Kunst auf Zeit

„Im Spannungs­verhältnis zur Museums­insel und allen vorherigen und spä­teren Nutzungen des Schlossplatzes Zeit­genossenschaft im Zentrum Berlins repräsentieren“, heißt es lapidar in der Programmatik der aus privaten Mitteln finanzierten Kunstinstitution. Gemeint ist aber damit sicher die ­Intention, eine breite und internationale Öffentlichkeit mit der Berliner Künstlerszene zu konfrontieren. In­so­fern ist das auf zwei Jahre angelegte Kunstprojekt kein städtebaulicher Lücken­füller, bevor die Bagger für den Aufbau des Humboldt-Forums anrollen. Es steht vielmehr in der Tradition der kurz­­lebigen Architektur, die allein dem Zweck dient, kurzzeitig Auf­merk­sam­keit zu erregen, um dann wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Dass die Halle diesem Anspruch genügt, da­für sorgt der über­dimensionale, schnörkellose Kubus aus Faserzementplatten des Wiener Ar­chitekten Adolf Krischanitz. Sein Anstrich – vom öster­rei­chi­schen Künstler Gerwald Rockenschaub als poetische Projektions­­fläche gedacht – soll weiße Wolken auf leuch­tend blauem Himmel suggerieren. Das Motiv steht gleichsam auch für Ver­änderung, denn die Fassadenperformance wird sich im Laufe der zwei Jahre ebenso wie die Präs­entationen im Inneren des Kubus ­verändern und schließlich – gleich ­einer Wolke – auflösen.

Im Inneren präsentiert sich derzeit die südafrikanische Künstlerin Candice Breitz, die seit acht Jahren in Berlin lebt, mit dem zweiten Teil ihrer Videoinstallation zum Thema Starkult.­ Im nächsten Jahr werden Installa­tionen von ­Simon Starling, Bilder von Katharina Grosse und Arbeiten des Künstlerpaars Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla gezeigt. Im Grun­­de lehnt sich die Temporäre Kunsthalle Berlin an den „White Cube“ an, der im abbruchreifen Palast der Republik den Raum für die Ausstellung „36 x 27 x 10“ bot. Eine Idee der Künstlerin Coco Kühn und der Kulturmanagerin Constanze Kleiner, die 36 international bekannten Künstlern 2005 damit die Möglichkeit boten, ihre Arbeiten an zentraler Stelle zu präsentieren. So folgt die Temporäre Kunsthalle schließlich dem damals mit viel Engagement betriebenen Projekt und dessen Programmatik, frei von architektonischen oder städtebaulichen Kontexten zu sein.

Reinhard Wahren

 

 

Ausstellung

Inner + Outer Space. Installationen von Candice Breitz

Bis 28. Dezember 2008

Geöffnet täglich 11-18 Uhr, montags 11-22 Uhr

Temporäre Kunsthalle Berlin
auf dem Schlossplatz

www.kunsthalle-berlin.de

37 - Winter 2008