Beim alten Bismarck   um die Ecke

Der Sachsenwald bei Hamburg bietet schöne Golfplätze und ein Romantikhotel der Extraklasse.

Nein, ein Wald wie jeder andere ist der Sachsenwald wahrlich nicht. Vom Namen her ist er ein Meister im Tarnen und Täuschen: Mit dem Freistaat im Osten Deutschlands hat er nicht das Geringste zu tun, liegt vielmehr im Südosten Schleswig-Holsteins, gleich vor den Toren der Hansestadt Hamburg. Mit rund 6 000 Hektar gilt er als größtes zusammenhängendes Waldgebiet in ganz Norddeutschland.

Knauserig war Kaiser Wilhelm I. nicht, als er Anno 1871 – im Hochgefühl des gerade errungenen Sieges im Krieg gegen Frankreich – seinem verdienten Reichskanzler Otto von Bismarck mal eben den kompletten riesigen Wald schenkte. Dessen Nachfahren gehört der Sachsenwald größtenteils noch immer, auch wenn Urenkel Ferdinand von Bismarck vor ein paar Jahren ein knappes Viertel davon gegen eine unbekannte Summe an einen nicht ganz unvermögenden Hamburger Reeder abtrat.

Nach wie vor zählen die allherbstlichen Jagdgesellschaften, zu denen die von Bismarcks in die weiten Ländereien rund um ihren Stammsitz Schloß Friedrichsruh einladen, zu den gesellschaftlichen Höhepunkten für Europas Schöne und Reiche. Auch gekrönte Häupter wie Schwedens König Karl-Gustav gehen mit Vorliebe bei den von Bismarcks auf Wildschweinjagd.

Wer dort nicht auf der Einladungsliste steht, kann sich ganz in der Nähe gleichfalls ausgesprochen wohl und in bester Gesellschaft fühlen. Als Gast im Waldhaus Reinbek kann man die fast schon legendäre Promidichte des Sachsenwalds gar nicht übersehen. An fast jedem Türrahmen dieses 5 Sterne Romantik Hotels künden ganze Reihen von Messingtäfelchen davon, welche VIP’s im jeweiligen Gemach wann genächtigt haben – ein „Who‘s who?“ von internationalem Format. „Prince & Princess Charles & Camilla“ haben vor ein paar Jahren im Goldenen Oktober dem Waldhaus ebenso den Vorzug vor dem Schloss derer von Bismarck gegeben wie schon zuvor, einst im Mai, Ex-US-Außenminister Henry Kissinger, Playboy Gunter Sachs und diverse Male Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer. Die zahlreichen in Messing gestanzten Namen berühmter Kino- und Bühnenstars, die schon in den 50 individuell im Landhausstil eingerichteten Zimmern und Suiten des Waldhauses Reinbek abstiegen, lassen so manchen Roten Teppich in Hamburg oder Berlin vor Neid erblassen: Ex-Spicegirl Geri Halliwell, Sänger und Songwriter Bob Geldorf und Alt-Rocker Peter Kraus waren zu unterschiedlichen Daten im Zimmer 311 zu Gast, das schon die Volksmusik-Nachtigallen Margot und Maria Hellwig einst geteilt hatten. Torwart-Titan Oliver Kahn bettete sein Haupt in Zimmer 112 offenbar in dieselben Kissen, auf denen auch die Sängerin Marianne Rosenberg und die Schauspielerin Gudrun Landgrebe schon sanft entschlummerten.

Leise Zweifel, ob Matratze und Bettgestell nicht vielleicht über Gebühr strapaziert worden sind, werden wohl eher im Nachbarzimmer mit der Schnapszahl 222 aufkommen, wo mit Ex-Fußballmanager Rainer Calmund schon ein Schwergewicht von besonderem Kaliber übernachtet hat. Ob Rosenzimmer, Kandinsky- oder Bismarck-Suite – jedes Zimmer im Waldhaus hat seinen eigenen individuellen Charme und strahlt die mit Liebe zum Detail gestaltete Atmosphäre dieses familiär geführten Luxushotels aus. Hotelchef Dieter Schunke und seine Familie leiten das Waldhaus schon seit nahezu 50 Jahren. Als es 1992 bis auf die Grundmauern niederbrannte, ließen sie sich nicht entmutigen, sondern bauten es in neuem, modernem Gewand wieder auf und schreiben seither die sensationelle Erfolgs­geschichte des luxuriösen Landhotels am Rande der Millionen-Metropole fort. Ein Erfolg, der sich auch anhand nüchterner Zahlen nachweisen lässt: Im vergangenen Jahr konnte Familie Schunke bereits die 25 000. Gesellschaft seit der Wiedereröffnung des Waldhauses 1995 begrüßen – eine Hochzeitsgesellschaft, eine von im Schnitt 260 pro Jahr, neben Hunderten Firmentagungen, Geburtstagen, Jubiläumsfeiern und anderen rauschenden Festen.

Entspannung bei einer Chinesischen oder einer Ayurveda-Massage, in Sauna oder Whirlpool verspricht ein Besuch der Belle Etage mit Beauty- und Wellness-Atelier, wo der Gast sich sein ganz persönliches Schönheitsprogramm zusammenstellen lassen kann. Geradezu eine Quadrophonie der kulinarischen Verwöhnung bietet hingegen Küchenchef Christian Dudka mit seinem Team: In gleich vier verschieden gestalteten Restaurants kann man die saisonalen, frisch zubereiteten Köstlichkeiten genießen, wie gebratenes Perlhuhn, geschmorte Rehkeule, Wachtelbrüstchen oder – der Sachsenwald lässt grüßen – „Frischlingskeule aus heimischen Forsten“. Eine besondere Attraktion der Waldhaus-Gastronomie ist die große Showküche, in die die Gäste aus allen vier Restaurants einen Blick werfen können. Und den Abend stilvoll ausklingen lässt man anschließend in der American Bar „Bibliothek“, deren gemütliches Ambiente im altenglischen Stil am Wochenende auch viel Jeunesse dorée aus Hamburg in den östlichen Vorort lockt.

Gut, dass die Sachsenwald-Region auch gute Gelegenheiten bietet, die Folgen kleiner „Sündenfälle“ auf äußerst angenehme Weise wieder abzutrainieren. Ein halbes Dutzend Golfplätze sind vom Waldhaus Reinbek aus in weniger als einer halben Autostunde zu erreichen. Kaum zehn Minuten entfernt liegt beispielsweise der 1985 gegründete Golf-Club am Sachsenwald, der auf einem 60 Hektar großen, leicht geschwungenen Gelände am Südrand des riesigen Waldgebietes zu einer herausfordernden, abwechslungsreichen Golfrunde einlädt. Vor der dunkelgrünen Kulisse des Sachsenwaldes mit seinen dichten Buchen-, Eichen- und Kiefernbeständen erwarten den Golfer zahlreiche Teiche und Biotope, die langen Fairways kreuzende Bäche und von Bunkern gut verteidigte, oftmals hängende Grüns. Imposanter alter Baumbestand und die für die holsteinische Landschaft typischen Knicks wurden geschickt in den Platz integriert und machen ihn zu einem wunderbaren Naturereignis – besonders, wenn im Herbst der Sachsenwald ein Farbenspiel bietet, das dem berühmten Indian Summer in Neuengland in nichts nachsteht.

Ein nicht weniger schönes Kontrastprogramm bietet, eine gute Viertelstunde entfernt, der 2002 gegründete Club Golf Gut Glinde. Dort ist das weitläufige Gelände mit insgesamt 33 Golfbahnen (18-Loch-Platz, 9-Loch-Platz und 6-Loch-Platz) sehr viel offener, und von einigen Bahnen sieht man in der Ferne bis zu den Wohnsilos der östlichen Hamburger Vororte. Auch hier lange Fairways, große künstliche Wasserhindernisse und ein beißendes Rough, das man lieber vermeidet. Unterm Strich: Die Golfplätze am Rande des Sachsenwaldes und das vorzügliche Romantikhotel Waldhaus Reinbek sind ein mehr als lohnendes Ziel für eine Golf-Kurzreise – nur zweieinhalb Stunden nordwestlich von Berlin!

W. W.

 

54 - Frühjahr 2013
Sport, Golf