Landleben für Vierbeiner

Ob Hund, Katze, Hamster oder Schwein, Wolfgang Goergens hat für Haustiere das Pfötchenhotel erfunden. Mittlerweile gibt es drei Standorte, einer befindet sich vor den Toren Berlins. Da gibt es manch verdutzte Blicke, wenn morgens gegen sieben Uhr ein Bus am Hauptbahnhof hält - und Hunde einsteigen. Hat Josef Schwejk, der literarisch berühmt gewordene Hundehändler aus Prag, hier in Berlin Nachfolger gefunden? Der Bus hält noch drei Mal - in Charlottenburg, Kreuzberg und Steglitz - und fährt dann geradewegs ins Brandenburgische nach Beelitz, ins Pfötchenhotel-Resort Berlin. Gegen 18 Uhr geht das Ganze retour. Bis dahin wurde geschwommen, im Sand getobt, Tennis gespielt, gut gefressen, und vielleicht gab es noch eine kleine Massage. Der Hundekindergarten ist der neueste Service, den das Pfötchenhotel den Berlinern anbietet. Die Idee hinter dieser Tagesstätte für Hunde ist, dass viele, die beruflich eingespannt sind und sich tagsüber nicht um ihren Hund kümmern können, hier einen Service geboten bekommen, der ihrem Liebling alles bietet, was er sich nur wünschen kann. Und was die Hundebesitzer selbst nie leisten könnten. Noch läuft das Tagesangebot schleppend. Aber Wolfgang Goergens, der Besitzer und Erfinder des Hotels für Hunde, ist zuversichtlich. „Der Berliner ist ein Gewohnheitstier, und was er nicht kennt, betrachtet er erst mal skeptisch." Aber irgendwann werden es die schon sprichwörtlich tierliebenden Berliner zu schätzen wissen. Nirgendwo in Deutschland, außer in Berlin, könne man sein Haustier mit in die Kirche nehmen, weiß Goergens, und die Katzen in der Hauptstadt seien verwöhnter als anderswo. Er muss es wissen, seit 1999 beschäftigt er sich intensiv mit Haustieren, damals gründete er das erste Pfötchenhotel in Hilden bei Düsseldorf, später kam eins in Jade an der Nordsee hinzu und seit 2003 jenes vor den Toren Berlins. Inzwischen ist Wolfgang Goergens selbst Berliner mit Leib und Seele. Der 1960 in Aachen Geborene studierte zunächst Architektur. Während des Studiums gründete er eine Druckerei, die recht erfolgreich war. Alles, was man zu diesem Geschäft wissen muss, las er sich an, wie später auch alles über Hund, Katze und Vogel. Irgendwann zog Goergens in ein eigenes Haus. Zu seiner Überraschung hatte der Vorbesitzer einfach seinen Schäferhund dort zurückgelassen. Nun hatte er zwei Hunde: seinen Pointer und den Schäferhund. Beide vertrugen sich, wurden aber dennoch zum Problem während der Renovierungsarbeiten im Haus. Goergens brachte die zwei für ein paar Tage in eine Tierpension. Doch als er seine Hunde wieder abholte, stellte er fest, dass man das besser machen kann. So entstand das Konzept des Pfötchenhotels in seinem Kopf. Rückblickend teilt der 49-Jährige sein Leben schon in Phasen ein. Zunächst komme es darauf an, was man tut, später, wie man es tut, und nun in seiner aktuellen Lebensphase, warum man etwas tut. Und diese Frage nach dem, was man bezwecken will, führte ihn konsequenterweise zur Philosophie seines ungewöhnlichen Hotelprojekts. „Unser Kunde ist das Tier, nicht der Besitzer. Alles soll zum Besten von Hund und Katze geschehen." Keine Abgabestelle, keine Aufbewahrung. Er glaubt daran, dass jedes Tier menschliche Ansprache und Zuwendung braucht, und das eigentlich viele Stunden am Tag. Deshalb gibt es hier jede Menge Tierpfleger, die beispielsweise mit den Hunden in kleinen Gruppen ins Schwimmbad gehen oder durch das große Areal toben, mit der Tennisballkanone die Bälle schießen. „Ein Aufenthalt hier ist für die Hunde eine Auszeit vom Alltag." Und wie in einem Menschen-Hotel gibt es auch im Pfötchenhotel Zimmermädchen, Rezeptionisten, Hausmeister und viele Helfer mehr. Die Zimmer heißen hier „Stübchen" und „Zweitkörbchen" und sind tatsächlich keine zugigen Käfige. Die Quartiere der Katzen haben zum Beispiel eine Aquarienwand und sind, wie alle Räume, mit viel Glas ausgestattet. Goergens ärgert sich manchmal darüber, dass die Medien, die das Hotel zuhauf besuchen, die Idee immer etwas ironisieren und nach dem Extravaganten suchen. Und deshalb sagt er wohl auch gleich, dass sein außergewöhnlichster Kunde ein Minischwein war und dass es mit Schwimmweste baden ging. Das wär' dann auch mal gesagt. Aber den Tieren hier etwas Besonderes, natürlich Artgerechtes zu bieten, das ist sein Anliegen. Und so entdeckt manch frisierter Stubenwuffi, dass er ja ein Hund ist und von Natur aus gern im Freien herumtollt. Wolfgang Goergens erzählt voller Leidenschaft über sein Engagement für die Pfötchenhotels. Das Konzept ist wohl weltweit einmalig, in Tschechien, den USA und Belgien weiß er von Nachahmungen. Erwähnt sei noch, dass eine Tierarztpraxis, eine Hundeschule, eine Physiotherapie und ein Schönheitssalon zum Hotel gehören. Und man kann auch mit seinem Haustier gemeinsam Urlaub machen.

Martina Krüger


Informationen


Pfötchenhotel Resort Berlin
Birkenallee 10-11
14547 Beelitz-Schönefeld

www.pfoetchenhotel.de

39 - Sommer 2009