Mit Humboldts Augen sehen lernen

Die Beschäftigung mit Tieren kann für Menschen jeden Alters positive Auswirkungen haben. Bereits das Betrachten von Tieren ist nachweislich entspannend. Viele Studien belegen darüber hinaus eindeutig, dass die Bereitschaft und die Fähigkeit zu einfühlendem Denken durch die Beschäftigung mit Tieren verstärkt werden. Ein zoopädagogisches Angebot für Kinder ist also ein nahe liegender Schritt, den der Zoologische Garten und der Tierpark Berlin mit der Gründung der Junior Zoo-Universität Berlin vor vier Jahren in die Tat umgesetzt haben.

Wo und wie leben die Tiere dieser Erde? Wie haben sich bestimmte Gattungen entwickelt, und welche Arten sind gefährdet? Diese und viele andere spannende Fragen will die Junior Zoo-Universität Berlin unter dem Slogan „Check die Welt“ beantworten. Ihr Angebot wendet sich an Kinder im Alter von zehn bis 12 Jahren. Auf ebenso spielerische wie intensive Art und Weise soll ihr naturwissenschaftliches Denken und Forschen angeregt werden. Im Mittelpunkt der Unterrichtung stehen Fragestellungen der Zoologie auf den fünf Kontinenten und in den Polargebieten. In dem Bemühen, die Natur zu verstehen, stößt man auf große Vorbilder. So liegt dem pädagogischen Konzept der Junior Zoo-Universität das Ideal der Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt zugrunde – die Einheit von Lehre und Forschung und die Stärkung des Freiheitsdrangs menschlicher Erkenntnis.

Die Junior Zoo-Universität nimmt den in der Satzung festgelegten klassischen Bildungsauftrag des Zoologischen Gartens und des Tierparks Berlin wahr, indem sie ein Programm bietet, das die natürliche Neugierde und den kindlichen Forschergeist fördert und die Erkenntnisse wissenschaftlich untermauert. Die Wissensvermittlung folgt einem transdisziplinären, ganzheitlichen und zugleich exemplarischen Ansatz, die universitäre Praxis basiert auf der fachlichen Kompetenz der leitenden Experten in Zusammenarbeit mit universitären und außeruniversitären Dozenten. Eine zweisemestrige „Reise“ durch alle Kontinente liegt vor den rund 50 Jungen und Mädchen, die pro Jahr angenommen werden. Die Wissbegierigen werden zu „Junior-ForscherInnen“ ausgebildet, indem sie altersgerecht mit Methoden naturwis­senschaftlicher Forschung vertraut gemacht werden. Bei der Wochenendunterrichtung in Biologie und Zoologie an jedem Samstag des Jahres sowie in zusätzlichen Ferienprogrammen lernen sie, mit den Augen Alexander von Humboldts zu sehen. Dabei kommen gemischte Lehrformen zur Anwendung – sowohl klassischer Frontal-Unterricht wie auch Übungen, Feldforschungen sowie Expeditionen. Auf dem aktuellen Studienplan stehen Themen wie „Haie, Hechte, Salamander – Die Formenvielfalt europäischer Lurche, Kriechtiere und Fische“, „Tiere der Kälte – Wie passen sich Tiere an die extremen Lebensbedingungen an?“, „Unterwasserwelt Australiens und Ozeaniens“ oder „Jaguar, Krallenaffen und Tapire – Die Tierwelt Südamerikas“. Ergänzt wird das Angebot durch Begleitprogramme wie „Treff-Punkt Zoo: Forschung in der zentralafrikanischen Republik mit Raffael Hickisch“ und „Treff-Punkt Urania Berlin: Kein Mensch braucht Frösche – oder doch?“ mit Dr. Mark-Oliver Rödel.

Die Idee der Zoo-Uni wurde sehr gut angenommen, es gibt weit mehr Bewerber als Studienplätze. Um zu denen zu gehören, die von dem breiten Wissens-Angebot profitieren, müssen Bewerber ausführlich darlegen, warum sie an der Junior Zoo-Universität Berlin studieren wollen. Viele der Kinder, die ein Studium absolviert haben, bleiben im „Alumni-Club“, dem Kreis der Ehemaligen, aktiv. So haben sich z. B. dieses Jahr, anlässlich des runden Geburtstages des Zoo-Aquariums Berlin, die Alumni der Junior Zoo-Universität Berlin etwas Besonderes ausgedacht: Die Junior-Experten-Rallye mit Gewinnspiel. Am 17. März, am 26. Mai und am 6. Oktober 2013 von jeweils 10 bis 17 Uhr werden die Junior-Experten großen und kleinen Besuchern Expertenauskunft über unterschiedliche Tierarten wie Haie, Krokodile, Blattschneideameisen u. v. m. erteilen und Hilfestellung zu den Quizfragen des Gewinnspiels geben. Die Junior Zoo-Uni wäre ohne die engagierte und tatkräftige Hilfe von Sponsoren wie der Gasag und der Investitionsbank Berlin nicht realisierbar. Auch viele Förderer und die Mitglieder des Beirats tragen dazu bei, dass dieses wichtige Projekt weitergeführt werden kann.

Edith Döhring

 

54 - Frühjahr 2013