Aus der Nische

Manager Kaweh Niroomand verschafft den Berliner Volleyballern mit dem Meistertitel ein paar Strahlen Rampenlicht

Kaweh Niroomand mag keine halben Sachen. Deswegen verfolgt der Berliner Geschäftsmann alles, was er anpackt, mit voller Energie. Und so ist es nur für viele Außenstehende ein kleines Wunder, dass die von ihm seit zwei Jahrzehnten gemanagten Volleyballer der Hauptstadt den ewigen Liga-Krösus VfB Friedrichshafen vom deutschen Thron gestoßen haben. „Wir schmücken uns mit ihrem Erfolg“, gestand der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit Ende April beim Empfang im Roten Rathaus, als sich die Sportler ins Goldene Buch der Stadt eintragen durften.

Niroomand, bekennender Berlin-Fan mit persischen Wurzeln, arbeitet dabei nicht mit der Axt. Der stets vornehm gekleidete Manager bevorzugt die Methode Stein auf Stein, bei der der Erfolg ein festes Fundament hat und nicht bei Verlust eines Standbeins – was im Sport für einen übermächtigen Hauptsponsor steht – in sich zusammenbricht.

Trotzdem verharrt der 59-Jährige bei seinen Vorhaben nicht auf der Stelle und ruht sich auf Siegen aus. Zuerst lotste er seine nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielende Mannschaft aus der Einsamkeit der Charlottenburger Sporthalle in die mächtige Max-Schmeling-Halle. Das gefiel den Leuten. Und nun machte sich Niroomand die Basketballer von Alba und die Handballer der Füchse zum Vorbild. Auch er ließ seine Sportler mit einem Spektakel in die Arena einmarschieren, mit viel Rauch, Laserstrahlen und dröhnender Musik. Die Berliner wollen nicht den puren Sport allein, sie möchten einen ganzen Show-Abend geboten bekommen.

Diese Strategie gab dem Manager recht. 63 000 Zuschauer in einer Saison hatte noch nie ein deutscher Volleyball-Verein angelockt. Dass die Partien in den Playoffs dabei spannender als jedes Fußballspiel waren, gab nicht einmal den Ausschlag. Es war vorerst der Kick vornehmlich der Kenner, dass der Krösus vom Bodensee endlich einen ebenbürtigen Widerpart gefunden hatte. Und so gestand Niroomand nach dem Halbfinal-Triumph über Friedrichshafen: „Es wäre bitter, den VfB besiegt zu haben und im Endspiel zu scheitern.“ Was nicht passierte. In nicht minder packenden Spielen wurde auch Generali Haching bezwungen.

Dabei arbeitet Niroomand keineswegs gegen die übermächtigen Vereine Hertha BSC, Eisbären, Alba und Füchse. Er verfolgt wie immer eine eigene Strategie, die er so erklärt: „Wenn ich ein Restaurant eröffne, kann ich mich natürlich freuen, wenn es in der Straße kein weiteres gibt. Wenn allerdings niemand die Straße kennt, kommen auch keine Gäste. Wenn es aber vier, fünf richtig gute Restaurants gibt und sich das herumspricht, dann haben alles was davon.“

Dass Volleyball neben den genannten Sportarten ein Nischenprodukt bleibt, ärgert Niroomand zwar, aber er hat auch dafür eine Parabel: „Wir sind wie ein Mittelständler, der Schrauben produziert. Diese Schrauben müssen eben besonders gut sein, um sich zu behaupten.“

Deswegen schraubt er mit Sponsor Berlin Recycling an einer Mannschaft für die Champions League, in der sich die Berliner erstmals mit den Großen Europas messen dürfen. Im Gegensatz zum Fußball ist das aber kein finanzieller Segen, sondern kostet zusätzlich Geld.

HM

 

51 - Sommer 2012
Sport