Vorbeugen, die beste Medizin

Rückenschmerzen sind Volksleiden und Alterskrankheit Nummer eins, noch vor Übergewicht, Herzinfarkt und Bluthochdruck. Dabei sind nicht immer Deformationen, schwache Muskeln oder eine schlechte Haltung die Leidensursache, auch psychosoziale Faktoren können Auslöser sein, wie Studien der letzten Jahre belegen. Dennoch haben diejenigen die besten Chancen, im Alter schmerzfrei zu leben, die sich frühzeitig um ihren Körper kümmern – durch Prävention.

Am liebsten zitiert er Demokrit, den letzten großen Naturphilosophen und Lehrer von Hippokrates, dem Stammvater der Medizin. Seine Vorträge beginnt Dr. Jürgen Wismach gern mit dem Satz: „Die Menschen erbitten sich Gesundheit von den Göttern. Dass sie aber selbst Gewalt über ihre Gesundheit haben, wissen sie nicht.“
Die Bedeutung der Erkenntnis des Gelehrten aus dem antiken Griechenland ist für den Mediziner eine der Grundlagen seiner Arbeit, bei der die Prävention einen besonderen Schwerpunkt einnimmt. – Oder wie es das Bundesgesundheitsministerium formuliert, diese eine zentrale Investition in die Zukunft darstellt – der Facharzt für Orthopädie leitet neben seiner Praxistätigkeit die ambulante Rehabilitation im Centrovital, einem modernen und etablierten Gesundheitszentrum in Berlin-Spandau.
Übersetzt bedeutet Prävention ganz allgemein vorausschauende Problemvermeidung; „vorbeugende Maßnahmen, die geeignet sind, den Eintritt einer Krankheit zu verhindern oder zu verzögern oder die Krankheitsfolgen abzuschwächen“, heißt es im Fachjargon. Wismach sagt: „Prävention ist ein preiswertes Medikament.“ Um beschwerdefrei zu bleiben, plädiert der leidenschaftliche Marathonläufer für mehr Bewegung und Sport sowie die richtige Ernährung. Sich mit einer gesunden Lebensweise fit zu halten, ist theoretisch machbar, praktisch sieht es aber umso deprimierender aus: Wissenschaftliche Studien belegen, dass zu den häufigsten Erkrankungen in den westlichen Industrienationen Rückenschmerzen zählen. Allein in Deutschland leiden nach Schätzungen etwa 27 bis 40 Prozent aller Menschen darunter, 80 Prozent davon klagen mindestens einmal im Leben über Schmerzen, 70 Prozent mindestens einmal im Jahr. Am häufigsten betroffen sind die 50- bis 70-Jährigen; inzwischen gehören jedoch vermehrt auch Kinder zu den Leidtragenden. Ursache dafür sind vor allem Bewegungsmangel und zu viel Sitzen. Dadurch bildet sich die gesamte
Muskulatur, insbesondere die des Rumpfes, nur unzureichend aus. Bandscheibenvorfälle bei 20-Jährigen sind längst keine Seltenheit mehr. Hinzu kommt die steigende Zahl der übergewichtigen Kinder in Deutschland. „Gesundheitserziehung von frühester Kindheit an bis ins hohe Alter“ wäre eine von vielen vorbeugenden Maßnahmen, außerdem „eine Stunde mehr Sportunterricht an den Schulen“, postuliert Jürgen Wismach seit Jahren in seiner Funktion als Mitglied des Landessportbundes.
Erfolgreich Krankheiten abzuwenden oder ihnen vorzubeugen, bedarf aber auch einer individuellen Herangehensweise. So ist Sport nicht gleich Sport, und was dem einen gut tut, kann dem anderen schaden.
Ob beispielsweise Nordic Walking, Kraftsport, Aquafitness, Pilates oder Yoga der richtige Weg zu mehr Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist, soll in Präventionskursen vermittelt werden, wie auch das Bewusstsein für den eigenverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit. Bis zu 80 Prozent der Kosten für Präventionskurse übernehmen die gesetzlichen Kassen mit dem politischen Ziel, die Frühverrentungen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten. Dr. Wismach nennt es Medical Wellness und formuliert es liebevoller: „Fit für das Leben, fit für die Liebe, fit bis ins hohe Alter.“

I.H.

46 - Frühjahr 2011