21. B.Z.-Kulturpreis-Verleihung

Der erste Höhepunkt fand gleich zu Beginn des festlichen Abends in der Ullstein-Halle im Axel-Springer-Haus statt. Etwa 700 geladene Gäste erhoben sich zur „Standing Ovation“ für Marcel Reich-Ranicki. Der 91-jährige Literaturpapst hat als gebürtiger Pole jüdischer Religion den Holocaust, dem sein Bruder und seine Eltern zum Opfer fielen, mit knapper Not überlebt. Durch seine Liebe zur deutschen Literatur ist er dennoch später im „Land der Täter“ heimisch geworden. Nun erhielt der streitbare Mann, der durch seine TV-Sendung „Das literarische Quartett“ auch bei einem breiten Publikum zum Begriff wurde, den B.Z.-Kulturpreis für sein Lebenswerk.

Gebrechlich zwar, doch immer noch geistreich und witzig, bedankte er sich bei Chefredakteur Peter Huth und Laudator Hellmuth Karasek für Preis und ehrende Worte mit dem Fazit: „Was soll ich da noch sagen? Nichts kann ich sagen. Danken kann ich. Ich bin nicht mehr der Jüngste. Dank Ihnen allen.“

Einen gekonnten Auftritt bot dann Schauspielstar Senta Berger im dezenten „kleinen Schwarzen“, bei aller Bescheidenheit und Zurückhaltung doch ganz „Grande Dame“. Ihre Dankesrede war ein Lobgesang auf die Hauptstadt. „Ich habe eine große Liebe zu Berlin, nicht nur zu der Stadt, wie sie heute ist, sondern zu dem, was die Stadt einmal war und was ich über sie weiß. Diese Vergangenheit lässt einen nicht los. Und das ist auch gut so.“

Eine große Überraschung wurde der Auftritt des Erzbischofs und designierten Kardinals Dr. Rainer Maria Woelki. Er hielt die Laudatio auf den populären Sänger und Wohltäter Frank Zander, der mit dem Benefiz-Preis für seine Obdachlosen-Fürsorge ausgezeichnet wurde. Der Erzbischof sagte: „Frank Zander macht etwas Besonderes. Er feiert ein Fest, ein Weihnachtsfest für Bedürftige. So gibt er Menschen, die sich dies sonst nicht leisten können, die Möglichkeit, einmal im Jahr an einem gesellschaftlichen Ereignis teilzuhaben.“ Er gebe gutes Beispiel für soziale Kultur.

Berührende Worte sprach der Sänger Roland Kaiser, der nach schwerer Krankheit eine neue Lunge erhalten hat und nun für sein gelungenes Comeback den Kulturpreis erhielt: „Das ist der erste Preis meines zweiten Lebens. Ich verdanke es der Barmherzigkeit meines Schöpfers, der Großherzigkeit meines Organspenders, der Kunstfertigkeit meiner Ärzte und der Treue meines Publikums.“

Gudrun Gloth

 

50 - Frühjahr 2012
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