Berlin Fashionweek

Berlin gilt unbestritten als attraktive Kulturstadt, offen für Kreatives und Neues. Auch im Modebereich ist die Stadt eine Bühne für Trends und Events. Wenn zweimal jährlich zur Mercedes-Benz Fashion Week zwischen 100 000 und 200 000 Fachleute in die Hauptstadt strömen, um sich von frischen Ideen inspirieren zu lassen, dann ist das nicht nur gut für die Kassen der Hotels, Restaurants und Taxifahrer, sondern auch fürs Image.
Die Shows internationaler und deutscher Modemacher und Jungdesigner in einem weißen Zelt am Bebelplatz, die „Premium“-Messe am Gleisdreieck und die inzwischen weltgrößte Messe auf dem Street- und Sportswearsektor „Bread & Butter“ im ehemaligen Flughafen Tempelhof sind ein Muss für Modefachleute von Sankt Petersburg bis Melbourne.

Mode von Wahlberliner Kilian Kerner, der Österreicherin Lena Hoschek und den Berliner Designern von Mongrels in Common [Fotos: © DAN & CORINA LECCA]

Berlin ist Plattform für die Mode von morgen, fast noch wichtiger aber für die Mode von übermorgen. Hier hat auch die grüne Bewegung eine Heimat gefunden. Die ehedem als Bio-Chic apostrophierte ökologisch produzierte Mode hat längst nichts mehr mit dem alten Öko-Klischee der Schlabberklamotten zu tun. Mittlerweile kann man sie überhaupt nicht von der konventionellen Mode unterscheiden. Bekannte Designer wie Stella McCartney oder Giorgio Armani widmen sich schon lange der Green Fashion.
Ethik und Mode sind Dauerthema. Die Kriterien sind u.a. Verbot von Kinderarbeit, Umweltverschmutzung, ökologische und fair gehandelte Textilien sowie Nachhaltigkeit. In Berlin gibt es sogar drei selbständige Messen und Laufstege, die sich ausschließlich der zukunftsträchtigen Bekleidung widmen. Auf der Spezialmesse TheKey im Postbahnhof am Ostbahnhof konnte man neben Bekleidung auch Möbel und anderes Design aus ökologischen Materialien sehen. Im GREEN-Showroom im Hotel Adlon bewiesen die Aussteller, dass auch extravagante Couture-Mode grün sein kann. Parallel liefen Schauen von elf internationalen Designern beim SHOWFLOOR im ehemaligen Kreuzberger Umspannwerk.
Green Fashion bedeutet, dass die Stoffe aus natürlichen, von Schadstoffen unbelasteten Fasern aus organischem Anbau hergestellt werden, wie beispielsweise Baumwolle, Jute oder Banane. Aber auch tierische Produkte wie Lama- und Alpakawolle, Babyalpaka oder Mohair werden verarbeitet, Batist aus Swiss Organic Cotton oder weich fließender Lyocell-Jersey. Lyocell ist besonders umweltfreundlich, da die Zellulose ohne giftige Lösungsmittel gewonnen wird – aus dem Holz nachhaltig bewirtschafteter Wälder. Zudem ist Lyocell biologisch abbaubar, kühlend, weich fließend und trotzdem beanspruchbar. Mehr oder weniger erfüllen die Verfahren die Normen der wichtigsten Öko-Zertifikate wie GOTS, Ökotex oder FAIRTRADE. Zu erwähnen ist auch, dass manche Designer recycelte Stoffe aus Überschusskleidung verarbeiten.
„Wir übernehmen durch unsere nachhaltigen Produktionsstrukturen Verantwortung für Natur und Umwelt und leisten damit einen Beitrag für eine zukunftsfähige, gerechtere Gesellschaft“, heißt es in der Branche. Schließlich: „Gutes Design und Nachhaltigkeit sind in Kombination die einzige Lösung, in Zukunft zu bestehen.“

Kurt Geisler

44 - Herbst 2010