Hoch hinaus in der City West

Endlich ist es soweit: Nach einer rund 15-jährigen Planungsgeschichte beginnen jetzt die Bauarbeiten an einem Hochhaus am Breitscheidplatz. 250 Millionen Euro investiert die Strabag Real Estate GmbH in den auf den Namen Upper West getauften Turm. Und auch der Hauptmieter steht schon fest.

Irgendeinmal in den neunziger Jahren kam Christoph Langhof eine Idee. Der Architekt hatte damals sein Büro im Schimmelpfenghaus, einem Ende der 1950er Jahre errichteten Bürogebäude am Breitscheidplatz, und musste be­obachten, wie die Gegend rund um die Gedächtniskirche immer mehr an Attraktivität verlor. Als Planer fragte er nach den Ursachen – und erkannte, dass das Problem das Schimmelpfenghaus war. Dieses überbrückte nämlich die Kantstraße, verbarrikadierte so gleichsam den Zugang von Westen zum Breitscheidplatz und verschattete zu allem Unglück auch noch die Umgebung.

Langhofs damalige Erkenntnis: Das Schimmelpfenghaus muss weg. An dessen Stelle entwarf er einen Hochhauskomplex, der unter dem Namen Atlas-Tower bekannt wurde. Damit löste der Planer eine heftige Debatte aus – nicht zuletzt deshalb, weil das Schimmelpfenghaus unter Denkmalschutz stand. „Am Anfang waren alle gegen uns“, blickt Langhof zurück. „Aber ich habe immer an diese Vision geglaubt.“

Jetzt, mehrere Jahre und diverse Eigentümerwechsel später, wird die Vision Wirklichkeit. Möglich macht es die Strabag Real Estate GmbH, eine Projektentwicklungsgesellschaft, die zum österreichischen Baukonzern Strabag gehört und das Grundstück 2011 erwarb. „Wir glauben an die City West“, nennt Thomas Hohwieler, Geschäftsführer der Strabag Real Estate GmbH, den wichtigsten Grund für das Engagement. Dafür, dass es nicht bei Absichtserklärungen bleibt, sprechen die finanziellen Ressourcen des Bauherrn: „Wir arbeiten“, so Hohwieler, „für einen Konzern, der stark genug ist, ein solches Projekt zu realisieren.“

250 Millionen Euro soll der Neubau kosten, der jetzt Upper West heißt. Er besteht aus einem 118 Meter hohen Turm und einem 37 Meter hohen Riegelgebäude. Insgesamt 53 000 Quadratmeter Geschossfläche entstehen, von denen 25 500 Quadratmeter auf Büros, 21 000 Quadratmeter auf ein Hotel, 5500 Quadratmeter auf Läden und 1000 Quadratmeter auf eine Skybar im 33. Stock entfallen. Die Läden werden in dem zum Breitscheidplatz ausgerichteten Riegelgebäude untergebracht, während die Büros in den oberen Etagen des Riegelgebäudes und des Turms geplant sind.

Büromieter stehen noch nicht fest. Dafür aber hat Strabag den Hotelbetreiber bereits vertraglich gebunden: Es ist das stark expandierende Unternehmen Motel One, das in den unteren Etagen des Upper-West-Hochhauses ein Hotel mit 582 Zimmern eröffnen wird. Motel One hat sich auf die Fahnen geschrieben, hohe Design-Qualität zu Budget-Preisen zu liefern.

Derzeit laufen die Abrissarbeiten an den noch existierenden Teilen des Schimmelpfenghauses (ein Großteil wurde bereits für den Bau des benachbarten Zoofensters abgebrochen). Im Frühjahr 2014 soll die Grundsteinlegung gefeiert werden, und im Sommer 2016 soll alles fertig sein. Dafür, dass das auch funktioniert, sorgt das Büro KSP Jürgen Engel Architekten, das bereits mehrere Hochhausprojekte betreut hat. Die Fassadenplanung aber liegt weiterhin in den Händen von Christoph Langhof. Seinen ursprünglichen Entwurf hat er etwas verändert: Die Fassade weist jetzt eine netzartige Struktur auf – und ist damit, wie Thomas Hohwieler als Vertreter des Bauherrn sagt, „ein bisschen großstädtischer geworden“.

Paul Munzinger

 

53 - Winter 2012/13
Stadt