die Tür, drinnen wird saniert. Als temporäre Spielstätte wurde ein hölzernes Amphitheater errichtet.
  • Die Strandbar Mitte gegenüber dem Bode-Museum, die „Mutter aller Strandbars“, seit Juni 2002 ein großer Erfolg, tanzt durch die Woche. Von montags Tango bis freitags Swing unterm Sternenhimmel.
  • Der Oststrand an der East Side Gallery in Friedrichshain bietet neben Sonnenuntergängen Sportliches. Die 7. Völkerball-Weltmeisterschaft mit 16 Völkern aus aller Welt, Musik und Food der Athleten ergänzen die Abende.
  • Das österreichische No Kangaroo (Austria, nicht etwa Australia) in der Muskauer Straße 13 (Kreuzberg) lockt sehr erfolgreich mit der rustikalen Mischung von Hüttengaudi, Wiener Kaffeehaus und Alm-Ambiente, im Sommer auch auf der sehr großzügigen Terrasse.
  • Unter www.picknickberlin.de können Kurzentschlossene ihr Wunschpicknick ordern, egal ob in den Mauerpark, den Volkspark Friedrichshain, in den Weinbergspark oder nach Hause auf den Teppich, mit und ohne Grill.

 

Ausflüge ins richtig Grüne:

  • Ökodorf Brodowin in der traumhaften Uckermark, das Brodowiner Hoffest ist ein jährliches Ereignis für viele Berliner.
  • Havelinsel Werder, vor den Toren Berlins gelegen, seit Jahrhunderten wird hier Obstanbau, Fischerei und sogar Weinanbau betrieben.
  • Das Ausflugsrestaurant Neuhelgoland, Neuhelgoländer Weg 1 (Köpenick), bei Sonnenschein mit der Motorfähre der Linie 23 von Rahnsdorf nach Altrahnsdorf zum hauseigenen Anlegesteg und Berliner Weiße trinken.
  • Galopprennbahn Hoppegarten, alte Tribünen und museumsreife Wettschalter, Berliner Originale und Nervenkitzel.


    Brit Hartmann
39 - Sommer 2009
Stadt