Rohstoff- und Ideenquelle

Abfallvermeidung, Abfalltrennung und ­Recycling stehen hoch im Kurs.

Die Deutschen sind Vorreiter der Mülltrennung. So sehen auch die meisten Menschen ihren wichtigsten Beitrag zum Umweltschutz in der Mülltrennung, erst an zweiter Stelle folgt das Energiesparen.

Müll gehört hierzulande nicht mehr zu den ganz großen Umweltproblemen. Mülldeponien wurden geschlossen. Die Müllverbrennungsanlagen, früher regelrechte Dreckschleudern, haben heute dank Filtersystemen und Rauchgaswäsche weniger Emis-sionen als ein normales Kraftwerk. Zudem erzeugen die Anlagen heute Strom und sind meist an Fernwärmesysteme angeschlossen. Außerdem gilt: Je knapper Rohstoffe wie Metalle oder Holz in Zukunft werden, umsomehr ist die stoffliche Verwertung auch wirtschaftlich sinnvoll.

Dabei kommt der Mülltrennung eine entscheidende Rolle zu. Denn je besser die verschiedenen Abfallstoffe getrennt werden, umso besser können sie verwertet werden. „Trenntstadt Berlin“ ist eine Initiative der Berliner Stadtreinigung (BSR) und ihrer Partner ALBA, Berlin Recycling und der Stiftung Naturschutz. Dass die Mülltrennung unserer Umwelt guttut, wissen die meis-ten Hauptstädter. Doch an der Umsetzung hapert es oft, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Mal ist die Küche vermeintlich zu klein, hartnäckig hält sich das Gerücht, dass sowieso alles wieder zusammengewürfelt wird und so weiter. Meist ist es aber vermutlich auch die Bequemlichkeit. Mit Trenntstadt Berlin soll gezeigt werden, dass Mülltrennung Spaß machen kann, dass es auch in der kleinsten Küche geht und ein wichtiger Beitrag zur Klima- und Ressourcenschonung ist.

Dafür lässt sich die Initiative einiges einfallen: Mit einer Internet-Kampagne, Plakaten auf Müllfahrzeugen, einem eigens entwickelten Magazin mit zugehöriger App und mit vielen Aktionen, wie dem Weltrekord auf dem ehemaligen Tempelhofer Flugfeld 2010 mit einem Mosaikbild aus über 6000 bunten Mülltonnen sowie Trenntkonzerten oder dem Design-Wettbewerb „Trenntmöbel“,wird Aufklärungsarbeit geleistet.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Förderfonds Trennstadt, angesiedet bei der Stiftung Naturschutz. Mit ihm können konkrete Projekte zur Mülltrennung umgesetzt werden, wie etwa Hausbesuche von BUND-Beratern. Von den Experten vom Bund für Umwelt und Naturschutz können Verbraucher optimal profitieren, indem sie individuell und beispielhaft darüber aufgeklärt werden, welche Materialien sich recyceln lassen und was die verschiedenen Entsorgungswege kosten. Denn das richtige Wissen schont die Haushaltskasse und trägt zum Klimaschutz bei. Mit der Abfallberatung knüpft der BUND an sein Projekt „Berliner Energiecheck“ für Haushalte mit geringem Einkommen an, bei dem kostenlose Vor-Ort-Beratungen durchgeführt werden. Da der BUND bereits viele Energiesparberater mit Migrationshintergrund ausgebildet hat, kann nach entsprechenden Schulungen auch die Abfallberatung in verschiedensten Sprachen angeboten werden.

Recyclingkunst im Natur-Park Schöneberger Südgelände

Verpackungsmüll, Plastiktüten, glitzerndes Bonbonpapier, Pizzakartons, alte Briefumschläge, glänzende Alu-Folien – daraus können phantastische kleine Kunstwerke, aber auch Kostüme, Masken und Gebrauchsgegenstände entstehen. Wie das geht, zeigt die Recycling-Künstlerin und Kunstpädagogin Ursula Maria Pfund seit Anfang des Jahres in ihren Workshops. In Kursen erlernen die Teilnehmer Schritt für Schritt die Kunst der sogenannten „Ökollage“. In einem ambitionierten kreativen Prozess wird der Sinn für die Ästhetik von Abfallstoffen verknüpft mit einem gefestigten Umweltbewusstsein.

Abfall en vogue

Kronkorken als Ohrschmuck und bunte Koffer aus Konservendosen. Die Wiederverwendung von Wertstoffen betrifft längst nicht mehr nur Altpapier und Plastikflaschen. Dass Recycling mehr kann und dabei en vogue ist, zeigte das Umweltbüro für Berlin und Brandenburg im März mit der Ausstellung „Kreativität kennt kein Verfallsdatum“ im Bezirksamt Pankow. Welche Gebrauchsgegenstände bei der kreativen Wiederverwendung von Wertstoffen entstehen können, davon zeugt eine breite Palette an innovativen Designer-Stücken verschiedener Berliner Mode-Labels. Taschen aus alten Autoreifen und recycelter Werbeplane, Untersetzer aus Flaschendeckeln und Recycling-Mode in allen Facetten – nie war alt so neu und dabei so ökologisch.

Wegweiser für bewusstes Einkaufen

Einen wichtigen Überblick zum Thema Müll und Wiederverwertung liefert die TrenntMap, ein interaktiver Stadtplan mit Orten in Berlin, die sich der Müllvermeidung, der Abfalltrennung und dem Recycling verschrieben haben. Darunter finden sich eine Fülle von Shops, die Produkte anbieten, die zuvor ein anderes Leben hatten – sei es als Fahrradschlauch, der zu einer Laptop-Tasche wird, Möbel aus Berliner Dielen oder Spielzeug aus Olivenkanistern.


Informationen
Recycling-Workshops:
www.ursula-maria-pfund.de
TrenntMap: www.trenntstadt-berlin.de

 

51 - Sommer 2012