Es klappern die Mühlen im Dahmetal

Die Dahme ist die kleine Schwester der Spree. In Berlin-Köpenick fließen die beiden zusammen. Dass die immerhin 95 Kilometer lange Dahme nicht so recht populär ist, liegt daran, dass sie über weite Strecken nicht wie ein Fluss aussieht. Wer weiß schon, dass sich zum Beispiel hinter dem Zeuthener See und dem Langen See die Dahme verbirgt?

Sie ist ein gewöhnlicher Fluss mit Quelle und Oberlauf, und um den Oberlauf soll es im folgenden gehen. Nahe des Flämingstädtchens Dahme, eine gute Autostunde südöstlich von Berlin, befindet sich im Wald die unspektakuläre Quelle des gleichnamigen Flusses.

Das obere Dahmetal mit seinen Wiesen und Erlen bestandenen Sümpfen ist vor allem aber durch die Vielzahl an Wassermühlen bekannt, die sich hier erhalten haben. Die Karte verzeichnet insgesamt 15 Mühlenstandorte entlang der Dahme.
Die Gemeinde Dahmetal, zu der Wildau-Wentdorf, Görsdorf und Prensdorf gehören, ist mit sieben Mühlen Spitzenreiter unter den Ortschaften. Mühlen gibt es in dieser Gegend seit dem Mittelalter.

Die Historiker sind sich nicht ganz einig, ob es die Zisterzienser oder die Flamen waren, die die Mühlenkultur im Dahmetal heimisch machten.

„Von der Dammühle, einer einstigen Säge- und Getreidemühle, wird angenommen, dass es an dieser Stelle schon im 13. Jahrhundert eine Mühle gab“, erzählt Heinrich Kahlbaum, der aus dem Nachbarort stammt und seit 1980 Mühlenbesitzer in Wildau-Wentdorf ist. Seit 1995 dreht sich hier auch wieder ein Mühlrad. Es habe einen Durchmesser von über fünf Metern, und im letzten Jahr konnte er 6000 Kilowattstunden produzieren und teilweise ins Stromnetz einspeisen, erzählt er nicht ohne Stolz. Dem verregneten Sommer sei Dank. Eine Wassermühle braucht nun einmal Wasser. Darüber hinaus kann man in dem über 100 Jahre alten Mühlengebäude auch Ferienzimmer mieten, was gerade von denen angenommen wird, die auf dem nahen Fläming-Skate unterwegs sind.

Fährt man flussabwärts weiter, kommt man bald zur nächsten Mühle, der Neuen Mühle Dahmetal von Christina Berger und Matthias Kiekbusch. Die ursprünglich aus Berlin stammende Familie hat das Anwesen 2006 gekauft. „Es gehören immerhin fünf Gebäude dazu“, erklärt Christina Berger, die im Hauptberuf Familientherapeutin ist. „Uns schwebt vor, hier ein kleines Kulturzentrum samt Café entstehen zu lassen.“ Später könnten auch Gästezimmer hinzukommen. Und wichtig seien die Tiere, alte Haustierrassen, die man hier hält: Ziegen, Schweine, Schafe, Geflügel und Pferde. Schließlich lebe man auf dem Land.

Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, wurde ein Förderverein ins Leben gerufen, der jedes Jahr einen Kultursommer veranstaltet. Dabei ist den Initiatoren gerade auch die Verbindung zur angestammten Bevölkerung wichtig. Klassik, Jazz und Lesungen stehen auf dem Programm, und die Erlöse fließen direkt in den Umbau des Mühlengebäudes. Hinter dem Haus dreht sich ununterbrochen das Mühlrad. „Wir stauen hier das Wasser auf. Nur wenn ganz strenger Frost ist, hört das Rad auf, sich zu drehen“, schränkt die Hausherrin ein.

Die Wasserkraft der Dahme produziert so viel Strom, dass die Familie immer warmes Wasser hat. Anders als in der Dammühle wird nichts ins Stromnetz eingespeist, sondern die Energie wird vollständig vor Ort verbraucht.

Unmittelbare Nachbarin der Neuen Mühle ist die Heidemühle, getrennt nur durch ausgedehnte Wiesen. Ein hoch aufragendes Backsteingebäude, in dem die Künstlerin Kerstin Becker seit Anfang der 1980er Jahre lebt und arbeitet. „Die Mühle ist schon etwas Besonderes, ein beinahe magischer Ort, wo man sehr gut kreativ sein kann“, sagt die überaus vielseitige Künstlerin. Eigentlich studierte Bildhauerin, beschäftigt sie sich auch mit Schmuckgestaltung und Malerei. Immer wieder ist auch die Dahme selbst ein Motiv für sie geworden, gerade im Frühling und im Herbst habe die Landschaft einen besonderen Reiz.

Wenn Gästegruppen zum Atelierbesuch kommen, stellt Kerstin Becker auch schon mal im Garten Kaffee und Kuchen auf den Tisch. Man soll sich wohlfühlen im Dahmetal.

Karen Schröder

 

Information
www.niederlausitz.com
www.neue-muehle-dahmetal.de
www.atelier-kerstinbecker.de
 

50 - Frühjahr 2012