Welterbe verpflichtet – Energiewende in der Weißen Stadt

Ein von der Magdeburger GETEC AG errichtetes Blockheizkraftwerk versorgt in Kombination mit einer hochmodernen Kesselanlage 2500 Wohnungen in der Weißen Stadt in Reinickendorf umweltfreundlich mit Wärme und Wasser

Wenn moderne Ingenieurleistung Wohnkomfort und Umweltschutz gewährleistet, ist das ein Grund zur Freude. Wenn zudem der Denkmalschutz dabei Beachtung findet, soll das gefeiert werden. Im Frühjahr wurde in der Unesco-Welterbe-Siedlung das Blockheizkraftwerk „Weiße Stadt“ in Berlin-Reinickendorf offiziell durch Michael Müller in Betrieb genommen.

Neben dem Berliner Stadt­entwicklungssenator lobten die Deutsche Wohnen, Eigentümer der Siedlung, und der Energiedienstleis­ter GETEC das gelungene Projekt ob CO2-Reduktion, Effizienz und Leis­tung. Dabei steht ebenso die Vorreiterrolle im Fokus. Das BHKW in der Weißen Stadt sei nämlich das größte in der Berliner Wohnungswirtschaft. Bei dem Projekt sei es gelungen, „Denkmalschutz und Umweltschutz harmonisch aufeinander abzustimmen“, so Müller. Denn erfahrungsgemäß beeinträchtigen Umweltmaßnahmen gelegentlich wertvolle, historische Bausubstanz. In der Weißen Stadt aber würden alle nur profitieren, weil sich das Blockheizkraftwerk für die Mieter rechne. Verglichen mit der alten Befeuerung durch Heizöl werden fortan jährlich mehr als 3800 Tonnen CO2 eingespart. „Diese technisch anspruchsvolle Anlage hilft uns deshalb, unsere klimapolitischen Ziele in Berlin zu erreichen“, resümiert der Senator und weist darauf hin, dass bei der Errichtung der Siedlung vor über 80 Jahren die zentrale Wärmeversorgung ein außergewöhnlicher Luxus war. Es sei eine wegweisende Berliner ­Mischung, wie hier ein privates Wohnungsunternehmen das Zusammenwirken von Ökonomie, Ökologie und Denkmalschutz befördert.

 

Das Blockheizkraftwerk mit seiner elektrischen Leistung von 900 kW wird jährlich bis zu 7200 MWh elektrische Energie produzieren, d.h. den Strombedarf für rund 2000 Haushalte decken. Die dabei anfallende thermische Energie reicht aus, um die Warmwasserbereitung der insgesamt 2500 angeschlossenen Wohnungen fast vollständig sicherzustellen. Im Winter übernehmen zwei moderne Gaskessel mit Abgaswärmetauscher mit einer Gesamtleistung von 11,6 MW die Abdeckung der Spitzenlast der Heizenergieversorgung. Karl Gerhold, Vorstandssprecher der GETEC AG, betont, dass solche effizienten Blockheizkraftwerke ein wichtiger Baustein der Energiewende seien: „Die Verbindung einer konstanten Stromproduktion mit Nutzung der anfallenden Heizenergie sorgt hier dafür, dass der Primärenergiebedarf um rund 32% gesenkt wird. Auch die Mieter profitieren, trotz steigender Energiepreise, von bis zu fünf Prozent geringeren Heizenergiekosten.“

Weiße Stadt

Die Weiße Stadt zählt zu den sechs Siedlungen der Berliner Moderne, die seit 2008 in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen wurden. Die Siedlungen zeichnen sich international nicht nur durch ihre große Bedeutung, sondern auch durch ihren guten Erhaltungszustand aus. Die Weiße Stadt und die Großsiedlung Siemensstadt sind die beiden wohnungsbaulichen Schlüsselprojekte am Ende der 20er Jahre. Besonders markant an der Reinickendorfer Wohnsiedlung ist das weithin sichtbare Brückenhaus über der Aroser Allee.

 

51 - Sommer 2012