Open Access in der Gropiusstadt – Zukunft Glasfasernetz

Die Berliner Gropiusstadt feiert ihren 50. Geburtstag. Ein guter Anlass für den Startschuss im Einkaufszentrum „Wutzky“ zur Inbetriebnahme der rund 4500 Glasfaser-Anschlüsse in der Berliner Großsiedlung. Die Mieter in der Gropiusstadt können ab sofort nach dem sogenannten Open-Access-Modell ihren Telefon-, Internet- und TV-Anbieter zwischen mehreren Anbietern frei wählen.

Die Glasfaser-Versorgung in der Neuköllner Wohnsiedlung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Energieunternehmens Vattenfall, der Wohnungsbaugesellschaft degewo, des Telekommunikationsunternehmens Ericsson und des Plattformanbieters QSC.

Ab sofort können die Anwohner der Berliner Gropiusstadt Triple-Play-Dienste wie Internet, Telefon und TV mit Bandbreiten von zunächst bis zu 100 Mbit/s von mehreren Anbietern beziehen. Als erste Vermarktungspartner stehen die Berliner DNS:NET GmbH, die Frankfurter MyGate AG und die AVE-TEL GmbH aus dem bayerischen Nördlingen mit Angeboten bereit. Weitere Service Provider sollen folgen.

Darüber hinaus profitieren die Mieter bereits mit dem Einschalten des neuen Netzes von einer „Grundversorgung Internet“, die es ihnen ermög­licht, sofort eine Onlineverbindung aufzubauen, noch bevor sie sich für einen der Anbieter entschieden haben. Denn einzelne Informationsdienste sind über www.gropiusstadt.net bereits dann kostenlos verfügbar, nicht jedoch der komplette Internetzugang oder Videodienste.

Die vier Unternehmen betreiben das zunächst auf vier Jahre angelegte Projekt gemeinsam und versprechen sich dadurch in den kommenden Jahren wichtige Erkenntnisse für die weitere Verbreitung der Breitbandnetze nach dem so genannten Open-Access-Modell, ein Modell, bei dem die Glasfaser für unterschiedliche Vermarktungspartner offen ist.

Beteiligte Unternehmenhaben Pionierarbeit geleistet

Kooperationen verschiedener Unternehmen wie das Glasfaserprojekt Gropiusstadt seien Modelle, die Schule machen müssten, kommentierte die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, Iris Henseler-Unger, anlässlich der Pressekonferenz zum Start des Glasfasernetzwerkes Anfang November 2012 im Wutzky. „Der Ausbau hochleistungsfähiger Breitbandanschlüsse geht immer noch zu zögerlich voran. Das Open-Access-Modell der Gropiusstadt zeigt, dass der Ausbau leistungsfähiger Infrastrukturen im Wettbewerb möglich ist. Die beteiligten Unternehmen haben bei diesem Pilotprojekt Pionierarbeit geleis­tet. Ich hoffe sehr, dass weitere Projekte dieser Art folgen werden und zum Erfolg der Breitbandstrategie der Bundesregierung beitragen.“ Initiator und Hauptinvestor des Projekts ist der Berliner Verteilnetzbetreiber Vattenfall Europe Distribution Berlin GmbH. Helmar Rendez, Geschäftsführer des Unternehmens, betonte noch einmal die hohe Bedeutung der Weiterentwicklung und Verbreitung von Breitbandnetzen vor allem für Energieunternehmen wie Vattenfall. „Für uns sind Glasfasernetze die Zukunft. Sie sind für das Gelingen der Energiewende unersetzlich, denn die Steuerung von Angebot und Nachfrage erneuerbarer Energien stellt zukünftig deutlich höhere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Netze.“ Für das Wohnungsbauunternehmen degewo steht bei dem Projekt die Attraktivität der Wohnungen für die Mieter in der Gropiusstadt im Vordergrund. „Wir schließen rund 4500 Wohnungen an das Glasfasernetz an. Das zeigt, dass die Gropiusstadt zu ihrem 50. Geburtstag keine alte Tante ist, sondern Zukunft hat“, so degewo-Vorstand Frank Bielka.

Stefan Koetz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Ericsson Deutschland, das als Generalunternehmen die Technik liefert und für Vattenfall das Netz betreibt: „Aus Sicht des Verbrauchers ist die Geschwindigkeit und Qualität, mit der Daten übertragen werden, die entscheidende Größe, um Internet, HD-Video, Multimedia- sowie gänzlich neue Anwendungen komfortabel zu nutzen. Aus unserer Sicht geht es auch darum, Erfahrungen zu sammeln, wie mit dem Open-Access-Ansatz der noch immer lahmende Glasfaserausbau in Deutschland beschleunigt werden kann.“

Die QSC AG stellt den Vermarktungspartnern die Internet-Anschlüsse zur Verfügung und übernimmt als neutraler Dienstleister das Datenmanagement im Auftrag der anbietenden Service-Provider. Diese können auf dieser Basis eigene Angebote vermarkten. QSC-Vorstand Arnold Stender wies auf die Wichtigkeit eines offenen Zugangs zu Berlins modernstem Kommunikationsnetz hin: „Wir sind hier neutraler Netz- und Diensteintegrator. Unsere Aufgabe ist es, die kommerzielle Nutzung von Glasfaser-Anschlüssen für alle Beteiligten einfacher und effizienter zu machen. Mit DNS:NET, MyGate und AVE-TEL stehen nun erste Vermarktungspartner mit attraktiven Angeboten bereit.“

 

53 - Winter 2012/13
Stadt