Gewerbeimmobilien hoch im Kurs

In Berlin wird sich die Zahl der Bürobeschäftigten bis 2020 um 8,7 Prozent auf rund 775 000 Menschen erhöhen. In der Hauptstadt werden künftig zusätzliche Büroflächen von bis zu 1,6 Millionen Quadratmetern benötigt.Hauptsächlich Bedarf haben Technologie-, Medien- und Telekommunikationsunternehmen, hinzu kommen die öffentliche Verwaltung und unternehmensorientierte Dienstleistungsbetriebe, große Digitalunternehmen sowie Startups. 

Wie bei allen Immobilien spielt die Lage eine wesentliche Rolle. Bei Gewerbeimmobilien sind es citynahe oder Cityrand-Gebiete, die verkehrstechnisch gut liegen. Neben der Anbindung sind urbane Strukturen bei den Büromietern gefragt. Besonders attraktiv sind nach wie vor Berlin-Mitte, City West, Media-Spree, Europacity. In den Fokus von Projektentwicklern rücken nun auch Stadtteil-
lagen in Kreuzberg, Tempelhof, Schöneberg oder auch die Gegend am Südkreuz. 

Ein Unternehmen, das sich in der Europacity, also im Stadtzentrum, niedergelassen hat, ist die 50Hertz Transmission GmbH, die die Netzintegration von etwa 40 Prozent der gesamten in Deutschland installierten Windkraftleistung sichert und damit für die Stromversorgung von rund 18 Millionen Menschen sorgt. In zehnmonatiger Bauzeit entstand der 13-geschossige Rohbau des Architekturbüros Love architecture aus Graz, im Spätsommer sind die 650 Mitarbeiter, die in die Mitgestaltung ihres zukünftigen Arbeitsplatzes integriert waren, in die neue Unternehmenszentrale eingezogen. Jede Etage bietet Möglichkeiten, im kleineren Kreis oder in größeren Gruppen zusammenzuarbeiten. Und Tische auf den Außenterrassen laden ein, im Freien zu arbeiten.

Die Unternehmensgruppe Project, einer der größten Projektentwickler Deutschlands, entwickelt und baut mit dem Objekt „Reinhardtstraße 49“ im westlichen Mitte einen repräsentativen, achtgeschossigen Büroneubau mit einer Gesamtmietfläche von rund 2 100 Quadratmetern. Die Büroflächen lassen sich flexibel, je nach den individuellen Anforderungen des Nutzers, in Einzel-, Doppel- oder Gruppenbüros aufteilen. Im Frühjahr 2018 soll alles fertig sein.

In größerem Stil plant das Unternehmen in Berlin-Schönefeld das sogenannte Frontoffice. Es verfügt über Büroflächen bis 32 500 Quadratmeter in fünf zusammenschaltbaren Gebäuden. Grundrissgestaltung und Raumaufteilung sind ebenfalls flexibel, die Gebäude haben eine hohe Energieeffizienz mit geringen Nebenkosten, außerdem sind Pkw-Stellplätze angeschlossen.

Auch die City West verändert sich weiterhin. An der Joachimsthaler Straße zwischen Bahnhof Zoo und Kurfürs-tendamm entsteht ein weiterer Neubau, nach Abriss der alten ehemaligen Passage, deren bekanntester Mieter das Beate-Uhse-Erotikmuseum war. Vis à vis zum Hochhaus Zoofenster werden Läden, Lokale und Büros einziehen. US-Investor und Bauherr Hines nennt sein sechsstöckiges Geschäftshaus „Zoom“, das Architektenbüro Hascher Jehle stattet die 150 Meter langen Schaufenster der unteren drei Geschosse mit durchgehenden Glasfassaden aus. Bezugsfertig soll das Gebäude 2017 sein.

Ganz in der Nähe am Kurfürstendamm wurde ein schlichter Nachkriegsbau aus den 60er-Jahren durch einen Neubau ersetzt, welcher sich kaum von anderen gründerzeitlichen Bauten in der Umgebung unterscheidet. Die Fassade des Palais Holler lehnt sich in Aufbau und Gliederung an die Nachbarbebauung mit ihren wilhelminischen Elementen an. Der Entwurf des sechsgeschossigen Geschäftshauses mit Dachgeschoss und einer Tiefgarage mit 50 Stellplätzen sowie einer kleinen Gartenanlage stammt vom Architektenbüro Nöfer. Bauherr ist die AKV Immobilien Management GmbH.

Wie wollen wir künftig wohnen, arbeiten und leben? Die Selbstbaugenossenschaft Berlin eG hat sich diese Frage gemeinsam mit den Architekten ifau und Heide & von Beckerath gestellt, als sie 2011 das „Integrative Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt“ (IBeB) in der südlichen Friedrichstadt gegenüber dem Jüdischen Museum im Rahmen eines konzeptgebundenen Grundstücksvergabeverfahrens des Berliner Liegenschaftsfonds startete. Nach den Plänen der Architekten entsteht nun bis zum Sommer 2017 ein viergeschossiges Gebäude aus Wohnungen, Ateliers, Studios und Gewerberäumen, das Wohnen und Arbeiten verknüpfen wird. Auch den weiterhin zunehmenden Besucherzahlen in Berlin wird Rechnung getragen. Bis Frühjahr 2017 errichtet die Münchner Grund Immobilien Bauträger GmbH – eine Tochtergesellschaft der UBM Development AG – ein achtstöckiges Holiday Inn Express. Der Hotelbau unweit vom Alexanderplatz in der Klosterstraße neben der Botschaft der Niederlande und den Berliner Wasserbetrieben wird 185 Gästezimmer und eine Tiefgarage mit 13 Stellplätzen bieten. Christian Berger, Geschäftsführer der Münchner Grund Immobilien Bauträger GmbH, will zeigen, „dass auch Neubauprojekte ästhetisch in ein historisches Umfeld eingefügt werden können. Unter Beachtung des unterirdisch verlaufenden U-Bahntunnels wurde eine maßgeschneiderte Lösung für den Standort gefunden“.

Ein weiterer Hotelneubau entsteht am Alexanderplatz. Unter der Marke Hampton by Hilton wird derzeit an der Otto-Braun-, Ecke Mollstraße ein neungeschossiges Gebäude errichtet. Mit 344 Zimmern soll es das weltweit größte Haus der Hilton-Gruppe im mittleren Preissegment sein. Das Projekt wurde von Collignon Architektur und Design GmbH geplant und mit dem Bauherren Lambert Wohnbau GmbH zusammen entwickelt.

Da nicht nur Berlin-Besucher gern konsumieren, wird ein weiteres Shoppingcenter, die „East Side Mall“, ein Projekt der Freo Group, die Auswahl vergrößern. Zwischen der Mercedes-Benz Arena und der Warschauer Brücke in Berlin-Friedrichshain werden bis 2018 auf knapp 40 000 Quadratmetern und drei Ebenen rund 110 Läden einziehen, darunter Einzelhändler, Dienstleistungs-, Gastronomie- und Freizeitbetriebe. Das Einkaufszentrum wird über zwei Haupteingänge zugänglich sein – von der Warschauer Brücke und von der Mercedes-Benz Arena. Außerdem sind etwa 760 Pkw-Stellplätze geplant.

 

68 - Winter 2016
Stadt