Second-Hand aus Samt und Seide

Besondere Anlässe verlangen nach einem besonderen Auftritt. Für eine Hochzeit, einen Ball oder Gala-Abend braucht die Frau von Welt ein festliches Kleid, das gern auch noch den Charme der Einmaligkeit besitzen darf. Bei „Sterling Gold“ ist jedes Second-Hand-Kleid voller Pracht, Farbe und Poesie – und immer ein Unikat.

Abenteuer beginnen im Kopf. Die Fähigkeit, aufregende Pläne zunächst durchzudenken und dann auch umzusetzen, zeichnete den vor einigen Jahren verstorbenen Michael Boenke aus, den Gründer des Konzept-Stores „Sterling Gold“, der erstklassige Mode der zweiten Art anbietet. Michael Boenke war gelernter Mode-Designer, ebenso kreativ wie eigenwillig und ein klassischer Selfmade-Man. Seine Affinität zu Mode und schönen Kleidern führte zur Eröffnung eines Stores für Designer-Avantgarde-Mode in Charlottenburg. Aber schon immer von der Abend-, Ball- und Cocktailmode vergangener Jahrzehnte fasziniert, gründete der umtriebige Unternehmer dann das erste „Sterling Gold“ am Kreuzberger Paul-Lincke-Ufer, erkannte aber bald darauf Berlin-Mitte als „the place to be“ und eröffnete 1999 das Geschäft in den Heckmann Höfen. Der Name ist eine freundschaftliche Erinnerung an den in den 90er Jahren in Paris verstorbenen Modedesigner Dietmar Sterling, der Zusatz „Gold“ ist eine Reminiszenz an die von Boenke besonders geliebte Farbe, die eine zentrale Rolle bei der mit Liebe fürs Detail ausgeführten Gestaltung des Geschäfts gespielt hat.
Seit 2003 leitet Michael Boenkes Lebensgefährtin Andrea Jacobs das Geschäft. Sie war schon in der Entstehungsphase dabei, und „Sterling Gold“ ist für sie ein Herzblut-Projekt: „Ich habe zwar eigentlich einen Full-timejob in der Staatsbibliothek zu Berlin, aber das hier macht einfach zu viel Freude, um es aufzugeben. Und es ist eben mehr als ein Geschäft für Mode. Schöne Gespräche, witzige Geschichten, viel Lachen und auch mal ein Gläschen Sekt – das ist ‚Sterling Gold’.“ Natürlich ist die Arbeit nicht allein zu schaffen. Ihr zur Seite steht nicht nur Modeberaterin Elisabeth Lang. Die komplette Ware, die bei „Sterling Gold“ eintrifft, wird gereinigt, repariert und gebügelt. Fast jedes zweite Kleid muss darüber hinaus den heutigen Figuren und Maßen entsprechend geändert werden. Schneiderin Uschi Wittig erfüllt die Verschönerungs- und Reparaturaufgaben mit ganzer Hingabe, gemeinsam mit Michael Beyer, der die Perlenstickerei noch in der Pariser Haute Couture lernte. So viel Einsatz wissen die Kundinnen zu schätzen. Sie kommen aus der ganzen Welt für die schönen, originellen und bezahlbaren Kleider. Die Preise sind moderat, von etwa 70 Euro für kurze Sommerkleider bis zu 400 Euro für Hochzeitskleider.

Edith Döhring
 

46 - Frühjahr 2011