Geschichte unter freiem Himmel

Nach und nach werden auf dem Invalidenfriedhof die letzten Ruhestätten bekannter Persönlichkeiten aus zwei Jahrhunderten neu gestaltet

Mit seiner beschaulichen Lage am Wasser, dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, gleicht der alte Invalidenfriedhof eher einem Park als einer Begräbnisstätte. Als bedeutendes Geschichts- und Kulturdenkmal ist er Anziehungspunkt vieler Besucher aus aller Welt. Die Anlage gehört zu den ältesten Friedhöfen in Berlin und gibt Auskunft über preußische und deutsche Militärgeschichte, ebenso ist sie Erinnerungsstätte an die deutschen Befreiungskriege von 1813 bis 1815. Hohe Militärs wurden hier beigesetzt. Zu den auffälligsten Grabmalen zählt das von Schinkel entworfene Scharnhorst-Denkmal. Der preußische General und Militärreformer starb 1813 an den Folgen einer Schussverletzung in der Schlacht bei Großgörschen. Die Namen der Toten, die auf dem Invalidenfriedhof ruhen sind sowohl mit patriotischer Tradition als auch mit verhängnisvoller NS-Geschichte verbunden. SS-Obergruppenführer Heydrich hat ebenso wie die Offiziere des gescheiterten Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 auf dem Invalidenfriedhof eine Grabstätte erhalten. Nach dem Fall der Berliner Mauer bot das Areal, bedingt durch seine Lage im DDR-Grenzgebiet mit Todesstreifen nach dem 13. August 1961, ein Bild der Zerstörung und Verwüstung. Vor dem Mauerbau gab es noch 3 000 Grabstätten, nach ihrem Fall nur noch knapp 300. Der Förderverein Invalidenfriedhof e. V., der dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, engagiert sich für den Erhalt und die Restaurierung der Grabstätten des Friedhofs, der ursprünglich als letzte Ruhestätte für die „lahmen Kriegsleut“ des Invalidenhauses von Friedrich dem Großen 1748 angelegt wurde. In Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Berlin und dem Bezirksamt Mitte sind 124 Grabstätten seit 1992 saniert bzw. restauriert sowie 83 mittels eines Erinnerungssteins restituiert worden. Allein im diesjährigen Jubiläumsjahr des Vereins sind 33 neu gestaltete Grabstätten hinzugekommen, wie die von Oberst Wilhelm Staehle, einem Mann des 20. Juli 1944 und letztem Kommandanten des Invalidenhauses, oder die des Preußischen Staats- und Kriegsministers Julius von Verdy du Vernois, Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ für Wissenschaft und Künste.


Information:

Der Invalidenfriedhof liegt zwischen Scharnhorststraße und Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, nördlich des Bundeswirtschaftsministeriums
www.foerderverein-invalidenfriedhof.de
 

52 - Herbst 2012
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