Raum fürs Wesentliche

Der WassilyROOM in Charlottenburg ist eine zeitgenössische Möbelgalerie für erlebbares Design

„Wir sind die wahrscheinlich kleinste Möbelgalerie Deutschlands“, sagt Ursula Pochhammer. Anderswo beeindrucken große Showrooms potentielle Kunden. Und verschrecken sie zuweilen auch. Wer im „WassilyROOM“ steht, fühlt sich auf 35 Quadratmetern eingeladen, Neues zu entdecken. Hier an diesem Ort geht es um die eigenen Wünsche und Bedürfnisse des Kunden. Das sollte eigentlich immer so sein, wenn man Kunde ist, zumal wenn es um so wichtige Dinge geht wie eine Wohnung oder ein Büro. Orte, an denen der Mensch sich im Idealfall jahrelang, gar jahrzehntelang wohlfühlen möchte. Zufriedene Kunden sind das Ziel der Designerin. „Menschen, die Mut zum Individuellen haben“, sagt Ursula Pochhammer. Menschen, die sich gern in den von ihr gestalteten Räumen aufhalten. Draußen vor der Tür des WassilyROOM, der früher ein Antiquitätenladen war, testen oft Kinder die bunten Stühle. „Es sind immer die Kinder, die sie ausprobieren, nie die Erwachsenen“, sagt die Designerin lächelnd. Kinder haben noch dieses Urgefühl für die Wirkung der Farben, was uns Erwachsenen oft verloren gegangen ist. Und auch wenn sie Designernamen wie Patricia Urquiola, Serge Mouille oder Ettore Sottsass noch nicht kennen – eines Tages werden sie ihnen vielleicht wiederbegegnen. Und die Liebe zum Design ist vielleicht schon lange davor geweckt worden, damals, im und vor dem „WassilyROOM“.
Für Begeisterung sorgten zuletzt die Outdoor-Möbel von Moroso. Die Kollektion M’Afrique zum Beispiel besteht aus geflochtenen Sitzmöbeln, die leicht und stabil zugleich sind. Das Material sind Kunststoff-Fäden, die in Afrika traditionell zur Herstellung von Fischernetzen verwendet werden. Farbige Möbel mit einer großen Leichtigkeit.
Ende August wurde Relaunch gefeiert. Jetzt sind die 35 Quadratmeter ein
Wassily Living ROOM. Mit Möbeln aus der „Sushi Collection“ von Edward van Vliet by Moroso, Leuchten von Serge Mouille und einem alten persischen Teppich. Erbstücke, die eine Geschichte erzählen. Entstanden ist ein Raum fürs Wesentliche.
Die Feinplanung wird in den Büros im selben Haus gemacht. Ursula Pochhammer arbeitet mit ihrem Ehemann, dem Architekten Hans de Vos, eng zusammen. „Wir bieten Analyse, Konzept, Planung, Umbau und Möblierung für Hotels, Geschäfte, Büros sowie private Räume. „Für eine reibungslose und schnellere Abwicklung ist es einfacher, wenn Büros in Reichweite, manchmal auch in Rufweite sind. Der direkte Austausch ist genauso wichtig wie die respektvolle und gute Kommunikation mit dem Kunden“, sagt Ursula Pochhammer. Das Streben nach Perfektion, der Umstand, dass der Kunde einen Ansprechpartner für alles hat, macht den Erfolg aus. Anwaltsbüros, Arztpraxen, große Unternehmen wie Daimler, E-Plus, die Dresdner Bank in Warschau, das Hotel Brandenburger Hof oder Privatpersonen zählen zu ihren Kunden. Ob es um Beleuchtung geht oder die Ausrichtung der Stühle im Konferenzraum. Im Mittelpunkt steht der Mensch, der in diesen Räumen lebt und arbeitet. „Wenn ein Raum eine gute Atmosphäre hat, kann man auch gut 
darin arbeiten“, sagt die Expertin. Klingt in der Theorie einfach, erfordert in der Praxis allerdings ein hohes Maß an Menschenliebe und Erfahrung mit Unternehmern.
„Wenn wir Kunden perfekte Räume einrichten, die so aussehen wie in den Möbelmagazinen, fehlt die Geschichte desjenigen, der in diesen Räumen lebt. Es gibt Möbelstücke, die zu dem Menschen und seinem Leben gehören und manchmal nicht perfekt in diese Räume passen, aber sie sind ganz wichtig für die Individualität und die Einzigartigkeit des Raumes.“ Für Menschen, die Hilfe in der Gestaltung von Räumen, Anordnung von Möbeln und Unterstützung in der Farbgestaltung brauchen, hat Ursula Pochhammer eine neue, überzeugende Idee kreiert: das „10-Euro-pro-qm-Design-Konzept“. Dabei werden Räume mit den vorhandenen Möbeln, Bildern und Leuchten gestaltet. Manchmal fehlt auch einfach ein Farbakzent. Der Kunde bringt einen Grundriss seiner Wohnung, Panoramafotos der Räume und Fotos von seinen Objekten, Möbeln und Materialien mit. Für 10 Euro pro Quadratmeter erhält er eine Grundberatung, ein detailliertes Planungskonzept, eine Zeichnung des neu gestalteten Raumes und ein weiteres Beratungsgespräch. Es gibt ein Mindesthonorar.
Informationen dazu findet man auf der Internetseite. Die Designerin liebt ihren Beruf und die Menschen. Das ist ihr Erfolgsgeheimnis.

Informationen

  • www.wassily.de
  • WASSILY Objects + Projects GmbH
    Mommsenstraße 57
    10629 Berlin

 

44 - Herbst 2010