Ausbildungsqualität hat Priorität

Der Hotel- und Gaststättenverband Berlin e.V. will mit einer im Herbst gestarteten Initiative gute Ausbildungsqualität hervorheben.

Schon die griechischen Philosophen beschäftigten sich mit dem Sinn der Arbeit. Und das Thema ist aktuell geblieben: Auch unsere moderne Arbeit soll mehr sein als Geld- und Statuserwerb. Sie wird im Idealfall zur Quelle von Sinngebung, Erfahrungszuwachs, Förderung und Wertschätzung.

Besonders junge Menschen hegen hohe Erwartungen an ihren Arbeitsweg. Doch in vielen Branchen ist der Weg von Anfang an steinig – die Nachwuchskräfte finden keine idealen Ausbildungsbedingungen vor. Auch im besonders in der Hauptstadt so attraktiven Hotel- und Gaststättengewerbe ist dieses Phänomen bekannt, die häufigsten Verstöße sind bei Ausbildungszeiten und Lehrunterweisung zu verzeichnen. Hier möchte der Hotel- und Gaststättenverband Berlin e.V. (DEHOGA Berlin) Abhilfe schaffen.

In diesem Herbst startete der Verband eine Offensive zur Qualitätssteigerung und -wahrung der Ausbildungsbedingungen. Die Teilnahme an der Initiative mit dem Namen „Ausbildungsqualität hat Priorität“ basiert selbstverständlich auf Freiwilligkeit. Sie stößt jedoch in der Branche auf offene Ohren. Schon über 30 Berliner Unternehmen haben ihre Teilnahme zugesagt, die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt und ihre Zertifikate bekommen. Darunter einige Häuser der Accor Hotellerie wie das Esplanade, das Westin Grand oder das Swissotel ebenso wie kleinere Gästehäuser, verschiedene Gastronomen und auch Vereine, wie beispielsweise das ambitionierte Mosaik, das Menschen mit Behinderung Integrationsarbeitsplätze vermittelt. Bereits zu Beginn der Initiative profitierten davon mehr als 750 Azubis. Was genau kann die proaktive Initiative des Dehoga Berlin leisten? Sie ist eine Selbstverpflichtung der Mitglieder, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zukünftiger Fachkräfte der Branche zu unterstützen. Um konkret sein zu können, hat die Dehoga Leitsätze erarbeitet, zu denen sich interessierte Betriebe per Fragebogen äußern. Selbstverständlich ist für alle teilnehmenden Unternehmen die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen. Darüber hinaus geht es bei „Ausbildungsqualität hat Priorität“ jedoch um viel mehr. So bietet der Ausbildungsbetrieb dem Azubi eine angemessene Orientierungsphase und Einarbeitungszeit und stellt ihm eine ständige Bezugsperson im Betrieb an die Seite. Das Arbeitsklima ist von Weltoffenheit, Fairness, Toleranz und Respekt geprägt. Die Ausbilder sind qualifiziert und durch kontinuierliche Schulungen ständig auf der Höhe der Zeit. Regelmäßige Feedbackgespräche sind ebenso selbstverständlich wie eine intensive Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen und die Unterstützung bei der Karriereplanung. Besondere Beachtung findet die Work-Life-Balance während der Ausbildung. So werden Arbeitszeitkonten angelegt, die für Zeitausgleich bei Überstunden sorgen. Ein Unternehmen, das diese und noch einige weitere Anforderungen an die Ausbildungsqualität erfüllt, bekommt ein Zertifikat. Die Einhaltung der zugesagten Qualitätsstandards wird mithilfe einer unabhängigen und anonymen Befragung der Auszubildenden gewährleistet. Falls Diskrepanzen zwischen den Zusagen des Ausbildungsbetriebs und den Erfahrungen des Azubis auftauchen sollten, gibt der Dehoga dem Ausbildungsbetrieb Handlungsempfehlungen. Wenn alles klappt und beide Seiten zufrieden und konstruktiv miteinander umgehen, entsteht eine klassische Win-win-Situation: Der Azubi weiß sich auf dem richtigen Weg, der Betrieb profitiert von guten und motivierten Nachwuchskräften – und schließlich haben auch Berlin und seine vielen Besucher noch mehr Spaß an einer Stadt, die mit qualitativ hochwertiger Dienstleistung glänzt.

Edith Döhring

 

53 - Winter 2012/13