Vom Fliesenhändler zur Factory

Atala handelt seit 45 Jahren mit Fliesen und Bädern. In den letzten Jahren profiliert sich das Berliner Unternehmen mit einer eigenen Kreativabteilung.

Als Weißensee sich anschickte, eine eigene Stadt zu werden, stand auf dem heutigen Gelände der Berliner Allee 270 ein Maschinen- und Kesselhaus. Das war 1912. Die große Fabrikanlage wechselte in den folgenden Jahrzehnten oft ihre Nutzer: Verzinkerei, Metallverarbeitung, Kaffeerösterei und sogar Knallkorken zur Abschreckung von Hunden und für Scheinwaffen wurden hergestellt. So besagen es die Pläne, die zum jeweiligen Umbau und Anbau der Fabrikanlagen bei den damaligen Verwaltungen eingereicht wurden. Ein Mitarbeiter der Firma Atala wühlt sich durch all die Akten, die den Standort dokumentieren. Atala handelt seit 45 Jahren mit Fliesen und Bädern und hat die alten und maroden Gebäude wieder ansehnlich gemacht. In den Hinterhöfen wird mit neuesten Technologien gearbeitet. In der „Factory Atala“ sind zwölf junge Designer, Archi­tekten, Grafiker aus Deutschland, Russland, Finnland, Italien, Frankreich und Spanien beschäftigt. Sie gestalten ganze Räume am Computer, in denen Fliesen eine dominierende Rolle spielen. „Wir sind das Start-up in der Traditionsfirma“, sagt Christine Engler, Büroleiterin und für Planung und Design zuständig.

Mit über 2 500 Quadratmetern Verkaufsfläche ist der Standort Weißensee das Herzstück und die größte Filiale des Unternehmens, das in Berlin dreimal vertreten ist.

In einem funktionalen zweistöckigen öffentlichen Gebäude an der Straßenfront der Berliner Allee gibt es eine große Ausstellung mit Einrichtungsbeispielen. Hier können Kunden sich orientieren und Anregungen holen, wenn sie die eigenen vier Wände planen und neu gestalten. Arrangiert wird der Showroom mit dem Know-how der „Factory“ im Hinterhof. Die Vielfalt an Design und Farbe ist riesig. Die vielen Grautöne erinnern an ein berühmtes Filmzitat von Loriot: 28 Grautöne in jeder Qualität: mausgrau, staubgrau … Nur, dass die Palette bei Atala dieses weit übertrifft. Farbe und Design in vielfältigen Varianten, dazu die entsprechenden Armaturen und Accessoires. Für den 427 Seiten starken Katalog ist zum Teil auch in den alten Fabrikhallen fotografiert worden. In der „Factory“ kann der Kunde sein neues Haus oder Bad am Computer simulieren lassen und es virtuell einrichten. Am Schluss steht eine 3D-Visualisierung. Listen von Material werden zusammengestellt, das Atala liefert. Auch die Handwerker und ein Baukoordinator werden aus dem Haus vermittelt. Darüber hinaus bietet die Factory Zuarbeit für die Architektur- und Immobilienbranche: Neben der 3D-Visualisierung werden bauvorhabenbezogen eigene Designlinien entwickelt und zu Verkaufsbroschüren gestaltet.

Um dies alles bieten zu können, hat sich das Unternehmen seit 2012 Schritt für Schritt neu orientiert, hat sich vom klassischen Fliesen-Händler zum Badplaner und Einrichter entwickelt. Und dabei kommt alles aus einer Hand: von der ersten Idee bis zum letzten Türgriff. Atala hat auch einen eigenen Onlineshop, in dem Werkzeuge und Maschinen für Heimwerker und Profis angeboten werden und vieles mehr rund ums Wohnen.

Auf dem Fabrikgelände in Weißensee ist nebenbei noch ein Ort für temporäre Kunst entstanden. So gab es kürzlich in den alten Fabrikräumen eine Street-Art-Ausstellung.

Martina Krüger

 

76 – Herbst 2018