Auf der Höhe der Zeit

Mit 150 Metern ist das Hotel Park Inn am Alexan­derplatz das höchste Gebäude der Stadt. Es hat 1 012 Zimmer auf 37 Etagen. Zu DDR-Zeiten als Interhotel Stadt Berlin bekannt, war es schon damals ein Highlight der Stadt. General Manager Jürgen Gangl hat das Haus erstmals im Jahr 2005 übernommen.

Himmel und Wolken spiegeln sich imposant in der Fensterfront. Die 15 000 Quadratmeter große Fassade des Park Inn wurde 2005 komplett erneuert und glänzt auf dem Berliner Alexanderplatz. Zwei Jahre zuvor wurde bereits die Grundstruktur der Zimmer neu festgelegt und aktuell wurde der gesamte Bestand des Hoteltowers bei laufendem Betrieb für sechs Millionen Euro komplett einem neuen Design unterzogen. Geboren in Trier und aufgewachsen in München, ist Jürgen Gangl im Jahr 2000 in Berlin angekommen und hat seither so manche Baustelle bei laufendem Hotelbetrieb mit betreut. Sicherlich keine leichte Aufgabe. Aber Jürgen Gangl bleibt gelassen: „Wenn man in München leben will, braucht man Geld, in Hamburg Kontakte und in Berlin – Charakter“, sagt er. Über das tägliche Hotelbusiness hinaus hat Gangl Gestaltungsideen gesammelt.Die jüngste Sanierung wurde Stockwerk für Stockwerk durchgeführt. Für jede einzelne Etage waren ca. zehn Tage Zeit. Sechs verschiedene Gewerke mit 35 Mann haben gleichzeitig gearbeitet. Allein in den vergangenen acht Monaten wurden ca. 680 Zimmer komplett erneuert.

Die Zimmer vermitteln dem Gast Zeitgeist, Klarheit und Offenheit. Erreicht wurde dies durch eine geschickte wie pragmatische Raumaufteilung, sehr viel Licht, hochwertige Materialien und originelles Design. Damit will das Vier-Sterne-Superior-Hotel schon heute das bieten, was der zukünftige Hotelmarkt verlangt. Und darüber hinaus. Ab Januar nächsten Jahres wird mit dem Bau der höchst gelegenen Suiten der Stadt begonnen. Dann wird die 37. Etage, die jetzt als Event­etage fungiert und früher ein Casino beherbergte, komplett umgebaut. Die 16 geplanten Suiten in unterschiedlicher Größe von 40 bis 65 Quadratmetern werden dann nicht nur mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt trumpfen, sondern mit einigen Raffinessen, wie den 3,20 Meter bodenhohen Fenstern, einem exklusiven eigenen Frühstücksbereich und dem privaten Check-in und -out auf der gleichen Etage.

Schon 2006 hat Gangl einen Coup gelandet. Denn erst durch den Bau von neun innenliegenden Zimmern, Colour-Suiten genannt, alle ohne Fenster, wurde das Haus zum zweitgrößten Hotel Deutschlands. Ohne Fenster? Kaum vorstellbar. Für Direktor Gangl nicht. Im Gegenteil, jede der Suiten ist im Design eines Fünf-Sterne-Hotels ausgestattet worden. Sie zeichnen sich durch einen großzügigen Badbereich aus und sind mit al­lergikerfreundlichem Fußbodenbelag ausgestattet. Teilweise verfügen sie über Wasserbett und Whirlpool. Die Colour-Suiten bieten damit eine einzigartige Übernachtungsmöglichkeit in Berlin und sind fast immer ausgebucht. „70 Prozent des Gesamtumsatzes des Hotels kommen aus dem Verkauf der Zimmer, unserem Kerngeschäft.“

Einzigartig ist auch die Lage des Hotels. Mitten in der Stadt, direkt gegenüber dem Fernsehturm und mit einem riesigen Parkhaus. Allein 8 000 Menschen nutzen täglich die Durchgangspassage des Hotels. Zu den Problemen des Alexanderplatzes, die Medien und Politik beschäftigen, haben er und die Gäste des Hauses eine andere Sichtweise, die meis­ten schätzen den Ort. „Wenn der Flughafen in Schönefeld eröffnet wird, wird es in Berlin nur noch ein Zentrum geben, und das wird hier sein, auch wenn das so manch einer nicht gern hören mag. Das liegt einerseits an der Verkehrslage und der Anbindung zum Flughafen, aber auch daran, dass fast alle Attraktionen der Stadt wie die Museumsinsel, das Humboldt Forum, der Fernsehturm, das Brandenburger Tor oder der Gendarmenmarkt fußläufig oder schnell von hier zu erreichen sind“, sagt Gangl.

Die acht Lifte zu den Etagen gehören zu den schnellsten Europas. Die Treppen des Hotels sind aber mindestens genauso berühmt wegen des jährlich stattfindenden Firefighter Stairrun. Allein in diesem Jahr sind 772 Feuerwehrleute angetreten, um die 770 Stufen des Park Inn Hotels in voller Montur inklusive Atemschutzgerät in Zweierteams hinaufzulaufen. Weitere Sonderveranstaltungen sind der run up berlin, der im Herbst stattfindet, oder das jährliche Charity Golf Turnier. Auch diese Veranstaltungen sind sehr beliebt und spiegeln die soziale Unternehmensverantwortung wider.

Auch für die kommenden Jahre sind weitere Umbaumaßnahmen geplant. Jetzt ist aber erst einmal die 37. Etage dran, dann die Erweiterung der Dachterrasse im 40. Stock auf rund 250 Quadratmeter Fläche. Einzigartig in Europa ist die wahrscheinlich schnellste Personenabseilwinde der Welt – die Base Flying Station von Jochen Schweizer, von der aus man aus 125 Metern vom Dach des Hotels in die Tiefe fliegen kann. Natürlich weiß Gangl, dass das alles ohne ein stabiles Team nicht zu schaffen wäre. Schon der laufende Betrieb allein ist eine logistische Herausforderung. Die Gesamtfläche des Hotels beträgt knapp 65 000 Quadratmeter, also mehr als neun Fußballfelder. Das Hotel kann momentan 1 966 Gäste beherbergen. Das verlangt Hochleistungen von jedem einzelnen Mitarbeiter. Bei der Personalfrage setzt Gangl ebenfalls auf die Kombination neuer Ideen und auf Erfahrungen und die richtige Mischung von beiden. Die Generation 50+ ist willkommen bzw. wird gehalten und 42 Azubis machen gerade ihre Ausbildung im Haus.

Jürgen W. Gangls liebster Ort ist die öffentlich zugängliche Dachterrasse des Hotels. Das heißt, nicht nur die Gäste des Hauses können diese nutzen, auch die Gäste der Stadt und die Berliner selbst.

Barbara Sommerer

 

72 - Herbst 2017
Stadt